Die Wissenschaftler berechneten die gesundheitlichen Folgen des Konsums zuckerhaltiger Getränke. Dafür analysierten sie Daten aus der Global Dietary Database: Diese Datenbank enthält Schätzungen zum Konsum von zuckergesüßten Getränken auf Grundlage von Ernährungserhebungen sowie Daten über Fettleibigkeit und Diabetesraten. Das Team zog Zahlen aus den Jahren 1990 bis 2020 heran und kombinierte die Datensätze für 184 Länder, um die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs zwischen beiden Faktoren zu berechnen.
Ländervergleich: Afrika, Lateinamerika und Karibik vorn
Demnach gingen 2020 weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf zuckergesüßte Getränke zurück. Das wären einer von zehn neuen Fällen von Typ-2-Diabetes und einer von dreißig neuen Fällen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Den größten Anteil machte die Studie in Afrika südlich der Sahara, Lateinamerika und der Karibik aus. Auf einzelne Staaten bezogen seien Kolumbien, Mexiko und Südafrika besonders betroffen. Je weiter sich Länder entwickelten und Einkommen stiegen, umso zugänglicher und begehrter seien zuckerhaltige Getränke, heißt es.
Nur leichter Anstieg in Deutschland
Für Deutschland sieht die Studie zwischen 1990 und 2020 einen im Vergleich zu anderen Ländern nur leichten Anstieg der Diabetes-Todesfälle pro Million Einwohner, die auf den Konsum von zuckergesüßten Getränken zurückzuführen seien. Bei den Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird sogar ein Rückgang festgestellt, ebenso in den USA und Großbritannien.
Den Daten der Forschenden zufolge wurden hierzulande 2020 wöchentlich knapp 650 Milliliter - oder zwei große Gläser - solcher Getränke konsumiert. Damit steht Deutschland in der Liste der 30 bevölkerungsreichsten unter den untersuchten Ländern ziemlich in der Mitte - allerdings legen Zahlen der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) von 2023 nahe, dass der Konsum an Erfrischungsgetränken hierzulande wieder gestiegen ist.
Die Studienautoren verweisen darauf, dass die Datenlage für manche Länder lückenhaft sei. Die Ergebnisse beruhten daher auf Schätzungen und könnten keine Beweise für Ursache und Wirkung liefern. Das Forschungsteam betont auch, dass zuckerhaltige Getränke schnell verdaut würden und den Blutzuckerspiegel in die Höhe trieben, ohne einen Nährwert zu haben. Regelmäßiger Konsum führe zu Gewichtszunahme, Insulinresistenz und diversen Stoffwechselproblemen, die mit Typ-2-Diabetes und Herzkrankheiten, zwei der weltweit häufigsten Todesursachen, in Zusammenhang stünden.
Gesundheitskampagnen und strengere Regeln
Die Wissenschaftler fordern unter anderem Gesundheitskampagnen, strengere Regeln für die Bewerbung derartiger Getränke und steuerliche Maßnahmen. Eine "Limo-Steuer" gibt es bereits in vielen Ländern, darunter seit 2018 in Großbritannien. Seither ist dort nicht nur der Konsum zurückgegangen - auch Hersteller haben den Zuckergehalt reduziert.
Hierzulande fordern Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten ebenfalls regelmäßig eine solche Abgabe - bislang erfolglos.
Diese Nachricht wurde am 07.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.