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Solar Impulse 2
Ohne Treibstoff um die ganze Welt geflogen

Nach mehr als einem Jahr hat der Sonnenflieger "Solar Impulse 2" seine Reise um die Welt erfolgreich abgeschlossen. Der Flieger ist sicher in Abu Dhabi gelandet - ein Triumph für die Solarenergie, wenngleich Passagierflüge mit Sonnenkraft eine Utopie bleiben.

    Eine Tragfläche von Solar Impulse 2 mit Rotor über den Wolken vor der untergehenden roten Sonne.
    Solar Impulse 2 über dem Pazifik. (DPA/EPA/SOLAR IMPULSE/JEAN REVILLARD/REZO)
    Großer Jubel brandete dem Schweizer Piloten Bertrand Piccard entgegen, der vor zwei Tagen in Kairo zur letzten von insgesamt 17 Etappen aufgebrochen war. Als er aus dem Cockpit sprang, wurde er von seinem Landsmann und Pilotenkollegen André Borschberg begrüßt, der die "Solar Impulse 2" zeitweise auch geflogen hatte. Das Duo umarmte sich und reckte die Fäuste in die Luft. Glückwünsche kamen auch von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon.
    Der Schweizer Pilot Bertrand Piccard (1. v. l.) bei seiner Ankunft in Abu Dhabi mit André Borschberg (3. v. r.) und Prinz Albert II. von Monaco (4. v. r.)
    Der Schweizer Pilot Bertrand Piccard (1. v. l.) bei seiner Ankunft in Abu Dhabi mit André Borschberg (3. v. r.) und Prinz Albert II. von Monaco (4. v. r.) (picture alliance / dpa / Peter Klaunzer)
    "Die Zukunft ist sauber. Die Zukunft seid ihr. Die Zukunft ist jetzt. Lasst es uns einen Schritt weiterführen", warb Piccard nach der Landung noch einmal für die Solarenergie. Er zeigte sich überzeugt, dass Fliegen ohne Benzin und verschmutzende Emissionen möglich sei. Der Beweis sei erbracht, dass die Welt energieeffizienter gemacht werden könne.
    42.000 Kilometer ohne Kerosin
    Borschberg hatte im Interview mit dem Deutschlandfunk allerdings selbst erklärt, es werde noch etwa 40 Jahre dauern, bis zahlreiche Passagiere nur mit Solarstrom etwa über den Atlantik geflogen werden könnten. Bereits in etwa fünf Jahren aber könnten unbemannte Solarflugzeuge zum Einsatz kommen, die sehr hoch fliegen - circa 20 Kilometer über dem Luftverkehr - und teilweise die Arbeit von Satelliten übernehmen - "viel billiger und auch nachhaltig".
    Der Solarflieger legte insgesamt 42.000 Kilometer über Land und Wasser zurück, ohne einen Tropfen Treibstoff zu verbrauchen. Der Start war am 9. März 2015. Piccard und Borschberg wechselten sich am Steuer des Fliegers ab, der so groß ist wie eine Boeing 747, aber nur rund 1,5 Tonnen wiegt. Seine Energie bezieht er aus 17.000 Solarzellen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 50 Kilometer pro Stunde.
    Kritiker monieren mangelnde Alltagstauglichkeit
    Ursprünglich wollten Piccard und Borschberg ihre Mission bereits im vergangenen August abschließen. Weil die Batterie jedoch einen Defekt hatte, mussten die beiden Piloten eine Zwangspause von neun Monaten auf Hawaii einlegen. Anschließend setzten sie ihre Reise über die USA und den Atlantik in Richtung Spanien und von dort zurück in den Nahen Osten fort.
    Kritiker finden die Kosten des Projekts geschätzt fast 90 Millionen Euro zu hoch. Außerdem sehen sie die Panne als Beleg für die mangelnde Alltagstauglichkeit des Fliegers: Er sei Unwettern nicht gewachsen, die Technik nicht ausgereift. Allerdings haben die beiden Piloten die "Solar Impulse 2" nie als Prototyp eines künftigen Solar-Passagierflugzeugs dargestellt. Ihnen ging es vor allem darum, die Menschen für saubere Energie zu begeistern.
    (tj/tgs)