Archiv


Sonnenuntergang nach 15 Jahren

Grün und Hightech, dazu noch staatlich gefördert: Die deutschen Solarmodulhersteller gehörten einmal zu den Lieblingen der deutschen Anleger. Inzwischen herrscht Angst vor billigen Modulen aus Fernost. Ein erstes Opfer der Krise: Die Solon AG ist 15 Jahre nach der Gründung pleite.

Von Michael Braun |
    Q-Cells minus 74 Prozent, Solarworld minus 61 Prozent, SMA Solar minus 42 Prozent - die Aktien der Solarbranche haben auch dieses Jahr eine wahre Talfahrt hinter sich. Der Branche geht es schlecht. Der frühere Weltmarktführer Q-Cells etwa hat in den ersten neun Monaten mit jedem Euro Umsatz 67 Cent Verlust eingefahren. Dass der Solarmodulhersteller Solon 15 Jahre nach der Gründung insolvent ist, wundert Branchenbeobachter nicht. Diese Pleite werde nicht die letzte sein, sagt Jürgen Meyer von SEB Asset Management voraus, weil die Konkurrenz aus Asien nicht zu schlagen ist:

    "Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind Solarzellen aus Silizium kein Hightech. Es gibt sehr viele Unternehmen, die die in sehr guter Qualität liefern können. In einem solchen Markt setzt früher oder später, wenn das Produkt ohnehin austauschbar ist, ein Preiswettbewerb ein. Das ist im Markt der Solarzellen geschehen. Es gibt mittlerweile weit mehr Angebot als Nachfrage nach diesen Solarzellen. Und offenbar können asiatische Anbieter weit billiger produzieren als es die heimischen hier tun."

    Auch Solon klagte in seiner tiefrot geränderten Herbstbilanz den anhaltenden Preisverfall. Die Subventionen, die in Deutschland in Form von Einspeisevergütungen für Solarstrom von allen Stromkunden gezahlt werden, kommen bei den heimischen Herstellern nicht an.

    "Die Subventionen bekommt ja der Hausdachbesitzer, der sich diese Zellen aufs Dach schraubt, unabhängig davon, wo er seine Zellen erwirbt. Und er hat natürlich auch ein Interesse daran, die zu verwenden mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Und das sind eben offenbar die aus Asien."

    Noch vor gut drei Jahren wurde Anlegern die Solarenergie schmackhaft gemacht, etwa als Schott Solar an die Börse wollte und Udo Ungeheuer, der Vorstandsvorsitzende der Schott AG, goldene Worte über die Branche fand und zitierte:

    "Mit verbesserter Technologie und mit steigenden Kosten der herkömmlichen Energieträger gewinnt die Solarenergie zunehmend an Boden und wird zunehmend wettbewerbsfähig. Die Beratungsfirma McKinsey ruft im neuen Quartely eine neue Ära für Solarenergie aus. Innerhalb von wenigen Jahren sei Solarstrom gegenüber von aus fossilen Brennstoffen erzeugtem Strom beim Endkunden wettbewerbsfähig - ohne Subventionen."

    Doch schon damals waren die Anleger nicht überzeugt, akzeptierten die Preisvorstellungen von Schott nicht. Die Mainzer bliesen den Börsengang ab.

    Inzwischen wächst auch die Nachfrage langsamer als die Produktion. In Deutschland sinkt sie sogar. Wurden 2010 noch Solarmodule mit einer Leistung von 7,4 Gigawatt auf die Dächer geschraubt, dürften es dieses Jahr rund fünf Gigawatt sein. Denn die sinkenden Preise haben die Bundesregierung voriges Jahr veranlasst, die staatliche Förderung zu mindern. Das hatte 2010 für große Nachfrage gesorgt, bevor die Subventionen sanken. Und danach den erwarteten Nachfrageinbruch gebracht. Inzwischen sind die Subventionen, also die Summe der zugesagten Einspeisevergütungen, auf gut 100 Milliarden Euro gestiegen. Dafür liefert die Fotovoltaik 3,5 Prozent des Stroms. Sollte sich, wie geplant, der Anteil bis 2020 verdreifachen, wird das nach bisheriger Erfahrung nicht ohne Subventionen gehen. Von denen profitieren derzeit vor allem asiatische Hersteller. Hier läuft die Pleitewelle an.