Nie war die Auswahl an Lebensmitteln größer. Die Regale in den Supermärkten und Bioläden quellen über vor gluten- und laktosefreien Produkten. Es gibt "Powerkörner" und "Wunderfrüchte", Detox-Tees und Low-Carb-Brote. Foodblogs liefern unzählige Rezepte für Vegetarier, Veganer, Rohköstler, Paläo- oder Keto-Fans. Das einzige, was offensichtlich gar nicht mehr geht, ist essen nach Lust und Laune. Ernährung ist zum Lifestyle geworden, für manche sogar mehr.
Welche Bedeutung hat die Art, wie wir uns ernähren? Ist sie Ausdruck unserer Individualität oder gemeinschaftsstiftend? Politisches Statement, Ideologie oder Ersatzreligion? Darüber streiten die vegane Köchin Sophia Hoffmann und der Psychiater und Theologe Manfred Lütz.
Sophia Hoffmann ist vegane Köchin, Kochbuchautorin und Journalistin. Außerdem produziert sie den Podcast #veganqueens und arbeitet als Rezeptentwicklerin, Food-Consultant und Showköchin. Sie engagiert sich für bewussteren Konsum und sieht die Auseinandersetzung mit Ernährungsthemen nicht als Ersatzreligion, sondern als Notwendigkeit . "Wir werden alle nicht drumrum kommen, in Zukunft ein paar Schnitzel weniger zu essen, wenn wir unseren Kindern eine Zukunft auf diesem Planeten sichern wollen!"
Manfred Lütz, Psychiater und Theologe, ist seit 1997 Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln-Porz. Er hat mehrere Bestseller geschrieben, darunter ein Buch gegen die " Diät-Sadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult". Der Hype um die richtige Ernährung ist für ihn "wie eine neue Religion". Sie soll Sinn stiften, wo ein Vakuum herrscht. Glück aber, meint Lütz, lässt sich nicht herstellen.