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Softskills für Computernerds

Soziale Kompetenz ist nicht das Erste, was einem einfällt, wenn man an Programmierer denkt. Beim Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, wo Informatiker und Systemtechniker ausgebildet werden, hat man das erkannt und bietet dazu ein Kolloquium an, das sich mit den sogenannten Softskills beschäftigt.

Von Axel Flemming |
    "Softskills sind, wie beschreibt man das?"

    "Zum Beispiel Überzeugungsfähigkeit, oder?"

    "Redegewandtheit."

    "Etwas, das ich nicht direkt für meine professionelle Entwicklung brauche, aber als ein Mensch."

    "Fähigkeiten des sozialen Umgangs, ich kenn mich damit jetzt auch nicht so gut aus."

    Auch wenn, oder gerade weil die Definition nicht ganz geklärt ist, das Thema Softskills scheint verlockend. Der Hörsaal 1 am Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik - kurz HPI - ist fast voll: Etwa 200 Studierende sind gekommen.

    Konkret geht es um Glück und das geht über die Softskills, sagt der Vortragende Ernst Fritz-Schubert. Und deshalb hat der Oberstudiendirektor 2007 an seiner Schule in Heidelberg die Idee zum Schulfach Glück umgesetzt.
    Glück ist nicht leicht zu definieren, er geht dabei Buchstabe für Buchstabe vor:

    "'Gelingendes Leben Üben und Charakter Kräftigen'! Das ist mal so eine Idee gewesen, das Wesentliche in einem Begriff zusammenzufassen. 'Charakter kräftigen', da wären wir ja direkt bei den Softskills, das heißt also hier die Persönlichkeit zu fördern, hat etwas mit Glück zu tun."
    Soll nach der Schule das Glück also auch an der Uni gelehrt werden?
    Vorbild könnten die 'Happiness Schools' in den USA an der Harvard University sein.

    In Deutschland nun "Glück 2.0" für Akademiker überhaupt und erst Recht für Informatiker? Warum nicht, sagt Fritz-Schubert:

    "Die verstehen unter Logik eine mehr oder weniger zielgerichtete Ableitung. Wenn wir von der Intuition sprechen, dann von vielen parallelen Prozessen, die ablaufen, und das zeigt auch in einer gewissen Weise, die Möglichkeit als Mensch zu agieren. Und ich glaube, dass ein Informatiker, der weiß, ob das der Gesellschaft nützt oder nicht, unter Umständen auch viel nützlicher sein kann."

    "Glück" ist der Auftakt zu einem Kolloquium mit sechs weiteren Veranstaltungen zum Thema Softskills. Dabei geht es um Macht in Organisationen, das Treffen wirksamer Entscheidungen, ethische Fragen der Führung, Mode und Stil, Schlagfertigkeit sowie Bewerbungsgespräche und Personalauswahl.

    Organisiert hat das Lena Hocker:

    "Es geht darum die Studenten darauf vorzubereiten, dass sie auch im gesellschaftlichen Alltag später irgendwie gut zurecht kommen, und nicht nur reine Fachspezialisten sind im IT-Bereich. Zum Beispiel weil sie wissen, wie sich gut im Team zusammenarbeiten lässt, wie sie gut auf die Nutzerbedürfnisse eingehen können, das sind ja alles Fragestellungen, die in den Softskills-Bereich fallen und da möchten wir sie sensibilisieren."

    Aber Erziehung funktioniert über Vorbilder und nicht über Reden.
    Nach einer Dreiviertelstunde unterbricht deshalb Referent Fritz-Schubert seinen Frontalvortrag über die Wege zum Glück:

    "So, jetzt ist Halbzeit und da müsste man auch eigentlich etwas machen, um Ihnen das in einer gewissen Weise ein bisschen zu beweisen. Wäre ja eigentlich angesagt. Dazu würde ich Sie bitten aufzustehen."

    Es folgt eine Bewegungsübung, die die Studierenden gerne und mit großer Freude mitmachen, eine ganz praktische Lektion in Glück und den Fähigkeiten, die in einem stecken.

    Nach anderthalb Stunden dröhnen den Zuhörern die Köpfe von den Grundlagen des Glücks: Kohärenz, Konsistenz und Resilienz; Freiheit und Sicherheit als Basis für die Sinnsuche; Kognition, Emotion und Körperlichkeit, die zu implizitem Lernen führen sollen.

    Wie viel davon hängen bleibt, wird sich zeigen. Einige folgen dem Vortrag mit geteiltem Interesse und programmieren währenddessen munter auf ihren Notebooks; so sieht das Glück für sie offenbar aus.
    Persönliche Glücksbilanz nach dem Kolloquium:

    "Ich hab es generell nicht."

    "Das kann man verschieden interpretieren, vermute ich."

    "Ein bewusster Zustand, was nicht von den Umständen abhängt, aber von meinem persönlichen inneren Sehen."

    "Wenn man das findet, was einem das Leben genießbar macht."

    "Ich bin das Glück! Das war nur ein Witz, aber das ist ja Einstellungssache, naja!"