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Corona und Krieg
Soziologe Hurrelmann: Junge Menschen sind in einem "Dauerkrisenmodus"

Der Soziologe Hurrelmann sieht die junge Generation in Deutschland in einer Art Dauerkrisenmodus. Hurrelmann sagte im Deutschlandfunk, die vergangenen Jahre hätten gerade bei Kindern und Jugendlichen ihre Spuren hinterlassen.

    Jugendlicher an der S-Bahn in Berlin
    Hurrelmann sagte im Deutschlandfunk, die vergangenen Jahre hätten gerade bei Kindern und Jugendlichen ihre Spuren hinterlassen. (dpa/Wolfram Steinberg)
    Zwar sei die Corona-Pandemie überstanden, aber diese und andere Krisen wirkten nach. Der Wissenschaftler verwies auf Untersuchungen, die belegten, dass Ausnahmesituationen von vielen jungen Menschen als "existenzbedrohend" wahrgenommen würden. Dies zeige sich etwa im Bildungsbereich. Durch Corona seien große Lücken entstanden, teilweise habe sich das Gefühl von Inkompetenz verfestigt. "Ungleichheit ist gewachsen, weil es einige Gruppen in der jungen Generation geschafft haben, mit der Situation zurechtzukommen, andere nicht", erläuterte der Soziologe.
    Die psychologischen Folgen beschreibt Hurrelmann als dramatisch. Angst, Depressionen und Aggressionen seien die typischen Symptome. Nicht wenige suchten Ablenkung, etwa durch Computerspiele. Aber auch der Drogen- und Alkoholkonsum habe zugenommen. "Wir schätzen, das zehn Prozent der jungen Leute nachhaltig gestört sind."
    Hurrelmann sprach von einem riesigen Bedarf an psychologischer Hilfe.
    Er regte an, über Gruppentherapien nachzudenken. Ziel müsse sein, junge Leute aus ihrem "Krisenmodus" heraus zu holen, damit sie wieder ein normales Leben führen könnten.
    Diese Nachricht wurde am 12.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.