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Sotschi
Medienblick auf Sport und Begleitumstände

Die Olympischen Spiele von Sotschi machen schon Schlagzeilen, bevor die Wettkämpfe beginnen. ARD und ZDF stehen nun vor dem Spagat, die Wettbewerbe zu übertragen und gleichzeitig die politische Situation im Auge behalten zu müssen.

Von Klaus Deuse | 01.02.2014
    Die Olympischen Ringe in Sotschi vor dem Hauptgebäude des Flughafens
    Die Olympischen Ringe in Sotschi vor dem Hauptgebäude des Flughafens (picture alliance / dpa-Zentralbild / Jens Büttner)
    "Wir werden aus Sotschi 240 Stunden live berichten und zusätzlich noch mal 700 Stunden im Livestream. Das ist ein zusätzliches Onlineangebot, das trimediale Angebot."
    Sagt Werner Rabe, der Teamchef der ARD, zum geplanten Umfang der Berichterstattung vom sportlichen Geschehen. Und fügt zugleich hinzu:
    "Wir wissen ganz genau, dass dies Spiele sein werden, die unter ganz besonderen Vorzeichen stehen. Trotzdem: Zu unserer Aufgabe gehört auch, über den Sport zu berichten. Und ich glaube, dass sind wir auch den Sportlern schuldig."
    Viele Sportler, so wie der nordische Kombinierer Björn Kircheisen, blicken den Spielen in Sotschi gleichwohl mit gemischten Gefühlen entgegen. Insbesondere in puncto Sicherheit.
    "Von dem her würde ich sagen, sollte man große Menschenmengen immer meiden, sage ich mal. Und ich hoffe natürlich, dass nichts passiert und die Sicherheitskräfte alles im Griff haben."
    Gesamtblick im Auge behalten
    Ob Sportler unter solchen Begleitumständen ihre Höchstleistung abrufen können, das steht auf einem anderen Blatt. Für Dieter Gruschwitz, den Sportchef des ZDF, ist es erklärtermaßen eine Frage des Respekts vor den Athleten, den Focus der Berichterstattung in den nächsten Wochen auf die sportlichen Leistungen zu richten. Allerdings ohne den Gesamtblick auf Russland aus den Augen zu verlieren. Dem ZDF-Sportchef Gruschwitz ist schließlich bewusst, dass diese Winterspiele unter besonderer Beobachtung stattfinden. Auch, wenn er nicht von einer Belastung spricht.
    "Wir fahren mit einer gewissen Vorfreude auf die Olympischen Spiele als großes sportliches Ereignis hin. Mit einer Neugier auf die Gesamtsituation vor Ort, aber durchaus mit einer gewissen emotionalen Zurückhaltung."
    Im Übrigen, versichert Dieter Gruschwitz wörtlich, werden alle relevanten Themen auch außerhalb des Sports ihre Berücksichtigung in der Berichterstattung finden. Von Vorfreude auf die Spiele ist angesichts der Schlagzeilen um Zwangsarbeiter, Umweltzerstörung und vor allem Sicherheitsrisiken bislang kaum ein Hauch zu spüren.
    Vor Mikrofonen und Fragen, warum sie überhaupt nach Sotschi fahren, flüchten inzwischen viele Sportler. Für ARD-Teamchef Werner Rabe steht der Sport zweifelsfrei im Mittelpunkt, doch den mit Sotschi verhafteten Problemen müsse man sich weiter stellen. Da werde man genau hinsehen. Etwa aus dem gläsernen Studio, mitten im Olympiapark:
    "Mit Ausblick in den Olympischen Park, um ständig zu zeigen, was passiert dort. Wie reagiert das Publikum, sind viele Ausländer vor Ort, wie feiert Russland diese Spiele. Gibt es vielleicht Demonstrationen. Darauf sind wir eingestellt."
    In der öffentlichen Wahrnehmung lastet auf Sotschi schon im Vorfeld ein Schatten, der sich auch durch offensive Sponsorenwerbung im TV kurz vor Beginn der Spiele wohl nicht beiseiteschieben lässt. Bei der ARD ist man, so Teamchef Rabe, auf alles vorbereitet. Nicht nur auf Interviews mit strahlenden Siegern.