Das Begehr aus der Schweiz, rasch an das verschlüsselte Material zu gelangen, bringt den DFB in Bedrängnis. Ein Jahr lang hatte er die Datei zurück behalten, die kurz nach Beginn der WM-Affäre und einer Razzia der ermittelnden Frankfurter Staatsanwaltschaft im November 2015 erstellt und in einem Ordner namens "Erdbeben" gespeichert worden war.
Dabei weisen schon die Dateinamen aus Sicht der Behörden auf inhaltliche Relevanz hin. Mit Jack Warner hatten die deutschen WM-Werber vier Tage vor der Turniervergabe im Juli 2000 einen millionenschweren Vertrag besiegelt; der Skandalfunktionär spielt auch in anderen Ermittlungen zum Fußball-Weltverband FIFA eine Schlüsselrolle.
DFB nicht kooperativ?
Trotzdem übergab der DFB die Datei erst vergangene Woche an die Staatsanwaltschaft Frankfurt. Er hatte erst selbst versucht, sie zu öffnen, davon aber Abstand genommen, als ihn Computerexperten vor hohen Kosten gewarnt hätten. Gleichwohl landete die Datei auch danach nicht bei den Behörden. Diese beklagen nun eine "stark eingeschränkte Kooperationsbereitschaft" des DFB.
Zweifel regen sich auch an der DFB-Darstellung, dass die Datei schwierig zu öffnen sei. In befassten Justizkreisen ist man überzeugt, dass sie Datei lesbar zu machen sei. Von Problemen mit der Öffnung, wie vom DFB dargestellt, habe man "noch nie gehört", heißt es dazu.
Auch erklärt der Chaos Computer Club (CCC), den der DFB um Hilfe gebeten haben will, es habe keine offizielle Anfrage des DFB in seiner Klubzentrale gegeben. Allerdings sei der CCC in losen, dezentralen Einheiten organisiert, weshalb nicht auszuschließen sei, "dass der DFB bei irgendeinem Ableger des Clubs eine nicht-offizielle Auskunft erhalten hat".