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Solar Millennium schuldet Privatanlegern 226 Millionen Euro

Von der Pleite der Erlanger Firma Solar Millennium seien etwa 12.000 bis 15.000 Anleiheninhaber betroffen, sagt Daniel Bauer, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Im schlimmsten Fall müssten die Anleger mit hohen Verlusten rechnen.

Daniel Bauer im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 04.01.2012
    Susanne Kuhlmann: Nicht nur Atomkraftgegner träumen den Traum vom Siegeszug der Sonnenenergie. Auch Unternehmen wie die Erlanger Firma Solar Millennium, die vorhatte, in der US-amerikanischen Mojave-Wüste das weltgrößte Sonnenkraftwerk zu bauen, und Kleinanleger, die Anleihen des Unternehmens kauften. Jetzt hat sich der Himmel für alle verdunkelt, Solar-Millennium ist Pleite. – Am Telefon in München begrüße ich Daniel Bauer aus dem Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Guten Tag!

    Daniel Bauer: Guten Tag.

    Kuhlmann: Herr Bauer, wie viele Kleinanleger müssen jetzt um ihr Geld fürchten?

    Bauer: Es ist schwer zu sagen, da natürlich keine offiziellen Zahlen vorliegen. Nach den bisherigen Rückmeldungen, die wir bei uns bei der SDK bekommen haben, rechnen wir damit, dass circa 12.000 bis 15.000 Anleiheinhaber betroffen sind.

    Kuhlmann: Wie sollen sich diese Betroffenen jetzt verhalten?

    Bauer: Zunächst heißt es, einmal Ruhe zu bewahren. Bezüglich der Anmeldung der Forderungen zur Insolvenztabelle ist aktuell nichts zu veranlassen, denn bisher ist nur das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet und die Anmeldung der Forderungen kann erst wahrgenommen werden, wenn das Insolvenzverfahren eröffnet ist. Damit rechnen wir bis Anfang März. Natürlich kann man, wenn man die Anleihe über eine Bank gekauft hat, oder über einen Finanzberater vermittelt bekommen hat, eventuelle Schadenersatzansprüche prüfen. Dazu müsste man dann einen Rechtsanwalt aufsuchen. Da muss man aber dazu sagen, dass man vorsichtig sein soll, dass es sich oft nur dann lohnt, wenn man eine gewisse Summe investiert hat. Wenn man jetzt zum Beispiel nur 2.000 Euro investiert hat, dann Ansprüche geltend zu machen ohne eine Rechtsschutzversicherung, das ist oft mit hohen Risiken verbunden, und da muss man natürlich aufpassen, dass man dem schlechten Geld nicht noch gutes hinterherwirft.

    Kuhlmann: Ist denn bekannt, um welche Summen es sich überhaupt handelt, die Kleinanleger eingesetzt haben?

    Bauer: Unseren Informationen nach handelt es sich bei den Anleihen, die eigentlich nur überwiegend von Privatanlegern gezeichnet wurden, um rund 226 Millionen Euro. Die Gesellschaft hat aber auch zwei Fonds emittiert. Da muss man abwarten, ob diese Fonds auch von der Insolvenz betroffen sind Aktuell gehen wir nicht davon aus. Es könnte aber sein, dass es zumindest bei einem Fonds Schwierigkeiten gibt, dass diese auch zur Insolvenzmasse gezogen werden. Dann kämen noch mal rund 20 bis 40 Millionen Euro zu den vorher genannten 226 Millionen Euro hinzu.

    Kuhlmann: Welche Chancen haben Kleinanleger überhaupt in Konkurrenz zu großen Gläubigern, die teilweise Solar Millennium noch vor Kurzem, noch kurz vor der Pleite mit erheblichen Summen unterstützt haben?

    Bauer: Es gibt da drei Gruppen, die Sie ansprechen. Zunächst ist das mal die Ferrostaal AG. Die Ferrostaal AG, davon gehen wir aus, was bekannt ist aus den zuletzt veröffentlichten Geschäftsberichten, dass diese Forderungen der Ferrostaal AG besichert sind. Das heißt, die wurden vor den Anleiheinhabern bedient. Dann handelt es sich noch um die Solarhybrid AG. Unseren Informationen nach sind diese Forderungen nicht besichert. Das heißt, die würden gleichrangig mit den Forderungen der Anleiheinhaber bedient werden. Bezüglich der Lieferanten, die die große dritte Gruppe darstellen, ist es so, dass man davon ausgehen muss, dass auch diese Forderungen gesichert sind und dann eben auch vor den Anleiheinhabern bedient werden würden. Wie es dann zum Ende hin ausschaut, wie viel man zurückbekommt, das kann man aktuell noch nicht sagen, denn der Insolvenzverwalter hat sich noch nicht geäußert und bisher ist die Gesellschaft eher eine Blackbox, als Blackbox zu bezeichnen, und man kann heute zum Stand zu dem aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, wie hoch die Insolvenzquote ausfallen wird für die Anleiheinhaber.

    Kuhlmann: Wagen Sie trotzdem eine Prognose, was zum Beispiel von 1.000 eingesetzten Euro man zurückerwarten oder erhoffen könnte?

    Bauer: Das hängt alles davon ab, wenn man sich das Geschäftsmodell der Solar Millennium betrachtet. Sie haben es erwähnt: Die Solar Millennium hat in den USA eines der größten Solarprojekte geplant. Von diesem Projekt hängt es ab, wahrscheinlich, wie viel dieses Projekt aktuell wert ist. Es wurden da schon Vorkehrungen getroffen. Es gibt auch Interessenten, die dieses Projekt übernehmen wollen. Dafür wird dann normalerweise ein Kaufpreis gezahlt. Wenn dieser Kaufpreis relativ hoch ausfällt, dann wird auch die Quote hoch sein für die Anleihegläubiger. Sollte das Projekt natürlich fast nichts wert sein, wovon wir aktuell aber nicht ausgehen, dann schaut es bitter aus, dann kann es auch sein, dass hier Verluste von 95 Prozent zum Beispiel drohen. Das würde dann bedeuten, dass man pro 1.000 Euro nur noch 50 Euro zurückbekommen würde.

    Kuhlmann: Insolvenz der Erlanger Firma Solar Millennium. Was das für Kleinanleger bedeutet, erklärte Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Danke dafür nach München.

    Bauer: Bitte.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.