Der Weg, die Krankheit zu besiegen, sei kein Geheimnis, erklärte die Organisation. Es sei eine politische und finanzielle Entscheidung. So müssten die Rechte besonders betroffener Gruppen geschützt werden. Zu diesen Gruppen zählten Männer, die Sex mit Männern hätten, Transgender-Menschen, Sexarbeitende und Menschen, die Drogen injizierten.
Kinder benachteiligt bei Aids-Versorgung
Fast 40 Millionen Menschen lebten im vergangenen Jahr nach Daten des UNAIDS-Reports mit dem HI-Virus, rund 1,3 Millionen Menschen infizierten sich neu. Die Zahl der Todesfälle infolge von Aids war mit 630.000 nur noch halb so hoch wie noch 2010. Mehr als neun Millionen Menschen erhielten keine Behandlung. Ausgerechnet Kinder sind demnach benachteiligt: Haben von den Infizierten ab 15 Jahren 77 Prozent Zugang, so sind es bei den Kindern bis 14 Jahren nur 57 Prozent.
Zwar werden Fortschritte bei der Bekämpfung der weltweiten AIDS-Pandemie erzielt, doch der Bericht besagt, dass sich die Fortschritte verlangsamen und die Mittel schrumpfen.
Viele Neu-Infektionen in Russland, der Ukraine, Usbekistan und Kasachstan
Auch steigt die Zahl der Neuinfektionen in einigen Regionen - und zwar im Nahen Osten und Nordafrika, in Osteuropa und Zentralasien sowie in Lateinamerika.
Die weitaus meisten der neuen HIV-Infektionen konzentrieren sich auf Russland, die Ukraine, Usbekistan und Kasachstan. Die Region ist zudem die einzige weltweit, in der sich die Zahl der Aids-bedingten Todesfälle seit 2010 erhöhte, und zwar um 34 Prozent auf 44.000 Tote im Jahr 2023. Test- und Behandlungsprogramme sind für viele Menschen dort nicht verfügbar. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen erhält UNAIDS eine antiretrovirale Therapie, also eine Therapie, welche die Vermehrung der Viren im Körper unterdrückt.
Der Co-Vorsitzende der diesjährigen Konferenz, der Arzt und HIV-Forscher Christoph Spinner vom Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München, erklärte: Verschiedene Studiendaten wiesen darauf hin, dass die Neuinfektionen überall dort anstiegen, wo Menschen mit dem Risiko einer HIV-Infektion kriminalisiert würden und den Zugang zum Gesundheitssystem verlören.
Erfolge in der Behandlung von Aids
César Núñez, Direktor des UNAIDS-Büros in New York, sagte, dass es Fortschritte bei der HIV-Behandlung gebe und nannte als Beispiel Injektionen, die nur zweimal jährlich verabreicht werden müssen. Die zwei Dosen kosteten jedoch 40.000 US-Dollar pro Jahr und seien damit für alle außer den reichsten Menschen unerschwinglich. UNAIDS habe den Hersteller gebeten, das Medikament zu niedrigeren Preisen für Länder mit wenig oder mittlerem Einkommen zur Verfügung zu stellen.
Die Verwendung von Kondomen bleibt Experten zufolge die wirksamste und kostengünstigste Methode zur HIV-Prävention. Diese würden aber immer weniger genutzt. Der Zugang zu Mitteln zur Prävention von Infektionen wie beispielweise eine medikamentöse Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) sei außer in wohlhabenden Ländern gering.
Probleme bei der Visavergabe zur Konferenz
Die Konferenz findet nicht mit allen erwarteten Teilnehmern statt. Die Deutsche Aidshilfe berichtete vor wenigen Tagen, dass viele der von der Internationalen AIDS-Gesellschaft (IAS) gesponserten Teilnehmer noch keine Zusage für ein Visum bekommen hätten oder sogar abgelehnt worden seien. Die Aidshilfe beklagte, gerade Menschen mit HIV oder Aids aus Ländern in Afrika, Asien oder Osteuropa hätten oft Probleme mit der Bürokratie des Visaantrags.
Das Auswärtige Amt erklärte, es habe bereits im Vorfeld detaillierte Informationen zu Visaverfahren zur Verfügung gestellt. Für Personen mit Stipendien hätten die Auslandsvertretungen bevorzugte Termine vergeben, sodass sie die Reise rechtzeitig antreten konnten. Einige Antragstellerinnen und Antragsteller hätten sich jedoch erst vor Kurzem um einen Termin zur Visumbeantragung bemüht.
Die Welt-Aids-Konferenz findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt. Es werden mehr als 15.000 Teilnehmende aus aller Welt erwartet. Die UNO will Neuinfektionen und Aids-assoziierte Todesfälle von 2010 bis 2030 um über 90 Prozent senken.
Diese Nachricht wurde am 24.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.