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Souvenir aus Asien

Entomologie. - In der Schweiz und im südlichen Baden-Württemberg ist ein unerwünschter Neuzugang aufgetaucht, die japanische Buschmücke. Wie sie eingeschleppt wurde, ist noch unklar, allerdings steht der Blutsauger unter Verdacht, unangenehme Viren wie das West-Nil-Virus zu verbreiten.

Von Joachim Budde | 06.11.2009
    Die Abenddämmerung ist im Sommer eine angenehme Tageszeit, dann sind die Wespen schon weg und die Mücken noch nicht da. Für einen Gartenbesitzer bei Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau war es im Sommer 2008 vorbei mit dieser ruhigen Stunde. Auf einmal piesackten ihn schwarze Mücken mit weißen Mustern. Er fing ein Exemplar ein und schickte es dem Insektenexperten Francis Schaffner an der Universität Zürich. Der Wissenschaftler identifizierte das Insekt als die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus. Schaffner und seine Kollegen machten sich auf die Suche nach dem Tier. Sie wussten, dass die Asiatische Buschmücke ihre Eier gern in kleine Behälter legt, in denen sich Regenwasser sammelt, sagt Francis Schaffner.

    "Am einfachsten sind solche Behälter auf Friedhöfen zu finden. Das klingt ein wenig originell, ist aber sehr praktisch: Friedhöfe sind in jedem Stadtplan eingezeichnet, es gibt dort immer Vasen und Brunnen. Wir brauchten also lediglich die Vasen mit und ohne Mückenlarven zu zählen und konnten so die Populationsdichte bestimmten."

    Die Züricher Forscher fanden Aedes japonicus auf Friedhöfen in 38 Gemeinden der Kantone Aargau, Zürich, Solothurn, Luzern und Basel-Landschaft – und kurz hinter der deutschen Grenze. Francis Schaffner ist der Ansicht, dass sich die Mücke gut etabliert hat und vermutlich schon mehrere Jahre in der Schweiz lebt.

    "Ça fait probablement plusieurs années déjà qu’ils aient vit dans notre région."

    Ursprünglich kommt die Asiatische Buschmücke in Japan, Korea und China vor. Die invasive Art wurde 1998 nach Nordamerika eingeschleppt, mittlerweile ist sie in 22 Staaten der USA und in Teilen Kanadas nachgewiesen. Auch nach Frankreich und Belgien gelangte sie bereits, konnte aber wieder ausgerottet werden. Dorthin kam sie mit alten Autoreifen, die weltweit gehandelt werden. Die Mücken legen ihre Eier in die Pfützen im Innern der Reifen. Auf welchem Weg sie es aber in die Schweiz geschafft haben, bleibt im Dunkeln, sagt Schaffner.

    "Mais pour la Suisse on n’a pas pu identifier jusqu’à maintenant les sources possibles d’introduction."

    Bisher ist die Mücke vor allem lästig, doch sie kann Krankheiten wie das West-Nil-Fieber übertragen. Im Labor hat sie sich zudem als empfänglich für mehrere Viren erwiesen. Francis Schaffner sagt: Bisher sind diese Krankheiten zwar weder in der Schweiz noch in Deutschland vorgekommen.

    "Sollte aber ein Virus in das Gebiet mit der Asiatischen Buschmücke eingeschleppt werden, besteht ein Übertragungsrisiko, vielleicht nur punktuell, vielleicht aber auch in größerem Maßstab, wie es 2007 in Italien bei der Tigermücke und dem Chikungunya-Virus der Fall war. So etwas kann mit der Buschmücke oder mit einer anderen Art passieren. Es ist immer gefährlich, einem potenziellen Krankheitsüberträger zu gestatten, sich in einer neuen Region anzusiedeln."

    Mitte September haben auch Mitarbeiter der "Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage" in Deutschland nach der Mücke gesucht. Sie haben sich zwischen Weil am Rhein im Westen und Schaffhausen im Osten entlang der Schweizer Grenze nach Norden vorgearbeitet und potenzielle Brutstätten wie Friedhöfe oder Altreifenlager untersucht. Mindestens zwölf Kilometer ist das Insekt nach Deutschland vorgedrungen. 2010 sollen die Monitoring- und Bekämpfungsmaßnahmen weitergehen. Wer die neue Mücke in seinem Garten findet, kann selbst dagegen vorgehen, sagt Francis Schaffner.

    "Die Mücken tauchen in den Gärten auf, in denen sie sich als Larven entwickelt haben. Das können sie in allen Behältern mit stehendem Wasser – ob Regentonnen, Vasen oder Gullis. Man wird die Tiere los, indem man solche Wasserbehälter ausleert oder sie mit einem biologischen Mittel behandeln lässt."