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Sommerspiele in Tokio
Athleten kritisieren Festhalten des IOC an Olympia

Das IOC bleibt bei seiner Darstellung: Eine Verlegung oder gar Absage der Olympischen Sommerspiele in Tokio wird nach außen hin weiter abgetan. So langsam aber regt sich unter den Athleten Widerstand gegen das Gebaren des IOC.

Von Marina Schweizer |
Olympische Ringe vor dem Olympiastadion in Tokio.
Das IOC will weiterhin die Olympischen Spiele im Sommer - einige Athleten widersprechen (imago images / Sven Simon)
Es sind ungewöhnlich deutliche Worte, die IOC-Mitglied Hayley Wickenheiser gegen den eigenen Dachverband richtet: Der kanadische Eishockey-Star bezeichnete es als "unverantwortlich und unsensibel", wenn das IOC es nun so hinstelle, als könne alles einfach weitergehen. In ihrer Mitteilung, die die Athletensprecherin über Twitter verbreitete, bezeichnete sie es als "schrecklich", dass die Athleten nicht wüssten, wo sie trainieren könnten, und dennoch werde erwartet, dass sie sich auf die Olympischen Sommerspiele vorbereiten. "Diese Krise ist größer als Olympia", schrieb Wickenheiser, die Mitglied in der sonst öffentlich eher unkritischen IOC-Athletenkommission ist.
Noch hoffen viele Athleten auf ihren Traum von Olympia diesen Sommer. Aber auch von einzelnen deutschen Athleten ist Widerspruch zu hören: Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler zielt dabei auch auf die nun unterschiedlichen Voraussetzungen für Teilnehmende: Während einige sich nicht mehr unter normalen Umständen vorbereiten könnten, gebe es in anderen Ländern keine Einschränkungen. Um die Ausgangslage für alle Athleten auf Null zu setzen würde er sich über eine Verschiebung der Spiele freuen, sagte Röhler dem Portal Sportbuzzer.
Olympiasiegerin Werth spricht von Hinhaltetaktik des IOC
Marathonläufer Philipp Pflieger bezeichnete die Kommunikation des IOC an die Athleten als hanebüchen. Es würden keine Lösungswege aufgezeigt, Sportler in der Luft hängen gelassen. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt sagte Pflieger, er glaube, dass es "hinsichtlich der Ausbreitung des Virus – das Dümmste wäre, 10.500 Athleten und deren Betreuerteams aus aller Welt in einem Olympischen Dorf zusammenzubringen und alle danach wieder in alle Welt reisen zu lassen."
Die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth sprach gegenüber dem Sport-Informations-Dienst von einer unverständlichen und überhaupt nicht nachvollziehbaren Hinhaltetaktik des IOC und den japanischen Ausrichtern. Man solle sich am Fußball und an der Formel 1 ein Beispiel nehmen und jetzt sagen: 'Olympia im Juli wird nichts'.