Endlich ist es soweit: Das Fernrohr ist da. Lange hat Janine Vahlberg auf die Leihgabe vom "Haus der kleinen Forscher" aus Berlin gewartet. Die Stiftung, mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan in der Schirmherrschaft, stellt Kindertagesstätten in Deutschland die Geräte kostenlos zur Verfügung: "16 Teleskope für 16 Bundesländer."
Janine Vahlberg von der "wissen.s.wert GmbH" organisiert die Ausleihe in der Region Wolfsburg. Sechs Kitas haben bei ihr ein Teleskop beantragt, das sie dann rund drei Wochen behalten dürfen:
"Kitas können sich das nicht anschaffen. Die haben den finanziellen Rahmen nicht, um sich so ein teures Gerät anzuschaffen. Von daher ist das natürlich zeitlich begrenzt, aber es ist wirklich schön, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, das zu sehen."
Eine der interessierten Kitas ist die Kita St. Petrus in Vorsfelde. Es ist 18:00 Uhr. Janine Vahlberg montiert schon das Teleskop für die Sternenshow im Kindergarten, denn bald wird es dunkel. Damit sich die Kinder in der Dunkelheit nicht fürchten müssen, sind heute auch die Eltern dabei. An die hundert Menschen warten schon gespannt. Doch bevor die Fünfjährigen zum Teleskop dürfen, stellt die Erzieherin Ines Nothnick sechs ziemlich schwere Fragen über Sonne, Mond und Sterne.
"Die erste Frage lautet… Die Fragen sind natürlich nur für die Kinder. Die Eltern dürfen natürlich helfen und die Eltern müssen aufschreiben. Das ist klar. Wie heißt der größte Stern?"
Klar doch, unsere Sonne! Die Vorschulkinder schütteln die Antworten aus dem Ärmel. Haben sie sich doch in den vergangenen Tagen intensiv mit dem Thema beschäftigt. Und auch sonst wird die Naturwissenschaft groß geschrieben. Die Kinder experimentieren mit Wasser, lassen Luftballone steigen, basteln, kleben und werkeln.
"Die zweite Frage bitte: Welcher Planet wird auch der blaue Planet genannt?"
Für die Eltern ist dieser technisch orientierte Kindergarten genau das Richtige. Ingo Köhler - Entwicklungsingenieur - ist mit seinem Sohn Eric gekommen:
"Also ich bin überzeugt davon, dass die Türen aufgemacht werden für die Kinder. Das kann ich auf keinen Fall zu Hause machen. Das könnte ich als Vater gar nicht machen. Und das ist eben eine Möglichkeit, dass Kinder in der Gruppe zusammen sich mit Astronomie beschäftigen. Das ist eine tolle Sache."
"Die dritte Frage: Warum gibt es Tag und Nacht?"
Schade nur, dass der heutige Tag total verregnet ist. Und auch zum Abend hin will der Himmel nicht aufreißen. Kein einziger Stern in Sicht, nicht mal der Mond. Leider, so Janine Vahlberg, müssen solche Abende von langer Hand geplant werden. Das Wetter bleibt dabei die große Unbekannte. Die Erzieherin tröstet sich. Sie hat das Teleskop überdacht in einem Zimmer der Kinderbutze aufgestellt:
"Natürlich den Aufbau von so einem Teleskop zu sehen… Es ist ja bei Kindern schon auch ein großes Thema, erst einmal den Aufbau zu wissen und danach zu schauen: 'Okay, was kann ich eigentlich damit sehen?' Und warum sehe ich das jetzt größer, oder sehe ich das anders, wenn ich normal in den Himmel schaue."
"Und die vierte Frage: Kinder aufpassen, wir haben das besprochen am Dienstag. Warum kann man die Sterne nur bei Nacht sehen?"
"Kinder können nicht früh genug anfangen zu lernen - gerade so die Naturwissenschaften. Ich find es persönlich ganz prima","
sagt Ivonne Uhde zu dem Konzept der Kinderbutze. So wie viele andere Eltern auch hat sie sich die "Kinderbutze" gezielt ausgesucht, weil dort viel Natur und Technik auf dem Programm steht.
