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Soziologe Heinz Bude
"Zuerst war die Solidarität - dann kam Pegida"

Pegida sei die Antwort auf die überraschende Bereitschaft der Deutschen gewesen, Flüchtlingen zu helfen, sagte der Soziologe Heinz Bude im DLF. Momentan würden diese beiden Bewegungen in der deutschen Gesellschaft gegeneinander ausgespielt. Solidarität werde jedoch an Gewicht gewinnen, prognostiziert Bude.

Heinz Bude im Gespräch mit Birgid Becker |
    Der Soziologe Heinz Bude
    Wo Behörden und Menschen aus der Zivilgesellschaft sehr gut zusammenarbeiten, da spiele Solidarität eine Rolle, sagte der Soziologe Heinz Bude im Deutschlandfunk. (dpa / picture alliance / Karlheinz Schindler)
    "Die Zeit der rationalen Egoisten ist vorbei", sagte Bude im Interview mit dem Deutschlandfunk. Es gäbe jedoch nicht nur ein rationales Argument für Kooperationen, wie zum Beispiel bei dem Zuwachs von Gewerkschaften wie der IG Metall. Die Menschen hätten sich von dem Weltbild des rationalen Egoisten auch emotional abgewendet, erläutert der Soziologe. Aktuell gäbe es "eine emotional gefühlte Bereitschaft, anderen zu helfen, die in Not sind".
    Eigene Interessen stärken oder hilfsbereit sein?
    Bei der Auseinandersetzung zwischen der Pegida-Bewegung und deren Kritikern gehe es um die Frage: "Wollen wir verhärtet auf unsere eigenen Interessen gucken oder sind wir, in der reichsten, vielleicht sogar in der mächtigsten Gesellschaft Europas im Augenblick bereit, anderen großzügig gegenüber zu sein und ihnen zu helfen?"
    Bude betonte, dass Solidarität ursprünglich ein Brückenbegriff zwischen Konservativen und Sozialdemokraten gewesen sei. Aktuell könne sie jedoch eigentlich nur noch von systemkritischen Parteien thematisiert werden.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Das gesamte Gespräch mit Heinz Bude können Sie mindestens fünf Monate in unserem Audio-Player nachhören.