
Ein Jahr lang schürte der Deutsche Fußball-Bund größte Hoffnungen, dass die mit insgesamt mehreren Millionen Euro vergütete Forensiker-Firma Esecon auch das Sommermärchen-Geheimnis enthüllen werde: Die Frage, wie die Fußball-WM 2006 nach Deutschland kam.
Papier wird nicht publiziert
Jetzt liegt der Bericht vor, 125 Seiten stark, er wurde wochenlang juristisch geprüft. Doch statt des angekündigten Befreiungsschlags folgt nur der nächste Tiefschlag für den Affären-Verband: Weder die Öffentlichkeit noch der Fußball werden den Esecon-Report je lesen. Das DFB-Präsidium hat beschlossen, das Papier nicht zu publizieren.
Pikanterweise wollte der DFB die Dienstleister nicht von der "Haftung für den Inhalt ihres Berichtes und die Darstellung externer Personen und Organisationen" freistellen. Präsidiumsmitglieder fragen sich, warum die teuren Forensiker dafür nicht selbst Verantwortung tragen wollten. Sicher ist: Der DFB will es nach Lektüre auch nicht tun.
Wieder fließt viel Geld ins Nirgendwo
Es ist die Fortsetzung der Skandalchronik um den DFB und seine Dienstleister: wieder floss viel Geld aus dem gemeinnützigen Verband ins Nirgendwo. Der gerühmte Sommermärchen-Report ist Makulatur bei Ablieferung – und dass der DFB beteuert, er wolle ihn den Behörden übergeben, wirkt grotesk. Der Verband selbst räumt ja ein, dass die Erkenntnisse "überwiegend auf der Grundlage von Indizien basieren". Und Korruptions-Indizien gibt es mehr als genug zum Sommermärchen.
Zudem erklärt der DFB, dass die eruierten Berichtsthemen "zum Teil weit in die Vergangenheit" zurückreichten. Demnach dürften auch die Strafermittler den Report flott in den Papierkorb weiterleiten, ihrer Arbeit sind ja enge Verjährungsfristen gesetzt.
Alt-Präsident Theo Zwanziger, den Esecon widerholt befragt hatte, fordert die DFB-Revisoren nun auf, den Report inhaltlich zu prüfen – und im Fall mangelnder Substanz und zu vieler Mutmaßungen die großzügige Vergütung zu kürzen.