""Und wenn man merkt, dass die Kinder so begeistert bei der Sache sind, das ist dann auch für die Elternteile schön, dass man noch mal mit einsteigen kann."
Irgendwie sei es gut zu wissen, so die Mutter von Finn, dass "Sirius" der hellste Stern am Himmel ist, dass "Orion" nur im Winter erscheint, ein Jupiterjahr viel länger dauert als 365 Erdentage.
"Die fünfte Frage: Schreibt bitte drei Tierkreiszeichen auf, die ihr kennt."
Die "Kinderbutze", betont Detlef Heubach, ist kein spezieller naturwissenschaftlicher Kindergarten:
"Wir singen, malen, spielen und tanzen, um die Entwicklung der Kinder möglichst breit zu fördern."
Natur und Technik sind da nur ein Baustein, so der Leiter des Kindergartens, aber ein wichtiger…
"Also, zwei Dinge werden bei den Kindern passieren. Erstens, der Zugang zu den technischen Berufen wird leichter sein. Die Kinder werden sich interessierter zeigen. Gerade auch bei den weiteren Schulbildungen, dass sie sich an diese Zeiten erinnern und Zugang haben. Zweitens werden die Kinder lernen: Wie gehe ich mit lebensalltäglichen Herausforderungen um? Dass es keine schematischen Antworten gibt, sondern dass man experimentieren muss. Dass man die Dinge aus unterschiedlichen Gesichtspunkten, Fokussierungen betrachten kann. Und dann auch eigene Lösungen in alltäglichen Herausforderungen. Das ist der zweite Aspekt."
"Und die letzte Frage: Jeder schreibt bitte so viele Planeten auf, die er kennt, die die Sonne umkreisen. Es gibt eine Menge. Und jeder schreibt bitte so viele auf, wie er kennt."
Geschafft. Eine Etage höher in der Kita hat Ivonne Vahlberg das 200 Euro teure Teleskop zusammengebaut. Die Kinder können kommen, jeweils zu fünft. Vor dem Okular, dort wo man hineinschauen muss, steht ein Stuhl, damit die Kinder überhaupt herankommen.
"Was können wir denn jetzt heute beobachten?"
"Den Mond?"
"Können wir den heute wirklich sehen?"
"Nein, nur die Sterne."
"Meinst du? Die Sterne können wir doch auch ohne Teleskop sehen, oder?"
Nein, mit den Sternen wird das heute leider nichts. Die Wolken machen einen Strich durch die Rechnung. Als Ersatz schauen sich die Kinder weit entfernte Straßenlaternen an und sind erstaunt, wie nah die Lichter erscheinen. Es ist stockdunkel draußen. Noch nie waren die Kinder zu so später Stunde in ihrem Kindergarten. - Toll! - Auch Erzieherin Ines Nothnick findet: ein gelungener Abend.
"Ich hoffe, dass die Kinder hier schon ein bisschen entdecken: Wo liegt meine Leidenschaft, was mache ich gern, was liegt mir? Wo bin ich gut? Und deswegen versuchen wir die Kinder auch allseitig, in jedem Bildungsbereich sie ausprobieren zu lassen. - Das kann ich. Das kann ich gut. Das kann ich nicht so gut. Wo habe ich Stärken? Wo muss ich vielleicht noch ein bisschen was tun? - Deswegen gehen wir in alle Richtungen - und auch in die Naturwissenschaften."
Die Kinderbutze ist nur eine Kita, die auf das "Jahr der Astronomie" abfährt. Die Resonanz ist riesig, meldet die Stiftung "Haus der kleinen Forscher". Aus allen Städten und Gemeinden in Deutschland, in denen kooperierende Netzwerke existieren, kommen die Anfragen nach den Teleskopen. Interessierte Kitas können auf die Homepage von www.Haus-der-kleinen-Forscher.de klicken.
Dort finden Sie Adressen und Ansprechpartner von Netzwerken in Ihrer Region. Sollte schon alle Teleskope vergeben sein, gibt es auch noch Alternativen: Die Stiftung verteilt "Forscherpässe" und es gibt "Kinderdiplome" zum Beispiel für den erfolgreichen Bau einer Papierrakete oder Stempel, die dokumentieren sollen, dass man dabei war beim Erkunden von Sonne, Mond und Sternen. Die Initiatoren hoffen, dass die Begeisterung der Drei- bis Sechsjährigen anhält, dass eines Tages aus kleinen auch mal große Forscher erwachsen.
