Zu Gast im Gymnasium "Am Sonnenberg" in Crivitz, einem 5.000-Einwohner-Städtchen in Westmecklenburg. Die 8c hier besteht, wie wohl alle achten Klassen in der Republik, aus coolen Jungs und Mädchen. Trotzdem - oder vielleicht sogar deshalb - ist es ihnen überhaupt nicht peinlich, freiwillig einen Niederdeutsch-Kurs zu besuchen und Märchen zu üben. Damit wollen sie demnächst vor ihrer Patengruppe im Crivitzer Kindergarten auftreten, erklärt die plattsprechende Klassenlehrerin:
"Ja, ik bün Susanne Bliemel. Ik bün Lehrerin hier in Crivitz. Twintig Johren arbeid ik hier und warn hier in ein Dörp, dat is nich wiet af und dat heit up Plattdütsch Banschow."
Susanne Bliemel, seit 20 Jahren in Crivitz, war in einer plattsprechenden Familie aufgewachsen. Nun spricht sie mit ihren Kindern Platt. Eine seltene Ausnahme:
"Darum ist Plattdeutsch eine echte Fremdsprache oder eine Sprache, die fremd geworden ist für die Kinder hier im Land."
"Ja, ik bün Susanne Bliemel. Ik bün Lehrerin hier in Crivitz. Twintig Johren arbeid ik hier und warn hier in ein Dörp, dat is nich wiet af und dat heit up Plattdütsch Banschow."
Susanne Bliemel, seit 20 Jahren in Crivitz, war in einer plattsprechenden Familie aufgewachsen. Nun spricht sie mit ihren Kindern Platt. Eine seltene Ausnahme:
"Darum ist Plattdeutsch eine echte Fremdsprache oder eine Sprache, die fremd geworden ist für die Kinder hier im Land."
Plattdeutsch als Brücke zwischen mehreren Sprachen
Hasselmann: "Hast Du anfangs eigentlich verstanden, was du da liest?"
Lena: "Naja, also dadurch, dass wir das jetzt häufiger machen und im Kindergarten vorlesen gehen, gehts. Aber zu Hause spreche ich das nicht."
Robin: "Also beim ersten Mal war es bei mir auch so, dass ich das nicht so richtig lesen konnte. Aber nach und nach wurde es immer besser."
Pauline: "Ich find´ auch, dass es zum Teil sehr ähnlich mit dem Deutschen oder auch mit dem Englischen ist. So kann man sich das alles sehr gut erschließen."
Und umgekehrt, sagt Susanne Bliemel. Plattdeutsch sei eine Brücke zu den eng verwandten Sprachen Niederländisch, Englisch, Dänisch, Schwedisch:
"Und jeder, der schon mal in Norwegen zum Angelurlaub war, kriegt mit: Aha, ich kann ja hier Dinge lesen und dann verstehe ich die!"
Lena: "Naja, also dadurch, dass wir das jetzt häufiger machen und im Kindergarten vorlesen gehen, gehts. Aber zu Hause spreche ich das nicht."
Robin: "Also beim ersten Mal war es bei mir auch so, dass ich das nicht so richtig lesen konnte. Aber nach und nach wurde es immer besser."
Pauline: "Ich find´ auch, dass es zum Teil sehr ähnlich mit dem Deutschen oder auch mit dem Englischen ist. So kann man sich das alles sehr gut erschließen."
Und umgekehrt, sagt Susanne Bliemel. Plattdeutsch sei eine Brücke zu den eng verwandten Sprachen Niederländisch, Englisch, Dänisch, Schwedisch:
"Und jeder, der schon mal in Norwegen zum Angelurlaub war, kriegt mit: Aha, ich kann ja hier Dinge lesen und dann verstehe ich die!"
