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Soldaten mit Superkräften

Technik. - Der Kampfroboter ist noch Science fiction. Dennoch arbeiten Forscher der US-Streitkräfte an Robotern, die Menschen bei schweren körperlichen Arbeiten unterstützen. Exoskelette sind in der Entwicklung, eine Art Roboteranzug, der Soldaten mehr Kraft und Ausdauer verleihen soll.

Von Thomas Reintjes |
    Das Video des Herstellers lässt keinen Zweifel: Mit dem Human Universal Load Carrier, kurz Hulc, gewinnen Soldaten an Energie und Dynamik. Hulc ist ein Exoskelett, eine Art Roboteranzug. Soldaten können es um die Beine schnallen. Die eingebauten Motoren unterstützen beim Marschieren, gesteuert von einem Computer im Rückenteil. So sollen Infanteristen länger, weiter und mit größeren Lasten im Gelände unterwegs sein können. David Audet vom Entwicklungszentrum der US-Armee in Natick, Massachusetts:

    "Weil die Last eines Soldaten seit den 40er Jahren stetig gestiegen ist und die Soldaten heute deutlich überladen sind, hat es bei der Army höchste Priorität, nicht nur Technik, sondern auch Methoden wie besseres Training, Richtlinien und Materialien zu entwickeln, um die Soldaten zu entlasten."

    David Audet untersucht, wie Exoskelette dabei helfen können. Bisher hat er nur wenige Soldaten in einen solchen Gehroboter gesteckt. Die Technik ist noch am Anfang ihrer Entwicklung und belastbare Ergebnisse über ihren Nutzen liegen noch nicht vor. Im Moment sind die Militärforscher dabei, Aufgaben zu identifizieren, bei denen sich der Einsatz der Unterstützungssysteme lohnen könnte. Sie haben beispielsweise Soldaten beim Bau einer Brücke beobachtet. Dabei müssen die Männer und Frauen Bauteile bewegen, die über 100 Kilo wiegen. Demnächst sollen sie noch einmal eine Brücke bauen, diesmal mit Hilfe von Exoskeletten:

    "Wir werden das auf Video aufzeichnen und ihre Bewegungen analysieren und wollen in Befragungen herausfinden, welchen Vorteil die Technik gebracht hat in Bezug auf Erschöpfung oder Muskelverletzungen und -beanspruchung","

    sagt Henry Girolamo, ebenfalls vom Militärforschungszentrum in Natick. Dort haben die Experten ein wenig Abstand davon genommen, die Exoskelette für lange oder beschwerliche Märsche zu evaluieren. Dabei treten zu viele Probleme mit der Energieversorgung und der Bedienung auf. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt eher auf der Unterstützung beim Heben und Bewegen schwerer Gegenstände oder bei anstrengenden Arbeiten. Dass Exoskelette dazu gut geeignet sein könnten, legt eine Untersuchung der Navy nahe.

    ""Dabei sollten die Arbeiter über Kopf schleifen. Die Werkzeuge dazu wiegen zwischen zehn und 20 Kilo. Und die Arbeiter müssen sie über Kopf halten und die Oberfläche eines Schiffs bearbeiten oder Löcher hineinschneiden für Wartungsarbeiten."

    Die vorläufigen Ergebnisse zeigen: Mit Unterstützungssystemen für Beine und Arme haben die Arbeiter mehr Ausdauer und gleichzeitig ist weniger Personal pro Aufgabe nötig. Das lässt Exoskelette auch für zivile Einsatzzwecke interessant erscheinen. David Audet und Henry Girolamo sind davon überzeugt, dass sie mit ihrer Entwicklungsarbeit dazu beitragen, dass in Zukunft Bau- oder Lagerarbeiter, Sportler und Feuerwehrleute von Exoskeletten profitieren. Schon heute gibt es einen zivilen Zweig des Unternehmens Ekso Bionics, das das Militär-Exoskelett Hulc entwickelt hat. Nachdem es dieses an die Rüstungsfirma Lockheed Martin lizensiert hatte, brachte es Ekso auf den Markt – ein Exoskelett, das Querschnittgelähmten das Gehen ermöglichen soll. Auch daran wird im militärischen Kontext geforscht: Ein New Yorker Veteranen-Klinikum arbeitet zurzeit an einer Studie mit einem Exoskelett für querschnittgelähmte Ex-Soldaten. Der Fokus der Entwicklungen am Army-Forschungszentrum in Natick liegt aber auf Anwendungen im Militäralltag:

    "Vor kurzem haben wir Soldaten ein sehr schweres Maschinengewehr halten lassen. Normalerweise muss man das mit einem Stativ auf dem Boden abstützen. Mit dem Exoskelett konnten sie es mit den Händen halten."

    Hinweis: Zum zivilen Einsatz von Exoskeletten in der Rehabilitation Querschnittgelähmter sendet der Deutschlandfunk am Ostermontag, 1. April, 16:30 Uhr, in der Sendung Wissenschaft im Brennpunkt das Feature Der Traum vom aufrechten Gang