Ein paar Dutzend oder Hundert vielleicht: Besonders zahlreich waren Frankreichs demonstrierende Atomgegner gestern in Paris nicht.
Mit dem Ausmaß der Katastrophe in Japan, wächst freilich ihre Zahl, werden die kritischen Stimmen im Land der schier unbegrenzten Atomstromerzeugung lauter.
"Alle europäischen Regierungen und die Betreiber müssen sich an einen Tisch sitzen, um sich über den Ausstieg aus der Atomkraft abzustimmen."
Fordert Cecile Duflot. Die Chefin von Europe Ecologie les Verts, der grünen Partei Frankreichs, hatte zuvor eine öffentliche Debatte und ein Referendum über Atomstrom im Land gefordert. Bis dato waren die Grünen, Greenpeace und Verbände wie Sortir du nucléaire, ein Zusammenschluss verschiedenster Atomkraftgegner, nahezu die einzigen kritischen Stimmen, die den einst parteiübergreifenden Atomkonsens unter General de Gaulle in Frage stellten.
Die Bombe für die nationale Sicherheit, der Atomstrom für die Unabhängigkeit Frankreichs bei der Energieversorgung: Selbst Kommunisten und Sozialisten befürworteten stets den Ausbau der Atomkraft. Das Resultat: Frankreich hängt am Tropf des Atomstroms. 75 bis 80 Prozent der Elektrizität stammen aus Kernkraftwerken. Neunzehn Atomanlagen mit 58 Reaktoren machen das Land zur weltweiten Nummer zwei hinter den USA.
Aufgrund des hohen Durchschnittsalters von 25 Jahren und neuer Sicherheitsanforderungen fallen die Reaktoren jedoch häufiger aus: Mit der Konsequenz, dass Frankreich infolge der hohen Zahl an Elektroheizungen an kalten Wintertagen Engpässe durchlebt und sogar Elektrizität importieren muss.
Strom ist jedoch vergleichsweise billig, aber nur – so behaupten Experten – weil die Kosten für die Nachrüstung der immer älter werdenden Atommeiler nicht richtig veranschlagt werden. Überdies besitzt auch Frankreich kein Endlager für Atommüll.
Die Atomkatastrophe in Japan wirft nun ein neues Licht auf diese altbekannten Fakten. Die Sozialisten fordern ein neues Energiekonzept und ein Moratorium nicht für die Entwicklung der Technologie, wohl aber für den weiteren Ausbau der Kernkraft. Jean Marc Ayrault, Fraktionschef in der Nationalversammlung:
"Eine öffentliche Überprüfung einer jeden einzelnen Atomanlage, eines jeden Reaktors und gegebenenfalls der Laufzeitverlängerung."
Bislang war die nämlich selten ein Problem in Frankreich: Selbst die Nutzung alter Reaktoren wie Fessenheim im Elsass wurde immer wieder verlängert.
Kurzfristig, wie in Deutschland, die ältesten Anlagen abzuschalten, kommt für Frankreich jedoch nicht in Frage, aber die Lehren aus dem Unglück in Japan würden gezogen, so Premierminister Francois Fillon in der Fragestunde des Parlamentes gestern:
"Wir werden überprüfen, welcher Erdbebenstärke, welchem Überschwemmungsniveau unsere Nuklearanlagen standhalten. Das wird in aller Transparenz geschehen. Die Sicherheitsvorkehrungen werden im Lichte der Katastrophe von Fukushima überprüft und die Ergebnisse veröffentlicht!"
Fünf der insgesamt neunzehn Anlagen gelten als überflutungsgefährdet, fünf weitere stehen in seismologisch aktiven Gebieten: etwa Fessenheim.
Ob sie der Überprüfung standhalten? Frankreich lobt sich stets, den höchsten technologischen und Sicherheitsstandard zu wahren, wollte und will massiv Atomkraftwerke exportieren. Selbst Libyen war als Kunde für ein AKW im Gespräch. Die Probleme waren freilich schon vor Fukushima enorm: Der EPR, ein Druckwasserreaktor der neuen Generation, den der Atomkonzern AREVA in Finnland und in der Normandie gleich an zwei Stellen baut, läuft noch immer nicht und entwickelt sich aufgrund immer neu zu behebender Sicherheitsrisiken zum Milliardengrab. Nach Fukushima könnte der neue Druckwasserreaktor womöglich zum Fass ohne Boden werden.