Schweriner Bildungsministerium will niederdeutsches Abitur
Doch aktiv Platt schnacken kann kaum einer. Dafür reichen die unverbindlichen Schul-Kursangebote nicht aus. Nun will das Schweriner Bildungsministerium gegensteuern. Es gibt Crivitz und fünf weiteren Gymnasien im Land ziemlich viel Geld für zusätzliche Lehrer und Unterrichtsmittel, um künftig Niederdeutsch als zweite Fremdsprache mit Abiturmöglichkeit anbieten zu können. "Die Sache ist im Prinzip so gekommen", erklärt Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD):
"Ich habe mich gefragt, was nützt einem jungen Menschen mehr, der hier in Mecklenburg-Vorpommern vielleicht Bäcker werden will oder Mechatroniker oder was auch immer? Nützt es ihm mehr, zum Beispiel Russischunterricht gehabt zu haben oder Französisch? Oder ist es für ihn vielleicht hilfreicher, einfach Niederdeutsch zu können, weil sich viele seiner Kunden immer noch auf Niederdeutsch verständigen?"
Dann habe man überlegt, dass Plattdeutsch genauso wichtig für einen Arzt sein könne. Es müsse auch ein niederdeutsches Abitur geben:
"Dann habe ich gesagt: Ok, dann machen wir das. Und wir sind auf die Idee gekommen, das Ganze 'Plattinum' zu nennen. Wie denn sonst?"
"Ich habe mich gefragt, was nützt einem jungen Menschen mehr, der hier in Mecklenburg-Vorpommern vielleicht Bäcker werden will oder Mechatroniker oder was auch immer? Nützt es ihm mehr, zum Beispiel Russischunterricht gehabt zu haben oder Französisch? Oder ist es für ihn vielleicht hilfreicher, einfach Niederdeutsch zu können, weil sich viele seiner Kunden immer noch auf Niederdeutsch verständigen?"
Dann habe man überlegt, dass Plattdeutsch genauso wichtig für einen Arzt sein könne. Es müsse auch ein niederdeutsches Abitur geben:
"Dann habe ich gesagt: Ok, dann machen wir das. Und wir sind auf die Idee gekommen, das Ganze 'Plattinum' zu nennen. Wie denn sonst?"
"Gute Alternative zu Latein und Französisch"
2017 soll es losgehen. Bis dahin haben die Gymnasien ein Jahr Zeit, sich um einen Rahmenlehrplan, qualifizierte Niederdeutsch-Lehrer und ein attraktives Image der Sprache zu kümmern. In Crivitz haben sie die Argumente schon gut sortiert, meint Susanne Bliemel:
"Dass das etwas Besonderes ist, das fällt anderen auf. Wir haben im Moment Amerikaner hier im Haus. Die finden es total interessant und exotisch, was sie da zu hören bekommen im Plattdeutsch-Unterricht. Wir haben zwei junge Männer, die hier Plattdeutsch unterrichten, und einen schönen Slogan haben wir für unser Profil-Gymnasium auch schon entwickelt: Wir können alles. Auch Hochdeutsch."
"Und das Ganze noch mal auf Plattdeutsch?" - "Wi könn' allens. Un Hochdütsch."
Für die heutigen Achtklässler am Sonnenberg-Gymnasium Crivitz kommt das Plattinum zu spät. Schade, finden Pauline und Lena:
Pauline: "Ich glaube, ich hätte es gemacht. Es ist eine ganz gute Alternative zu Latein und Französisch."
Lena: "Also ich glaube, es wäre für mich auch leichter, weil meine Oma ganz gut Plattdeutsch spricht. Dann könnte ich das ja mit ihr üben und Latein oder Französisch spricht eben niemand in meiner Familie."
"Dass das etwas Besonderes ist, das fällt anderen auf. Wir haben im Moment Amerikaner hier im Haus. Die finden es total interessant und exotisch, was sie da zu hören bekommen im Plattdeutsch-Unterricht. Wir haben zwei junge Männer, die hier Plattdeutsch unterrichten, und einen schönen Slogan haben wir für unser Profil-Gymnasium auch schon entwickelt: Wir können alles. Auch Hochdeutsch."
"Und das Ganze noch mal auf Plattdeutsch?" - "Wi könn' allens. Un Hochdütsch."
Für die heutigen Achtklässler am Sonnenberg-Gymnasium Crivitz kommt das Plattinum zu spät. Schade, finden Pauline und Lena:
Pauline: "Ich glaube, ich hätte es gemacht. Es ist eine ganz gute Alternative zu Latein und Französisch."
Lena: "Also ich glaube, es wäre für mich auch leichter, weil meine Oma ganz gut Plattdeutsch spricht. Dann könnte ich das ja mit ihr üben und Latein oder Französisch spricht eben niemand in meiner Familie."