Georgescu erhielt im ersten Wahlgang nach Auszählung fast aller Stimmen rund 22 Prozent der Stimmen, Ciolacu holte nur etwa 20 Prozent. Platz drei belegte mit knapp 19 Prozent die Kandidatin der konservativ-liberalen Reformpartei, Lasconi. Sie hat sich bislang für keinen der übrig gebliebenen Kandidaten ausgesprochen.
Georgescu erklärte auf einer via Facebook übertragenen Pressekonferenz, das rumänische Volk sei "endlich aufgewacht" und habe seinen Willen bekundet, "nicht weiter auf Knien" zu bleiben. Wirtschaftliche Unsicherheit habe zu diesem Votum geführt, so Georgescu.
Freund Russlands und der rumänischen Faschisten
Wegen des Vorwurfs der Verherrlichung faschistischer Kriegsverbrechen ermittelt die rumänische Staatsanwaltschaft gegen Georgescu. Ebenso wie die als "Legionäre" bekannten rumänischen Faschisten rühmt Georgescu häufig die orthodoxe Kirche und benutzt Bibelzitate. Er war früher Mitglied der extrem rechten Parlamentspartei AUR, trat aber im Streit aus. Immer wieder im Wahlkampf äußerte sich Georgescu russlandfreundlich und stellte sich gegen Hilfen für die Ukraine.
ARD-Korrespondentin Silke Hahne erklärte: "Rumänien steht unter Schock." Der Erfolg des Nationalisten Georgescu komme überraschend. Umfragen hätten ihm vor der Abstimmung keine Chancen eingeräumt. Soziologen sprachen am Abend in Wahlanalysen von einer Protestwahl gegen die Regierungsparteien.
Die Entscheidung in der Stichwahl fällt am 8. Dezember. Bereits eine Woche zuvor wird auch das Parlament in Bukarest neu gewählt. In Rumänien bestimmt der Präsident den Kurs in der Außen- und Verteidigungspolitik. Außerdem ist er an der Kontrolle der Geheimdienste beteiligt.
Inflation und Ukraine-Krieg als wahlentscheidende Themen
Der östlichste EU-Mitgliedstaat Rumänien hat rund 19 Millionen Einwohner und gilt als eines der ärmsten Länder Europas. Die politische Stimmung ist angespannt: Insbesondere die Inflation in Rekordhöhe, die 2023 zehn Prozent erreicht hatte und 2024 immer noch 5,5 Prozent betrug, sorgt für Unmut.
Als NATO-Mitgliedsland hat Rumänien auch eine große strategische Bedeutung: Rumänien teilt eine 650 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine, die sich seit bald drei Jahren einer russischen Invasion erwehrt. Die rumänische Schwarzmeerküste reicht bis 150 Kilometer an die ukrainische Großstadt Odessa heran. 5.000 NATO-Soldaten sind in Rumänien stationiert.
Diese Nachricht wurde am 25.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.