Die Landoberflächen der Erde sind ein wichtiger Puffer der globalen Erwärmung. Rund 30 Prozent unserer Kohlendioxid-Emissionen werden nach wie vor von der Pflanzendecke aufgenommen, vor allem von Bäumen der tropischen Regenwälder - immerhin elf Milliarden Tonnen jährlich, wie es im neuen Sonderbericht des Weltklimarates IPCC heißt.
Doch die Frage ist: Wie lange noch? Denn der terrestrische Kohlenstoff-Speicher kriegt die Erwärmung selbst zu spüren. Darauf verwies der chinesische Klimatologe und IPCC-Autor Panmao Zhai heute in Genf:
"Die Temperatur über den Kontinenten hat fast doppelt so stark zugenommen wie die globale Mitteltemperatur. Hitzewellen, Dürren und Starkniederschläge häufen sich und werden intensiver. Es ist zu erwarten, dass Wassermangel und Waldbrände zunehmen und Permafrostböden stärker auftauen, wenn sich das Klima weiter erwärmt. Die Landoberflächen könnten dadurch in Zukunft weniger Kohlenstoff speichern."
Ganz zu schweigen davon, dass Regenwald noch immer großflächig gerodet wird.
Dürrezonen breiten sich aus
In den Trockenzonen der Erde treten Dürren immer großräumiger auf. Die betroffene Landfläche wächst dem IPCC zufolge Jahr für Jahr um mehr als ein Prozent. Ein Problem vor allem in Afrika südlich der Sahara und Teilen Asiens, so die französische Physikerin Valérie Masson-Delmotte.
"500 Millionen Menschen leben heute in Gebieten mit zunehmender Bodenausdörrung und Wüstenbildung. Gerade sie leiden immer mehr unter dem Klimawandel."
Detailliert gehen die Experten des IPCC auch auf die Art ein, wie der Mensch heute Land nutzt. Sie forciert nämlich den Klimawandel.
Landnutzung ist für knapp ein Drittel aller Treibhausgase verantwortlich
Neben CO2 setzen Land- und Forstwirtschaft auch die beiden Treibhausgase Methan und Lachgas frei, bedingt durch intensive Viehhaltung und Stickstoffdüngung. Der peruanische Umweltwissenschaftler Eduardo Calvo Buendía:
"Land- und Forstwirtschaft sowie andere Formen der Landnutzung sind für 23 Prozent unserer Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Wenn wir uns den gesamten Ernährungssektor anschauen, vom Anbau auf dem Acker über die Verarbeitung der Lebensmittel bis zum Transport in den Supermarkt und zum Verbraucher - dann steigt der Anteil sogar fast auf ein Drittel."
Diese Emissionen sind zu einem beträchtlichen Teil vollkommen überflüssig. Denn viele Nahrungsmittel werden umsonst produziert. Feldfrüchte verschimmeln noch auf dem Acker oder bei falscher Lagerung, Supermärkte und Verbraucher werfen zuhauf Lebensmittel weg, weil sie abgelaufen sind.
Andere Ernährung würde das Problem lindern
Wie groß das Problem ist, skizzierte heute der britische Physiker und Energieforscher Jim Skea:
"25 bis 30 Prozent aller produzierten Lebensmittel verderben oder werden weggeschmissen. Wenn man das verhindert, reduzieren sich auch Flächenverbrauch und Treibhausgas-Emissionen. Eine weitere Option ist es, Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Wer viel Getreide, Nüsse und Gemüse isst, hat einen niedrigeren CO2-Fußabdruck als jemand, der sich fleischreich ernährt. Gesünder ist es noch dazu!"
Die IPCC-Autoren raten dazu, die Landwirtschaft möglichst schnell nachhaltiger zu gestalten. Die konventionelle Bodenbearbeitung führe zu starken Verlusten von Krume und gespeichertem Kohlenstoff. Dies sei zum Beispiel beim Öko-Landbau nicht so. Und auch nicht bei häufigeren Fruchtfolgen. Eine andere Empfehlung ist, Moorflächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und wiederherzustellen. Denn intakte Torfböden lagerten besonders viel Kohlenstoff ein.
Laut dem IPCC hätte eine verantwortungsvollere Landnutzung das Potenzial, beträchtliche Mengen CO2 einzusparen. Der Stopp von Waldrodungen und ein nachhaltigerer Ackerbau könnten die Emissionen auf längere Sicht um zweieinhalb bis knapp zehn Milliarden Tonnen pro Jahr vermindern. Vorausgesetzt, die Agrarpolitik setzt die Vorschläge der Wissenschaftler auch um.