Janine Vahlberg von der "wissen.s.wert GmbH" organisiert die Ausleihe in der Region Wolfsburg. Sechs Kitas haben bei ihr ein Teleskop beantragt, das sie dann rund drei Wochen behalten dürfen:
"Kitas können sich das nicht anschaffen. Die haben den finanziellen Rahmen nicht, um sich so ein teures Gerät anzuschaffen. Von daher ist das natürlich zeitlich begrenzt, aber es ist wirklich schön, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, das zu sehen."
Eine der interessierten Kitas ist die Kita St. Petrus in Vorsfelde. Es ist 18:00 Uhr. Janine Vahlberg montiert schon das Teleskop für die Sternenshow im Kindergarten, denn bald wird es dunkel. Damit sich die Kinder in der Dunkelheit nicht fürchten müssen, sind heute auch die Eltern dabei. An die hundert Menschen warten schon gespannt. Doch bevor die Fünfjährigen zum Teleskop dürfen, stellt die Erzieherin Ines Nothnick sechs ziemlich schwere Fragen über Sonne, Mond und Sterne.
"Die erste Frage lautet… Die Fragen sind natürlich nur für die Kinder. Die Eltern dürfen natürlich helfen und die Eltern müssen aufschreiben. Das ist klar. Wie heißt der größte Stern?"
Klar doch, unsere Sonne! Die Vorschulkinder schütteln die Antworten aus dem Ärmel. Haben sie sich doch in den vergangenen Tagen intensiv mit dem Thema beschäftigt. Und auch sonst wird die Naturwissenschaft groß geschrieben. Die Kinder experimentieren mit Wasser, lassen Luftballone steigen, basteln, kleben und werkeln.
"Die zweite Frage bitte: Welcher Planet wird auch der blaue Planet genannt?"
Für die Eltern ist dieser technisch orientierte Kindergarten genau das Richtige. Ingo Köhler - Entwicklungsingenieur - ist mit seinem Sohn Eric gekommen:
"Also ich bin überzeugt davon, dass die Türen aufgemacht werden für die Kinder. Das kann ich auf keinen Fall zu Hause machen. Das könnte ich als Vater gar nicht machen. Und das ist eben eine Möglichkeit, dass Kinder in der Gruppe zusammen sich mit Astronomie beschäftigen. Das ist eine tolle Sache."
"Die dritte Frage: Warum gibt es Tag und Nacht?"
Schade nur, dass der heutige Tag total verregnet ist. Und auch zum Abend hin will der Himmel nicht aufreißen. Kein einziger Stern in Sicht, nicht mal der Mond. Leider, so Janine Vahlberg, müssen solche Abende von langer Hand geplant werden. Das Wetter bleibt dabei die große Unbekannte. Die Erzieherin tröstet sich. Sie hat das Teleskop überdacht in einem Zimmer der Kinderbutze aufgestellt:
"Natürlich den Aufbau von so einem Teleskop zu sehen… Es ist ja bei Kindern schon auch ein großes Thema, erst einmal den Aufbau zu wissen und danach zu schauen: 'Okay, was kann ich eigentlich damit sehen?' Und warum sehe ich das jetzt größer, oder sehe ich das anders, wenn ich normal in den Himmel schaue."
"Und die vierte Frage: Kinder aufpassen, wir haben das besprochen am Dienstag. Warum kann man die Sterne nur bei Nacht sehen?"
"Kinder können nicht früh genug anfangen zu lernen - gerade so die Naturwissenschaften. Ich find es persönlich ganz prima","
sagt Ivonne Uhde zu dem Konzept der Kinderbutze. So wie viele andere Eltern auch hat sie sich die "Kinderbutze" gezielt ausgesucht, weil dort viel Natur und Technik auf dem Programm steht.
""Und wenn man merkt, dass die Kinder so begeistert bei der Sache sind, das ist dann auch für die Elternteile schön, dass man noch mal mit einsteigen kann."
