Das Internet - also das Modem - vor gut zehn Jahren. Ein Instrument, wenn es nach Jan Böhmermanns "Geekchster" geht. Retro-Technik - Modem, Tastatur, Schreibmaschine - die klingt. Und heute? Hört man Technik noch? Wifi-Router, Bluetooth, Kabel, Laptop... Der Sound- und Medienkünstler Achim Mohné findet: Klar. Er hat die Signale eines WLAN-Routers aufgenommen - obwohl nahezu nicht hörbar - und technoid arrangiert. Soundkunst. Die er aktuell für das Bühnenstück „Terahertz“ weiterführt:
"Es stammt aus einer simplen Idee, diese Strahlen quasi als einen Sound aufzunehmen. Und dabei sichtbar zu machen. Und innerhalb eines performativen Bühnenstückes zum Mittelpunkt des Themas zu machen."
Egbert Mittelstädt setzt Mohnés Sound visuell um. Und die Perfomerin Yoshi Shibahara:
„Die ist diejenige, die dieses ganze System umrührt und in Bewegung setzt.
Die Szenerie: Meterlange Kabel hängen von der Decke, treffen sich in Mehrfachsteckern und verbinden sich zu Spinnennetzen. Dann noch:
"Zwei Router, drei Computer, Kabelverbindung, paar Projektoren. Im Großraumbüro, da ist mehr drin."
Yoshi Shibahara nähert sich Mohnés Laptop. Mit einem Zeigestab - könnte ein Metalldetektor ein. Hier wohl eher: Strahlendetektor.
"Hier benutzen wir Gitarren Pick-ups. Die nehmen mechanische Schwingungen auf, magnetische Schwingungen und verwandeln diese in Sounds."
Sehr gelungenes Zusammenspiel von Visual Art und Sounds
Shibahara läuft durch den Kabelwald. Hält diesen Strahlen-Sound-Stab mal an den Router, dann an den Rechner. Der Sound verändert sich - bedrohlich, ätzend, nervig, manchmal auch angenehm.
"Man kann es vergleichen wie mit einer Jazz Band: Yoshi bespielt das Instrument, wie spielen die Instrumente, indem wir sie steuern. Zum Beispiel Egbert indem er sagt, welches Licht geht wohin, welcher Sound wird wie übersetzt."
"Und dann werden auch noch zugespielte aufgenommene Sounds eingespielt. Das sind Sounds, die auch - das ist alles was wir hören - hundertprozentige Strahlenquellen, keine andere Musik, die verwendet werden. Es gibt ein Hin und Her spiel zwischen den drei Künstler, wie ein improvisiertes Jazz-Stück."
Sehr gelungen: das Zusammenspiel von Egbert Mittelstädts Visual Art und diesen Sounds.
"Der Ton wird rüber geleitet zum Bildrechner und setzt das direkt in die Visualisierung in schwarz-weiß und das wird auf die Kabel projiziert. Die Installation selbst ist auch der Bildträger."
Fünf Beamer strahlen an die Wände oder leuchten von unten in die Kabelnester. Das Netz aus den Datenbahnen, Stromkabeln, Plastikschlangen sieht spektakulär aus. Der Raum erweitert sich um die Schatten an den Wänden. Und plötzlich sehen die Kabel aus wie die Äste.
"Weil ein Netzwerk ja auch was Natürliches hat. Das ist etwas Gewachsenes, die Struktur von einem Netzwerk ist ein Lebewesen, was wächst."
Ein Lob der Digitalität
Schwarz und weiß. Flirrende Barcodes, kleine Streifen, die über die Wand zu laufen scheinen. Dann Buchstabensalat, Wirrwarr. Nach einer Zeit: fast schon eine Melodie. Gar nicht so schlimm, diese Strahlen.
Mit dem tiefen Bass und dem blitzenden Licht: fast wie ein Stroboskop im Club. Einnehmend, angenehm. Und dann: doch wieder ätzend, anstrengend. Ist das jetzt Kritik der Digitalität? Hysterie, weil alles so strahlt?
"Es ist einerseits sehr kritisch, aber wir wollen auch was Schönes draus machen. Von meiner Seite aus fasziniert mich der Sound sehr, ich versuche eine Art Musik draus zu machen. Es ist natürlich auch eine Kritik und ein Aufmerksam machen auf diese Strahlen, aber auch ein Versuch, damit umzugehen. Diese Poesie der Apparate rauszuholen."
Genau das: überaus gelungen umgesetzt. Weil der Sound zwischen angenehm, störend, ätzend, beeindruckend changiert. Keine Verschwörungstheorie - wäre ja noch schöner, von Medienkünstlern - die ohne Kabel, Router, Laptop und ihren Strahlen aufgeschmissen wären. Wie jeder. Dann lieber: Ein Lob der Digitalität. Du strahlst so schön, lieber WLAN-Router.