"Stell Dir vor, es gibt keinen Himmel und keine Hölle. Stell Dir vor, es gibt keine Staaten und keine Religion, nichts wofür man tötet oder stirbt. Stell Dir vor, es gibt keinen Besitz, keine Habgier, keinen Hunger. Stell Dir vor, alle Menschen leben in Frieden und in einer brüderlichen Gemeinschaft auf dieser Erde."
"Ich staune immer wieder, wenn ich den Text höre und lese. Diese Friedensbotschaft so zu formulieren. Ich finde, sie trifft direkt ins Herz und spricht jeden und jede an. Das ist die große Kunst. Dieser nicht-appellative Charakter, nicht dieser Befehlston: Wir müssen Frieden herstellen! Sondern: Stell Dir vor, es könnte Frieden sein."
Der intellektuellste Beatle
Sagt der John Lennon-Biograf Nicola Bardola. Als die Single "Imagine" am 11. Oktober 1971 veröffentlicht wird, ist John Lennon 31 Jahre alt. Wie seine ehemaligen Bandkollegen hat auch er sich mit den Jahren künstlerisch weiterentwickelt. Doch anders als George, Paul und Ringo, begreift sich John als Intellektueller, der die Weltpolitik kritisch verfolgt.
Es sind vor allem die schrecklichen Bilder des Vietnamkriegs, die ihn Ende der 1960er zum Pazifisten werden lassen.
Marketing-Team Lennon-Ono
In seiner zweiten Frau, der japanischen Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono, findet John Lennon eine energische Mitstreiterin. Bei ihrer gemeinsam inszenierten "Bed-In"-Performance nehmen sie Anfang 1969 den Song "Give peace a chance" auf und werben vor Journalisten aus aller Welt und vor laufenden Kameras vom Bett aus für ihr Anliegen.
"So, we’re saying: Give peace a chance … Unsere Botschaft lautet: Gebt dem Frieden eine Chance. Und das nicht nur für eine Dauer von vielleicht zehn Jahren, sondern für immer. Und ich möchte den Frieden jetzt. Und wir könnten jetzt Frieden haben, wenn wir ihn jetzt wirklich wollen."
Angeblich an einem Vormittag geschrieben
Weitaus weniger kämpferisch formuliert Lennon seine Friedensbotschaft zwei Jahre später in dem Song "Imagine", von dem er sagt, er habe ihn an nur einem Vormittag geschrieben.
Als Ende Mai 1971 die Aufnahmen für die Langspielplatte "Imagine" beginnen, platzt seine Villa, wo er sich westlich von London auch ein Studio eingerichtet hat, aus allen Nähten, so viele Gastmusiker hat er eingeladen.
Als Ende Mai 1971 die Aufnahmen für die Langspielplatte "Imagine" beginnen, platzt seine Villa, wo er sich westlich von London auch ein Studio eingerichtet hat, aus allen Nähten, so viele Gastmusiker hat er eingeladen.
Für den Titelsong des Albums entscheidet sich Lennon jedoch für eine kleine Besetzung: Klaus Voormann am Bass, Alan White am Schlagzeug, er selbst als Sänger und Pianist.
Yoko Onos Beteiligung am Album ist groß. Aus einem ihrer Gedichte entnimmt Lennon seine Textinspiration für den Titelsong. Außerdem fungiert sie bei den Studioaufnahmen als Co-Produzentin, gestaltet das Cover der Langspielplatte und, wie auch bei anderen Projekten zuvor, sorgt sie dafür, dass die Entstehung des gesamten Albums filmisch dokumentiert wird.
Zwei Millionen Mal verkauft
Die Single "Imagine" und auch das gleichnamige Album werden zum größten kommerziellen Erfolg in Lennons Solo-Karriere. Alleine die Single erreicht Verkaufszahlen von annähernd zwei Millionen Exemplaren und wird in den Folgejahren von über zweihundert Künstlerinnen und Künstlern neu vertont. Biograf Nicola Bardola vermutet warum:
"Die Aussagen sind von zeitloser Gültigkeit. Und mit diesen Aussagen: Ich bin ein Träumer, aber vielleicht bin ich nicht allein. Diese ganz sanfte Aufforderung vielleicht mit Yoko und John zu träumen, darin verbirgt sich sicher die nicht nachlassende Wirkung dieses Liedes."
"Die Aussagen sind von zeitloser Gültigkeit. Und mit diesen Aussagen: Ich bin ein Träumer, aber vielleicht bin ich nicht allein. Diese ganz sanfte Aufforderung vielleicht mit Yoko und John zu träumen, darin verbirgt sich sicher die nicht nachlassende Wirkung dieses Liedes."
Als John Lennon im Dezember 1980 vor seiner New Yorker Wohnung auf offener Straße von einem geistig verwirrten Mann erschossen wird, erreicht das Lied binnen weniger Tage Platz eins der britischen Hitparade. Ein Zeichen für die besondere Magie des Liedes und seiner Botschaft für eine gewaltfreie Welt.