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Solarthermie und Gewächshäuser

Umwelt. - Die Landwirtschaft ist der größte Wasserverbraucher weltweit. Um die schrumpfenden Süßwasserreserven zu schonen, hat ein britischer Erfinder Gewächshäuser entwickelt, für deren Beregnung man den Ozean anzapfen kann. Die Anlagen können sogar mit solarthermischen Kraftwerken gekoppelt werden und die Wüste zum wachsen bringen.

Von Volker Mrasek |
    Die Sonne erwärmt den Ozean, Meerwasser verdunstet und steigt in Form von Wasserdampf auf, kühlt dann wieder ab und kondensiert, um Wolken zu formen. Sie brechen irgendwo auf und lassen dann nicht mehr Salzwasser zur Erde regnen, sondern Süßwasser. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert das, was der Brite Charlie Paton Meerwasser-Gewächshäuser nennt:

    "In das Gewächshaus strömt von außen Luft herein und wird über einen Verdampfer geleitet. Im Prinzip ist das eine große Wand aus imprägnierter Wellpappe, über die ständig Meerwasser rieselt. Wenn es in Kontakt mit der warmen Luft kommt, verdunstet es, und wenn man den Luftstrom später wieder abkühlt, kondensiert die Feuchte zu Süßwasser."

    Charlie Paton hat dieses Konzept selbst entwickelt, und er würde seine Gewächshäuser am liebsten dort hochziehen, wo die Landwirtschaft lokale Wasser-Ressourcen überstrapaziert. Selbst in Wüstenregionen wäre die Meerwasser-Technologie vorstellbar:

    "Wir stellen eine neue Süßwasser-Quelle bereit, die auch dann sprudelt, wenn Dürre herrscht. In vielen Ländern ist es so, dass der Grundwasserspiegel immer weiter absinkt. Das gilt für den Mittleren Osten, für Nordafrika, Spanien, Indien, China und Australien. Man kann sagen: Fast überall, wo intensive Bewässerungslandwirtschaft betrieben wird, fällt der Wasserspiegel."

    Im Unterschied zu Süßwasser ist Meerwasser nicht knapp, sondern im Überschuss vorhanden. Und auch Wind weht im Prinzip überall. Wie der englische Entwickler sagt, müssten die Gewächshäuser parallel zur vorherrschenden Windrichtung ausgerichtet sein, damit sie möglichst ständig von Luft durchströmt werden. Immer dann, wann es windstill ist, könnten zusätzlich installierte Hilfsgebläse angeworfen werden. Paton:

    "In den Gewächshäusern könnte man Salat, Tomaten, Gurken oder Bohnen züchten, was auch immer. Aber unser System hat noch einen großen Vorteil: Es fällt mehr Süßwasser an, als die Pflanzen benötigen. Aus den Gewächshäusern strömt daher feuchte Luft. Als Abfallprodukt, wenn man so will. Um die Anlagen herum entsteht so ein feuchtes, kühles Mikroklima. So dass man auch außerhalb der Gewächshäuser Ackerbau betreiben kann, mit robusteren Sorten."

    Charlie Paton hat inzwischen Mitstreiter gefunden, die das Projekt weiter voranbringen wollen. Darunter die norwegische Bellona-Stiftung. Sie hat sich der Förderung alternativer Technologien verschrieben. Gemeinsam mit Paton schlägt sie neuerdings vor, die Salzwasser-Gewächshäuser mit solarthermischen Kraftwerken zu kombinieren. Beide Technologien ergänzten sich: Die Sonnenkraftwerke bräuchten Wasser zu Kühl- und Reinigungszwecken, die Gewächshäuser elektrischen Strom. Joakim Hauge von der Bellona-Stiftung schwärmt schon von künstlichen Oasen in der Sahara oder anderen Wüsten. Dort, sagt der Biologe, könnte man dann sogar Plantagen mit Energiepflanzen hochziehen, um Bio-Kraftstoffe zu gewinnen:

    "Es ist aufregend, an einem solchen Projekt mitzuwirken, das gleichzeitig Biomasse, Süßwasser und Strom erzeugt, und das mit so einfachen Mitteln: Sonnenenergie, Wind und Meerwasser. Wir brauchen solche Lösungen, um unseren Ressourcenbedarf auch in Zukunft zu decken."

    Bisher gibt es die Meerwasser-Gewächshäuser nur im Pilotmaßstab. Zwei kleinere Anlagen laufen im Mittleren Osten, in Abu Dhabi und Oman. Als nächstes plant die Bellona-Stiftung aber schon ein Technologiezentrum, in dem Komponenten weiterentwickelt und getestet werden können. Wann die erste Großanlage gebaut wird, kann Charlie Paton allerdings noch nicht sagen. Es gebe zwar Anfragen aus allen möglichen Ländern, sagt der Erfinder, aber noch keine konkreten Angebote von Regierungen oder Finanzinvestoren.