Sonderwirtschaftszonen Wie Großkonzerne in Polen Steuern sparen
14 "Industrieparks mit Sonderkonditionen" gibt es in Polen, dazu hunderte Unterzonen - meist in strukturschwachen Regionen: Riesige Hallen, in denen vor allem ausländische Unternehmen produzieren. Steuern und Lohnkosten sind niedrig, die Infrastruktur günstig.
Klingt gut. Doch viele Kritiker sehen das anders: Niedrige Löhne, monotone Fließbandarbeit, unsichere Verträge und eine Wertschöpfung, die ins Ausland abwandert. Obwohl die regierende nationalkonservative PiS-Partei gerne mit harschen Worten gegen die "ausländische Übermacht" im Land wettert, hat sie nun die Sonderwirtschaftszonen auf das ganze Land ausgeweitet.
Im Herbst sind Kommunalwahlen in Polen, und die Städte und Gemeinden sind die letzte Bastion der Opposition. Das will die PiS ändern. Außerdem ist der Führung in Warschau bewusst, dass ohne die Unterstützung ausländischer Investoren das fulminante Wirtschaftswachstum des Landes nicht aufrechtzuerhalten ist. Verlierer dieses Strategiewechsels könnten die Städte in strukturschwachen Regionen werden – zum Beispiel in Niederschlesien.
Eine Reportage in fünf Teilen aus der Gegend um Walbrzych.
Abbruch und Aufbruch in Swidniza Colgate, Electrolux, Toshiba – internationale Großkonzerne haben sich in den Sonderwirtschaftszonen Polens angesiedelt, angelockt durch Steuervorteile und günstige Arbeitskräfte. Doch die Zonen sind umstritten. Ein Vorwurf: Zu wenig Lohn und Rechte für die Arbeiter.
Japanische Autos, polnische Subventionen Der japanische Autobauer Toyota ist das Aushängeschild der Sonderwirtschaftszone in Walbrzych. Vor einigen Jahren hatten sich noch Mitarbeiter über pöbelnde Vorgesetzte beschwert - heute soll alles anders sein. Auch, weil Arbeitskräfte in der Region Mangelware sind.
Von Vorteil für den Investor Die Sonderwirtschaftszonen in Polen wurden errichtet, bevor das Land der EU beitrat. Die PiS-Regierung unterstützt sie, obwohl sie sonst gegen internationale Konzerne wettert. Lokale Unternehmen haben es dagegen schwer, kritisieren Ökonomen.
Minutenpausen und Niedriglöhne Die Konditionen für ausländische Investoren sind in den Sonderwirtschaftszonen hervorragend – die für gewöhnliche Arbeiter nicht. Die Beschäftigten des Toyota-Werks in Walbrzych haben sich an die Bedingungen gewöhnt – und fordern dennoch angemessene Bezahlung.
Was wird aus Walbrzych? Die PiS-Regierung will die Sonderwirtschaftszonen auf ganz Polen auszuweiten. Schlechte Nachrichten für Walbrzych. Seit dem Zechensterben Mitte der 90er kämpfte die Stadt um eine Perspektive. Wenn die ausländischen Unternehmen gehen, geht auch die Hoffnung.