Irgendwie sei es gut zu wissen, so die Mutter von Finn, dass "Sirius" der hellste Stern am Himmel ist, dass "Orion" nur im Winter erscheint, ein Jupiterjahr viel länger dauert als 365 Erdentage.
"Die fünfte Frage: Schreibt bitte drei Tierkreiszeichen auf, die ihr kennt."
Die "Kinderbutze", betont Detlef Heubach, ist kein spezieller naturwissenschaftlicher Kindergarten:
"Wir singen, malen, spielen und tanzen, um die Entwicklung der Kinder möglichst breit zu fördern."
Natur und Technik sind da nur ein Baustein, so der Leiter des Kindergartens, aber ein wichtiger…
"Also, zwei Dinge werden bei den Kindern passieren. Erstens, der Zugang zu den technischen Berufen wird leichter sein. Die Kinder werden sich interessierter zeigen. Gerade auch bei den weiteren Schulbildungen, dass sie sich an diese Zeiten erinnern und Zugang haben. Zweitens werden die Kinder lernen: Wie gehe ich mit lebensalltäglichen Herausforderungen um? Dass es keine schematischen Antworten gibt, sondern dass man experimentieren muss. Dass man die Dinge aus unterschiedlichen Gesichtspunkten, Fokussierungen betrachten kann. Und dann auch eigene Lösungen in alltäglichen Herausforderungen. Das ist der zweite Aspekt."
"Und die letzte Frage: Jeder schreibt bitte so viele Planeten auf, die er kennt, die die Sonne umkreisen. Es gibt eine Menge. Und jeder schreibt bitte so viele auf, wie er kennt."
Geschafft. Eine Etage höher in der Kita hat Ivonne Vahlberg das 200 Euro teure Teleskop zusammengebaut. Die Kinder können kommen, jeweils zu fünft. Vor dem Okular, dort wo man hineinschauen muss, steht ein Stuhl, damit die Kinder überhaupt herankommen.
"Was können wir denn jetzt heute beobachten?"
"Den Mond?"
"Können wir den heute wirklich sehen?"
"Nein, nur die Sterne."
"Meinst du? Die Sterne können wir doch auch ohne Teleskop sehen, oder?"
Nein, mit den Sternen wird das heute leider nichts. Die Wolken machen einen Strich durch die Rechnung. Als Ersatz schauen sich die Kinder weit entfernte Straßenlaternen an und sind erstaunt, wie nah die Lichter erscheinen. Es ist stockdunkel draußen. Noch nie waren die Kinder zu so später Stunde in ihrem Kindergarten. - Toll! - Auch Erzieherin Ines Nothnick findet: ein gelungener Abend.
"Ich hoffe, dass die Kinder hier schon ein bisschen entdecken: Wo liegt meine Leidenschaft, was mache ich gern, was liegt mir? Wo bin ich gut? Und deswegen versuchen wir die Kinder auch allseitig, in jedem Bildungsbereich sie ausprobieren zu lassen. - Das kann ich. Das kann ich gut. Das kann ich nicht so gut. Wo habe ich Stärken? Wo muss ich vielleicht noch ein bisschen was tun? - Deswegen gehen wir in alle Richtungen - und auch in die Naturwissenschaften."
Die Kinderbutze ist nur eine Kita, die auf das "Jahr der Astronomie" abfährt. Die Resonanz ist riesig, meldet die Stiftung "Haus der kleinen Forscher". Aus allen Städten und Gemeinden in Deutschland, in denen kooperierende Netzwerke existieren, kommen die Anfragen nach den Teleskopen. Interessierte Kitas können auf die Homepage von www.Haus-der-kleinen-Forscher.de klicken.
Dort finden Sie Adressen und Ansprechpartner von Netzwerken in Ihrer Region. Sollte schon alle Teleskope vergeben sein, gibt es auch noch Alternativen: Die Stiftung verteilt "Forscherpässe" und es gibt "Kinderdiplome" zum Beispiel für den erfolgreichen Bau einer Papierrakete oder Stempel, die dokumentieren sollen, dass man dabei war beim Erkunden von Sonne, Mond und Sternen. Die Initiatoren hoffen, dass die Begeisterung der Drei- bis Sechsjährigen anhält, dass eines Tages aus kleinen auch mal große Forscher erwachsen.