Im frühlingshaften Montreal kommen dem Laien Zweifel, wenn er von weltweitem Verdunkelungsalarm hört. Doch für die Teilnehmer der Frühjahrstagung der Amerikanischen Geophysikalischen Union ist klar, dass es zunehmend dunkler wird auf der Erde. Seit den 50er Jahren, so zeigen Messungen, gelangten weltweit bis zu zehn Prozent weniger Sonnenstrahlen bis auf den Boden hinab. An der Sonne liege das nicht, erklärt Shep Cohen vom Bet Dagan Institut bei Tel Aviv: "Wir glauben, dass es vor allem an Aerosolen liegt. Es ist bekannt, dass Luftverschmutzung einen großen Einfluss auf die Sonneneinstrahlung hat. Aber wir waren doch sehr überrascht, dass der Effekt offensichtlich viel größer ist als erwartet." Mit jedem Jahrzehnt gelange zwischen 1,3 und 1,6 Prozent weniger Sonnenlicht auf den Boden, so schätzen Experten. Zwar klingt das nicht beeindruckend, doch die Summe wirft geradezu sprichwörtlich ihren Schatten voraus.
Die unerwünschte Sonnenbrille der Atmosphäre besteht dabei aus mehreren Komponenten. Einerseits reflektieren Aerosole aus kleinen Schwebeteilchen einen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung direkt in den Weltraum zurück. Andererseits stellen genau diese Schmutzpartikel auch Keimpunkte für die Wolkenbildung dar, an denen Wasser auskondensiert. Dieser Dunstschleier filtert die Strahlung noch besser. So maßen Forscher, dass die Sonneneinstrahlung in besonders stark belasteten Großstädten Asiens, der USA und Europas allein bis Anfang der 90er Jahre um mindestens zehn Prozent zurückging - im Fall Hong Kongs sogar um 37 Prozent. "Zwar scheint die Abnahme in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel am größten zu sein, aber wir konnten - wenn auch sehr viel schwächer - auch auf entlegenen arktischen Inseln und in der Antarktis einen Effekt messen. Dass die Antarktis als Reinluftgebiet betroffen ist, zeigt, dass die Dynamik des Phänomens noch unklar ist", resümiert Gerald Stanhill vom Forschungsinstitut Bet Dagan bei Tel Aviv. Australien sei vom Global Dimming noch nicht betroffen und in Nordostsibirien könne gar ein entgegengesetzter Trend festgestellt werden, denn dort steige die Sonneneinstrahlung an.
In Deutschland, so Beate Liepert von der Columbia-University New York, seien verblüffende Messwerte zu registrieren. Ein Grund hierfür sei die Verringerung der Luftverschmutzung: "Während es über den Städten quasi heller wird, sinkt andernorts die Lichteinstrahlung, so etwa am meisten am Hohenpeißenberg gefunden, einem isolierten Berg vor den Alpen." Während stark belastete Gebiete wie Ballungszentren von Emissionssenkungen profitierten, führten atmosphärische Verlagerungsphänomene zu solchen Messwerten mit Verschlechterungen in Reinluftarealen, erklärt Liepert. Aber sauberere Luft durch geringeren Schadstoffeintrag halte - so gut dies auch sei - auch einige weniger angenehme Überraschungen bereit, betont Gerald Shantill: "Derzeit sieht es so aus, als habe die Luftverschmutzung den globalen Treibhauseffekt gemindert." Dementsprechend könne bei reinerer Luft wieder mehr Licht durch die Atmosphäre dringen und dann werde es erst richtig warm, ergänzt Beate Liepert. "Wenn wir versuchen, die Luftverschmutzung allein einzudämmen, dann werden wir wirklich eine deutlich höhere Treibhauserwärmung als ohnehin bereits feststellbar haben." Daher müssten beide Probleme - Luftverschmutzung und Klimaerwärmung - gemeinsam betrachtet und angegangen werden.
[Quelle: Dagmar Röhrlich]
Die unerwünschte Sonnenbrille der Atmosphäre besteht dabei aus mehreren Komponenten. Einerseits reflektieren Aerosole aus kleinen Schwebeteilchen einen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung direkt in den Weltraum zurück. Andererseits stellen genau diese Schmutzpartikel auch Keimpunkte für die Wolkenbildung dar, an denen Wasser auskondensiert. Dieser Dunstschleier filtert die Strahlung noch besser. So maßen Forscher, dass die Sonneneinstrahlung in besonders stark belasteten Großstädten Asiens, der USA und Europas allein bis Anfang der 90er Jahre um mindestens zehn Prozent zurückging - im Fall Hong Kongs sogar um 37 Prozent. "Zwar scheint die Abnahme in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel am größten zu sein, aber wir konnten - wenn auch sehr viel schwächer - auch auf entlegenen arktischen Inseln und in der Antarktis einen Effekt messen. Dass die Antarktis als Reinluftgebiet betroffen ist, zeigt, dass die Dynamik des Phänomens noch unklar ist", resümiert Gerald Stanhill vom Forschungsinstitut Bet Dagan bei Tel Aviv. Australien sei vom Global Dimming noch nicht betroffen und in Nordostsibirien könne gar ein entgegengesetzter Trend festgestellt werden, denn dort steige die Sonneneinstrahlung an.
In Deutschland, so Beate Liepert von der Columbia-University New York, seien verblüffende Messwerte zu registrieren. Ein Grund hierfür sei die Verringerung der Luftverschmutzung: "Während es über den Städten quasi heller wird, sinkt andernorts die Lichteinstrahlung, so etwa am meisten am Hohenpeißenberg gefunden, einem isolierten Berg vor den Alpen." Während stark belastete Gebiete wie Ballungszentren von Emissionssenkungen profitierten, führten atmosphärische Verlagerungsphänomene zu solchen Messwerten mit Verschlechterungen in Reinluftarealen, erklärt Liepert. Aber sauberere Luft durch geringeren Schadstoffeintrag halte - so gut dies auch sei - auch einige weniger angenehme Überraschungen bereit, betont Gerald Shantill: "Derzeit sieht es so aus, als habe die Luftverschmutzung den globalen Treibhauseffekt gemindert." Dementsprechend könne bei reinerer Luft wieder mehr Licht durch die Atmosphäre dringen und dann werde es erst richtig warm, ergänzt Beate Liepert. "Wenn wir versuchen, die Luftverschmutzung allein einzudämmen, dann werden wir wirklich eine deutlich höhere Treibhauserwärmung als ohnehin bereits feststellbar haben." Daher müssten beide Probleme - Luftverschmutzung und Klimaerwärmung - gemeinsam betrachtet und angegangen werden.
[Quelle: Dagmar Röhrlich]