Mit dem Ausmaß der Katastrophe in Japan, wächst freilich ihre Zahl, werden die kritischen Stimmen im Land der schier unbegrenzten Atomstromerzeugung lauter.
"Alle europäischen Regierungen und die Betreiber müssen sich an einen Tisch sitzen, um sich über den Ausstieg aus der Atomkraft abzustimmen."
Fordert Cecile Duflot. Die Chefin von Europe Ecologie les Verts, der grünen Partei Frankreichs, hatte zuvor eine öffentliche Debatte und ein Referendum über Atomstrom im Land gefordert. Bis dato waren die Grünen, Greenpeace und Verbände wie Sortir du nucléaire, ein Zusammenschluss verschiedenster Atomkraftgegner, nahezu die einzigen kritischen Stimmen, die den einst parteiübergreifenden Atomkonsens unter General de Gaulle in Frage stellten.
Die Bombe für die nationale Sicherheit, der Atomstrom für die Unabhängigkeit Frankreichs bei der Energieversorgung: Selbst Kommunisten und Sozialisten befürworteten stets den Ausbau der Atomkraft. Das Resultat: Frankreich hängt am Tropf des Atomstroms. 75 bis 80 Prozent der Elektrizität stammen aus Kernkraftwerken. Neunzehn Atomanlagen mit 58 Reaktoren machen das Land zur weltweiten Nummer zwei hinter den USA.
Aufgrund des hohen Durchschnittsalters von 25 Jahren und neuer Sicherheitsanforderungen fallen die Reaktoren jedoch häufiger aus: Mit der Konsequenz, dass Frankreich infolge der hohen Zahl an Elektroheizungen an kalten Wintertagen Engpässe durchlebt und sogar Elektrizität importieren muss.
Strom ist jedoch vergleichsweise billig, aber nur – so behaupten Experten – weil die Kosten für die Nachrüstung der immer älter werdenden Atommeiler nicht richtig veranschlagt werden. Überdies besitzt auch Frankreich kein Endlager für Atommüll.
Die Atomkatastrophe in Japan wirft nun ein neues Licht auf diese altbekannten Fakten. Die Sozialisten fordern ein neues Energiekonzept und ein Moratorium nicht für die Entwicklung der Technologie, wohl aber für den weiteren Ausbau der Kernkraft. Jean Marc Ayrault, Fraktionschef in der Nationalversammlung:
"Eine öffentliche Überprüfung einer jeden einzelnen Atomanlage, eines jeden Reaktors und gegebenenfalls der Laufzeitverlängerung."
Bislang war die nämlich selten ein Problem in Frankreich: Selbst die Nutzung alter Reaktoren wie Fessenheim im Elsass wurde immer wieder verlängert.
Kurzfristig, wie in Deutschland, die ältesten Anlagen abzuschalten, kommt für Frankreich jedoch nicht in Frage, aber die Lehren aus dem Unglück in Japan würden gezogen, so Premierminister Francois Fillon in der Fragestunde des Parlamentes gestern:
"Wir werden überprüfen, welcher Erdbebenstärke, welchem Überschwemmungsniveau unsere Nuklearanlagen standhalten. Das wird in aller Transparenz geschehen. Die Sicherheitsvorkehrungen werden im Lichte der Katastrophe von Fukushima überprüft und die Ergebnisse veröffentlicht!"
Fünf der insgesamt neunzehn Anlagen gelten als überflutungsgefährdet, fünf weitere stehen in seismologisch aktiven Gebieten: etwa Fessenheim.
Ob sie der Überprüfung standhalten? Frankreich lobt sich stets, den höchsten technologischen und Sicherheitsstandard zu wahren, wollte und will massiv Atomkraftwerke exportieren. Selbst Libyen war als Kunde für ein AKW im Gespräch. Die Probleme waren freilich schon vor Fukushima enorm: Der EPR, ein Druckwasserreaktor der neuen Generation, den der Atomkonzern AREVA in Finnland und in der Normandie gleich an zwei Stellen baut, läuft noch immer nicht und entwickelt sich aufgrund immer neu zu behebender Sicherheitsrisiken zum Milliardengrab. Nach Fukushima könnte der neue Druckwasserreaktor womöglich zum Fass ohne Boden werden.