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Sommermärchen-Affäre
"Kernfrage immer noch ungelöst"

13 Jahre nach der Fußball-WM 2006 in Deutschland hat die Schweizer Bundesanwaltschaft in der Affäre um ungeklärte Korruptionsvorwürfe Anklage erhoben. Doch die Ermittlungen der Schweizer hätten noch tiefer gehen müssen, sagte Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung im Dlf.

Thomas Kistner im Gespräch mit Maximilian Rieger |
In der Schweiz angeklagt: Ex-DFB-Chefs Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger (links).
In der Schweiz angeklagt: Ex-DFB-Chefs Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger (links). (imago images / Sven Simon)
Der Schatten der sogenannten "Sommermärchen"-Affäre um die Vergabe der FIFA-Fußball-WM 2006 nach Deutschland ist lang. Ganze 13 Jahre später hat die Schweizer Bundesanwaltschaft Anklage erhoben: gegen die früheren DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst Schmidt. Franz Beckenbauer ist vorerst nicht angeklagt - da sein Gesundheitszustand laut Bundesanwaltschaft eine Teilnahme an der Gerichtsverhandlung nicht zulasse.
Im Mittelpunkt der Affäre steht eine dubiose Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro. Franz Beckenbauer lieh sich 2002 das Geld bei dem inzwischen verstorbenen damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfuß. Das Geld floss aus noch ungeklärten Gründen an den katarischen Fußballfunktionär und damaligen FIFA-Vize Mohammed bin Hammam. Die Rückzahlung erfolgte über Konten des DFB und des Weltfußballverbands FIFA vermutlich an Robert Louis- Dreyfuß.
Nicht tief genug ermittelt
Auch nach den jahrelangen Ermittlungen sei "die Kernfrage immer noch ungelöst", sagte Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung in der Sendung "Sport am Samstag". Nämlich: "Wofür sind die Millionen damals von Beckenbauer nach Katar geflossen?" Um das herauszufinden, hätten die Schweizer Ermittler unbedingt Mohammed bin Hammam befragen müssen, kritisierte Kistner. Wenn nötig mit Druck von Seiten der FIFA - "denn Katar will ja die Fußball-WM 2022 ausrichten."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.