Archiv


Soviel Studierende wie noch nie

In Deutschland wird so viel studiert wie nie. Laut Statistischem Bundesamt steigt die Zahl der Hochschüler seit rund zehn Jahren kontinuierlich. Die Statistiken belegen außerdem, dass Studienanfänger sich immer häufiger für Bachelor- und Master-Studiengänge entscheiden.

Von Dorothea Jung |
    Die Zahl der Studierenden befindet sich auf Rekordniveau. Vor zehn Jahren waren insgesamt rund zwei Millionen Studenten und Studentinnen an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Heute sind es nach Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes fast 30 Prozent mehr.

    Noch dramatischer sei die Situation bei den Erstsemestern, sagte Roderich Egeler, der Präsident des Bundesamtes heute in Berlin. Egeler zufolge ist die Zahl der Studienanfänger von 2001 bis 2011 um die Hälfte angestiegen; und zwar auf mehr als eine halbe Million. Dafür gäbe es verschiedene Ursachen.

    "Zum einen zeigte sich in den letzten Jahren ein Trend zur Höherqualifizierung. Immer mehr Eltern entscheiden sich für ein Gymnasium als weiterführende Schule für ihr Kind. Außerdem erwarben immer mehr junge Menschen an einer beruflichen Schule die Hochschulzugangsberechtigung. Ein weiterer Grund sind die doppelten Abiturjahrgänge in einigen Bundesländern, die sich durch die Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien auf acht Jahre ergeben haben."

    Im Studienjahr 2012 hätten sich etwa 493.000 Erstsemester immatrikuliert. Das sei zwar ein leichter Rückgang, aber trotzdem noch der zweithöchste jemals gemessene Wert, so der Präsident des Statistischen Bundesamtes. Die Zahlen seiner Behörde belegen außerdem: Die neuen Studierenden entscheiden sich immer häufiger für Bachelor- und Master- Studiengänge. Die Bologna-Reform sei weit vorangeschritten, sagte Roderich Egeler.

    "Der Anteil der Studienanfänger, die einen klassischen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss erreichen wollen, ist von 82 Prozent im Jahr 2001 auf fast 12 Prozent im Jahr 2011 zurückgegangen. Zeitgleich ist der Anteil derjenigen, die einen Bachelor- oder auch Master-Abschluss anstreben, in diesem Zeitraum von 5 Prozent auf 77 Prozent gestiegen. 62 Prozent hatten sich in ein Bachelor- und 15 Prozent in ein Masterstudium eingeschrieben."

    Nur noch 10 Prozent der Erstsemester streben einen traditionellen Abschluss an. Da Bachelor- und Master-Abschlüsse in der Regel zügiger erreicht werden als beispielsweise Diplome, hat die Bologna-Reform auch Einfluss auf die Statistik über die Studienabschlüsse: Im letzten Jahr hatten zum Beispiel rund 153.000 Studierende ein Bachelor-Zeugnis in der Hand - was einem Anteil von etwa 40 Prozent der Hochschulabsolventen insgesamt entspricht. Einen Masterabschluss erwarben rund 11 Prozent der Studierenden.

    Roderich Egeler zufolge hatten sich die hohen Studierendenzahlen bereits 2008 abgezeichnet. Deswegen hätte der Wissenschaftsrat den Hochschulen seinerzeit empfohlen, dem Run auf die Universitäten mit einer Steigerung der Betreuungsangebote zu begegnen. Das Statistische Bundesamt habe deswegen auch die sogenannte Betreuungsrelation untersucht. Dieser statistische Wert beschreibt, wie viele Studierende von einer Lehrkraft betreut werden.

    "Im Jahr 2011 wurden an deutschen Hochschulen von einer Lehrkraft 15,9 Studierende betreut. Damit hat sich die Betreuungssituation an deutschen Hochschulen insgesamt gesehen im Vergleich zu 2008 etwas verschlechtert; damals hat eine Lehrkraft noch 15,2 Studierende betreut."

    Obwohl sich das Betreuungsverhältnis verschlechtert hat, zeichnet sich beim ersten Blick auf die Statistik zum Hochschulpersonal ein positives Bild: Im Jahr 2011 waren rund 340.000 Personen als wissenschaftliches Personal beschäftigt - das waren 50 Prozent mehr als vor 10 Jahren.

    Besonders hoch war der Anstieg bei den nebenberuflich Beschäftigten, hier lag er bei 85 Prozent. Hauptberuflich waren es 2011 60 Prozent mehr als 2001. Kein Anstieg war hingegen bei den Mitarbeitern zu verzeichnen, die sich über einen unbefristeten Arbeitsplatz freuen können, sagte Pia Brugger vom Statistischen Bundesamt.

    "Bei dem wissenschaftlichen und künstlerischen Personal waren 2001 von allen insgesamt 30 Prozent auf Dauer eingestellt, und 2011 waren es noch 20 Prozent. Wenn wir uns das wissenschaftliche Personal anschauen, die auf Zeit angestellt waren, dann waren es 2001 41 Prozent, und 2011 waren es 45 Prozent."

    Am geringsten war der Zuwachs bei den Professorinnen und Professoren. An deutschen Hochschulen lehren und forschen heute lediglich 14 Prozent mehr als noch vor 10 Jahren.