Im Strafverfahren um die Vergabe der Fußball-WM 2006 trennt die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen Franz Beckenbauer ab. Als Grund gilt der Gesundheitszustand des 73-Jährigen.
Unabhängiges Arztgutachten
Die Bundeanwaltschaft habe sich nach Aktenlage bei alledem nur auf Atteste der Partei Beckenbauers gestützt, sagt Kistner. Theo Zwanziger, der deswegen nun eine unabhängige ärztliche Untersuchung fordert, hat angesichts dieser Entwicklung gegenüber der DPA gesagt: "Das ganze Verfahren ist so abwegig, dass sich eigentliches jedes Wort darüber verbietet" und das Wort 'Rechtsstaat' sei in diesem Zusammenhang für die Schweiz nur noch eine Beleidigung. Kistner ordnet diese Beschwerden von Zwanziger als legitime Bewertung ein, "denn der Zorn darüber, wie Bern bislang gearbeitet hat, der ist nachvollziehbar und in großen Teilen gerechtfertigt." Kistner erinnert in diesem Zusammenhang an die geheimen Treffen des Schweizer Bundesanwalts Lauber mit FIFA-Chef Infantino.
Verjährungen drohen
Für den weiteren Fortgang der Ermittlungen bedeute das laut Kistner, dass in der "Causa Beckenbauer" sein Verfahren wahrscheinlich verjähren werde. "Die Zeit ist viel zu kurz, um da noch was auszurichten." Für das Verfahren gegen die anderen hochrangige DFB-Funktionäre sei das noch offen. Beckenbauer sei die "zentrale Figur" und wenn man die zentrale Figur von fünf Figuren aus so einem Verfahren herausnehme, stellt sich auch die Frage, ob nicht auch die Anklage noch einmal ganz neu formuliert werden müsste: "De facto, bedeutet das Ganze für den Fortgang, dass die Sommermärchen-Affäre so gut wie erledigt ist." Es werde vermutlich nicht einmal bis zur Anklage kommen, denn im April träten die Verjährungen ein.
Ende der juristischen Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre?
Und das sei womöglich dann das Ende von jeder juristischen Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre. Es liefen zwar andere Verfahren, aber die hätten "keine vergleichbare Bedeutung". Kistner fasst zusammen: "Die Sportweltverbände haben einen cleveren Schachzug gemacht, als sie sich in die Schweiz als Standort vergezogen haben. Was die Justiz dort an Ermittlungs- und Aufklärungsarbeit anbietet, das passt auf jede Slapstick-Bühne."
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