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Solarstrom für unterwegs

Energie.- Die Idee, Solarstrom unterwegs zu ernten, ist nicht neu. Schon seit Jahren gibt es zum Beispiel Uhren mit kleinen Solarzellen. Zwei Entwicklungen könnten nun aber dazu beitragen, dass Solarstrom zum Mitnehmen kein grünes Nischenprodukt mehr bleibt.

Von Ralf Krauter |
    Es ist der Albtraum jedes Geschäftsreisenden: Man ist unterwegs und müsste dringend mal telefonieren. Doch der Handyakku ist leer und ein Netzanschluss nicht in Sicht. Wohl dem, der für solche Fälle eine Ersatzbatterie dabei hat oder ein Solarladegerät, das das Handy mit Sonnenstrom wieder belebt. Auf der Messe Intersolar in München zeigte die Firma Solarworld einen pfiffigen Notfallhelfer, der seit kurzem auf dem Markt ist: Den Suncharger, der von Design und Format einem iPhone mit rückseitig eingebautem Netzstecker ähnelt.

    "Das ist ein mobiles Solarladegerät, das vereinigt die Funktion eines Netzteils, eines Ersatzakkus und eines Solarladegerätes in einem",

    erklärt Michael Schmidt von der Solarworld AG.

    "Das heißt, der Nutzer kann zu Hause das Gerät einfach in die Steckdose stecken und damit über USB seine Applikation laden, also ein Handy oder sogar ein Tablet, so ein iPad-Format. Gleichzeitig lädt er damit die interne Batterie, die in dem Suncharger verbaut ist. Und wenn er den Suncharger mitnimmt, kann er unterwegs immer aus der Batterie nachladen. Die dritte Funktion ist natürlich eine solare Funktion. Das heißt, ich habe auf der Oberseite Solarzellen, die Strom erzeugen. Dieser Strom wird permanent in die Batterie eingespeist oder aber direkt benutzt, um das Gerät zu laden."

    Die schwarz-glänzende Oberseite des Sunchargers besteht aus monokristallinen Solarzellen mit einem Wirkungsgrad von 17 Prozent. Durch einen Slider-Mechanismus lässt sich die lichtempfindliche Oberfläche auf etwa 10 mal 20 Zentimeter vergrößern – genug, um den Ersatzakku an einem sonnigen Tag in vier bis fünf Stunden aufzuladen. Ganz leer sollte er besser nie sein, denn für den reinen Solarbetrieb eines Smartphones sind die Solarzellen zu schwach auf der Brust.


    "Wenn ich da ein Smartphone anschließe, was viel Strom braucht, wird der Ladestrom nicht reichen. Das heißt, ich muss immer auch Strom in der internen Batterie haben, dann funktioniert das zusammen. Man kann eigentlich sagen: Man macht seinen eigenen Strommix. Man mixt den grünen Strom aus der Zelle so ein Bisschen mit dem Strom aus der Wand so zusammen."

    Der elegante Notfallhelfer wurde mit einem Design-Award ausgezeichnet und ist für 89 Euro zu haben. Deutlich kostspieliger ist eine Neuentwicklung aus Italien. Dafür spielt die mobile Stromfabrik iKube in einer ganz anderen Liga. Sie wurde gebaut, um kleine Dieselgeneratoren zu ersetzen, erklärt Marco Sganga vom Turiner Unternehmen Pro D3.

    "Der iKube ist ein mobiler Solarstromgenerator in Würfelform. Seine Seitenwände bestehen aus Solarmodulen. Klappt man sie nach oben, bilden sie eine drei Mal drei Meter große Fläche mit 1,4 Kilowatt elektrischer Peakleistung. In dem kubikmetergroßen Würfel, der darunter am Boden steht, stecken Batterien und ein Wechselrichter, der Netzspannung erzeugt. Die maximale Ausgangsleistung beträgt drei Kilowatt. Unser Gerät ist sehr einfach, robust und in Minutenschnelle einsatzbereit."

    Dank eines Batteriespeichers mit elf Kilowattstunden gehen die Lichter nach einem sonnigen Tag auch nachts nicht aus. Rund 500 Kilogramm wiegt der iKube. Sein Listenpreis: 6900 Euro. Als Zielgruppe haben die Italiener Katastrophenhelfer im Visier. Doch auch in Entwicklungsländern könnten die Geräte anstelle von Dieselgeneratoren zum Einsatz kommen. Die Vorteile liegen für Marco Sganga auf der Hand: Keine Treibstoffkosten, kein Lärm, keine Luftverschmutzung.

    Eine in München erstmals präsentierte Ein-Kilowatt-Version des iKube ist kleiner als eine Waschmaschine, wiegt unter 100 Kilogramm und passt in den Kofferraum eines Autos. Gut möglich, dass man die mobilen Sonnenstromquellen bald auf ökologisch-korrekten Gartenparties und Open-Air-Events zu sehen bekommt.