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Solaranlagen
Gefahr von Stromschlag bei Hochwasser

Steht der Keller voll Wasser, sollte die Solaranlage abgestellt werden, das rät Herbert Becker vom TÜV Rheinland im DLF. Denn sonst drohen gefährliche Stromschläge. Um die Anlage abzustellen, muss aber meistens jemand aufs Dach steigen.

Herbert Becker im Gespräch mit Jule Reimer |
    Solarzellen auf einem Dach.
    Müssen bei Hochwasser abgeschaltet werden - Solaranlagen auf Hausdächern (dpa / picture-alliance / Wolfram Steinberg)
    Jule Reimer: In den Hochwassergebieten heißt es jetzt: Wasser abschöpfen, retten was zu retten ist und Schlammzerstörtes und Unrat wegzuräumen. Wer jedoch über eine eigene Solaranlage auf dem Dach seinen eigenen Strom erzeugt, der begegnet dabei einem Risiko, was bisher eigentlich nicht so stark bedacht wurde. Herbert Becker vom TÜV Rheinland in Köln, was kann da passieren?
    Herbert Becker: Ja, guten Tag. Zunächst mal: Solaranlagen, Fotovoltaik-Anlagen im Speziellen erzeugen ja Spannung, wenn Licht auf sie fällt. Damit besteht natürlich immer die Gefahr eines Stromschlages, speziell wenn Teile der Anlage überflutet sind.
    Reimer: Das heißt der Teil, der im Keller untergebracht ist? Die Solarmodule sind ja oben auf dem Dach.
    Becker: Ganz genau. Die Module sind auf dem Dach. Dann führt eine Leitung oder mehrere Stromleitungen in den Keller, wo sich der Wechselrichter befindet, der die Gleichspannung des Fotovoltaik-Generators in eine Wechselspannung, eine netzkonforme Netzspannung umwandelt.
    Reimer: Aber jetzt würde ich annehmen, beim normalen Stromanschluss habe ich eine Sicherung. Fliegt die nicht raus? Wie ist die Situation? Und auch beim normalen Stromanschluss habe ich doch genauso das Risiko, dass da Strom fließt.
    Becker: Das ist richtig. Aber in Überschwemmungsgebieten wird normalerweise vom Netzbetreiber die normale Stromzufuhr über das Netz generell abgeschaltet. Bei einer Fotovoltaik-Anlage passiert das nicht, weil die erzeugt Strom und Spannung, sobald Licht auf sie fällt.
    Reimer: Sie warnen ja auch vor Knallgas-Explosionen. Wieso ausgerechnet bei Solaranlagen? Ich hatte das bisher immer nur mit Gasanschlüssen in Verbindung gebracht.
    Becker: Ja. Es ist so: Der Wechselrichter befindet sich normalerweise im Keller eines Gebäudes. Wenn dieser Keller längere Zeit mit Wasser überflutet ist und die Spannung vom Solargenerator steht an, dann kann es zwischen dem Plus- und Minuspol zu Strömen kommen. Diese Ströme, diese Gleichströme spalten das Wasser in einem elektrolytischen Vorgang auf, und es sammelt sich Wasserstoff und Sauerstoff. Dieser Wasserstoff kann in bestimmten Konzentrationen hoch explosiv sein.
    Reimer: Aber das ist ein eher geringes Risiko, oder wie würden Sie das einschätzen?
    Becker: Das ist eher ein geringes Risiko und tritt nur in kleineren, schlecht durchlüfteten oder belüfteten Kellerräumen auf.
    Reimer: Okay. Was mache ich in der akuten Krisensituation als Hauseigentümer mit Solaranlage und vollgelaufenem Keller?
    Becker: Unsere Empfehlung hierbei ist, die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach von einem Elektriker abschalten zu lassen, so dass keine Spannung bis in den Keller gelangen kann.
    Nur wenige Anlagen kann man vom Boden aus abschalten
    Reimer: Das ist der einzige Weg?
    Becker: Das ist der einzige sichere Weg. Es gibt mittlerweile auch vereinzelte Fotovoltaik-Anlagen, die eine Abschaltung im Dachbereich haben, die man vom Erdniveau aus betätigen kann. Das sind aber zurzeit leider erst wenige Anlagen.
    Reimer: Das heißt, das ist ein Problem, was den Technikern bisher gar nicht so bewusst war.
    Becker: Ja, das ist richtig, weil auch die Probleme mit dem Hochwasser und die daraus resultierende Gefährdung zum Glück relativ selten auftaucht.
    Reimer: Heißt das für die Zukunft, dass man da mit einer anderen Form von Standardisierung vorgehen muss?
    Becker: Ja. Es wird in verschiedenen Normengremien schon daran gearbeitet, diese Abschalteinrichtungen direkt am Generator auf dem Dach einzubauen.
    Reimer: Solaranlagen und Hochwasser, da müssen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Herbert Becker vom TÜV Rheinland informierte. Schönen Dank für das Gespräch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.