Nadjeschda Tolokonnikowa und Marija Aljochina sowie mindestens ein weiteres Mitglied der Aktionsgruppe Pussy Riot wurden in der Mittagszeit in der Nähe des Hafens von Sotschi festgenommen. Das teilten die Frauen per Twitter mit. Sie seien mit Gewalt in einen Polizeiwagen gedrängt worden. Russischen Medienberichten zufolge werfen die Behörden ihnen Diebstahl vor. Tolokonnikowa twitterte ein Foto aus einem Polizeiwagen, der einen Olympiabus überholt.
Nach eigener Darstellung hatten die Frauen in Sotschi eine Aktion geplant. Die Rede ist von einem neuen Song. Der Titel: "Putin wird dich lehren, das Vaterland zu lieben." Zum Zeitpunkt der Festnahme seien sie aber ganz normal durch Sotschi gegangen.
Die Performance-Gruppe Pussy Riot hatte vor zwei Jahren mit einem Putin- und kirchenkritischen Punkgebet in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau für Aufsehen gesorgt. Tolkonnikowa und Aljochina waren danach zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Kurz vor Weihnachten kamen sie aufgrund einer Amnestie vorzeitig frei. Seitdem sind sie mit dem Popstar Madonna in New York und bei der Berlinale aufgetreten und haben mehrere Pressekonferenzen gegeben. Dabei haben sie sich auch für einen Boykott der Olympischen Spiele in Sotschi ausgesprochen.
In Sotschi sind Protestaktionen während der Olympischen Spiele verboten
Dass die Frauen sich überhaupt in Sotschi aufhalten, war bisher nicht bekannt gewesen. Tolokonnikowa teilte heute mit, sie und Marija Aljochina seien bereits am Sonntag in Sotschi für sieben Stunden festgenommen worden. Am Montag hätten sie zehn Stunden beim Geheimdienst verbracht.
Offizielle Stellungnahmen zu den Vorfällen gibt es bisher nicht. In Sotschi sind jegliche Protestaktionen während der Olympischen und Paralympischen Spiele verboten, es sei denn, sie finden in einer eigens dafür ausgewiesenen Protestzone mehrere Kilometer von den Sportstätten entfernt statt, haben das Einverständnis der Behörden und inhaltlich nichts mit den Olympischen Spielen zu tun.
Erst gestern war ein junger Mann in Sotschi festgenommen worden, weil er auf einem handgeschriebenen Plakat "Freiheit für Witischko" gefordert hatte. Der Umweltaktivist und Olympiakritiker Jewgenij Witischko war letzte Woche in einem umstrittenen Prozess zu drei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Witischko selbst befindet sich seit mehreren Tagen im Hungerstreik.