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Sommermärchen-Affäre
Beckenbauer könnte Strafe entgehen

Franz Beckenbauer könnte wegen gesundheitlicher Probleme einer Strafe im Prozess um die WM-2006-Affäre entgehen. Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat überraschend eine "Verfahrensabtrennung" gefordert. Doch Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger will das nicht hinnehmen.

Von Thomas Kistner |
Franz Beckenbauer
Herz-OP, Hüft-OP, Augeninfarkt - Um die Gesundheit von Franz Beckenbauer war es zuletzt nicht gut bestellt (imago Sportfoto)
Franz Beckenbauer könnte wegen seiner Gesundheitsprobleme einer Strafe in der WM-2006-Affäre entgehen. Völlig überraschend teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft Anfang Juli den übrigen Prozessbeteiligten mit, dass sie eine "Verfahrensabtrennung" beabsichtige. Dieser Schritt würde zwangsläufig in die Verjährung des Verfahrens gegen Beckenbauer führen.
Verjährt ist die Sache, falls bis April 2020 kein Urteil vorliegt. Aber bisher erhob die Bundesanwaltschaft nicht einmal Anklage gegen nur einen der fünf Beschuldigten.
Verdacht auf Betrug, Untreue und Geldwäsche
Im Schweizer Prozess geht es um den Verdacht auf Betrug, Untreue und Geldwäsche, beschuldigt sind neben Beckenbauer, Organisationschef der WM 2006, auch die Ex-DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie die ehemaligen Generalsekretäre von DFB und FIFA, Horst R. Schmidt und Urs Linsi.

Der Fall dreht sich um 6,7 Millionen Euro, die 2005 vom deutschen WM-OK über die FIFA an den damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus flossen. Drei Jahre zuvor war exakt diese Summe von Beckenbauer und Louis-Dreyfus an den FIFA-Vorstand Mohamed bin Hammam nach Katar bezahlt worden.
Zwanziger fordert unabhängiges Gesundheitsgutachten
Seit Herbst 2015 läuft das Verfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft, die wegen ihrer zähen Ermittlungen und der allzu großen Nähe zu FIFA-Boss Gianni Infantino selbst in der Kritik steht. Das hatten die Beteiligten bereits moniert, nun fühlen sie sich erneut vor den Kopf gestoßen und überdies überrumpelt.
Theo Zwanziger rügt die Absicht und auch die knappe Fristsetzung, die Stellungnahmen zur Verfahrensabtrennung binnen nur einer Woche anzufordern. Auch hebe die Bundesanwaltschaft nur auf Atteste ab, die Beckenbauers Partei vorlegte.
Theo Zwanziger hält dagegen und fordert ein unabhängiges Gesundheitsgutachten. Zur Begründung gaben seine Anwälte diverse öffentliche Auftritte Beckenbauers im Frühsommer 2019 an. Auch pochen sie auf ein Bundesgerichtsurteil von 2017: demnach brauche es ein einheitliches Verfahren, um das Gleichbehandlungsgebot für alle Beteiligte zu gewährleisten.
Im übrigen sei ohne die Zentralfigur Beckenbauer gar keine sachgerechte Bewertung der Affäre möglich.