"Ich finde es überhaupt keinen Makel, im Gegenteil, also, ich steh zu meinen Sommersprossen, ich find sie schön. Mein Mann hat mir mal gesagt: Ein Gesicht ohne Sommersprossen ist wie ein Himmel ohne Sterne. Hab ich mich natürlich gefreut.
Roos Bartling betreibt seit fast 30 Jahren eine Hautpflegepraxis in der Nähe von Aachen. Sie arbeitet mit Hautärzten, Psychologen und mit einer Gynäkologin zusammen, unterrichtet an der Fachhochschule in Aachen. Ihre Mutter war eine der ersten Kosmetikerinnen in den Niederlanden. Und: auch sie hatte Sommersprossen.
Sommersprossen werden häufig vererbt
"Meine Mutter hat Sommersprossen, meine Oma hatte Sommersprossen, meine Kinder haben Sommersprossen und meine Enkel haben Sommersprossen. Also da muss was dran sein."
Die Neigung zu den kleinen bräunlichen Fleckchen auf der Haut wird häufig weitervererbt, unabhängig von der Jahreszeit oder vom Kontakt mit der Sonne im Sommer. Aber was genau sind eigentlich Sommersprossen und wie entstehen sie? Professor Cord Sunderkötter ist Dermatologe am Uniklinikum Münster.
"Wir haben in der Haut pigmentbildende Zellen, deren Aufgabe es ist, Pigment abzugeben, an die Hautzellen selber, die sogenannten Keratinozyten und das Pigment legt sich dann wie Kappen über deren Zellkerne, um sie vor dem Sonnenlicht zu schützen."
Dieses Pigment, das Melanin, funktioniert wie ein Filter, wehrt die schädlichen UV-Strahlen ab. Melanozyten heißen die Pigmentzellen der Haut. Sie geben den schützenden Farbstoff bei sommersprossigen Menschen nicht gleichmäßig ab, wie bei Menschen, die eine ganz normal gebräunte Haut im Sommer bekommen. Dadurch entstehen ungleich verteilte kleine Melanin-Inseln auf der Haut: die Sommersprossen.
"Nun gibt es Menschen, die sehr hellhäutig sind, oder rote Haare haben und bei denen ist das Pigment etwas anders ausgebildet. Es hat eine hellere Farbe und wird in größeren Vesikeln, also Bläschen abgegeben von den Melanozyten und kann dann diesen orange-braunen Farbton der Epheliden, der sogenannten Sommersprossen machen."
Nicht von Geburt an vorhanden
Sommersprossen sind sichtbare Flecken, aber sie sind nicht erhaben oder tastbar, wie zum Beispiel Leberflecken. Die Melanozyten selbst haben sich nicht vermehrt, sie haben nur an fest umschriebenen Stellen Pigment abgegeben.
"Sie sind auch nicht von Geburt an vorhanden, sondern entstehen in den ersten Lebensjahren und können dann unter dem Einfluss von Sonnenlicht induziert werden. Das heißt, dass die vor allem in Körperarealen vorkommen, wo das Sonnenlicht hingelangt. Also: Gesichtsmitte, Schultern, Unterarme. Das sind so die typischen Stellen, wo die dazu veranlagten Menschen sehr viele Sommersprossen haben."
"Die kleinen Sonnenfleckchen sind in der Regel nicht gefährlich, sie entwickeln sich, anders als zum Beispiel Leberflecken, nur extrem selten zu einem bösartigen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs."
"Aber sie weisen darauf hin, dass diese Menschen eine besonders hohe Sonnenlichtempfindlichkeit haben, das heißt, bei ihnen kann die Sonne mehr Schäden anrichten als bei Patienten, die eine dunklere Haut und ein normales Pigment haben. Man sollte gerade diesen Menschen sagen, dass sie sich besonders vor Sonnenlicht gut schützen müssen und zwar schon von den ersten Lebensjahren an."
Hautpflegerin Roos Bartling kennt das Problem aus eigener Erfahrung. Sie klärt aber auch ihre Kundinnen in der "Hautsprechstunde" darüber auf.
Sommersprossen als Warnzeichen
Sommersprossen als Warnzeichen
"Sommersprossen haben auch wirklich eine Warnfunktion, weil Menschen mit Sommersprossen aufgrund ihrer empfindlichen Haut und dünneren Haut müssen sehr aufpassen mit UV.: Also nicht in die Mittagssonne gehen und der richtige Schutz; nicht mit chemische UV-Filter, sondern mit physikalische, da muss man als sommersprossiger Mensch ein bisschen achtgeben."
Sollte jemand zu ihr kommen und wirklich ganz unglücklich sein wegen der vielen Sommersprossen, dann gibt es aber auch Hilfe.
"Generell kann ich sagen, haben Menschen mit Sommersprossen eine dünne, helle, empfindliche Haut und sind häufig im wahrsten Sinne des Wortes dünnhäutig. Wenn es Leute gibt, die es wirklich stört, dann kann man es natürlich abdecken, aber ich sehe es als meine Arbeit mit: Wenn ich hier jemanden habe, den das wirklich stört, dann versuche ich, darüber zu reden und das – wie sagt man - Selbstwertgefühl auch in der Richtung zu stärken. Weil Schönheit kommt von innen, das strahlt man aus und das hat überhaupt nichts mit einem Fleck hier oder Fleck da zu tun.