Es gehe bei den Protesten mehr und mehr "um die eigene Stellung in der Gesellschaft, um die Anerkennung der eigenen Leistung für das gesellschaftliche Ganze". Zugleich warnte Vogel davor, dass die Radikalisierung des Protests die Demokratie gefährden könne.
Wenn - wie bei Demonstrationen von Landwirten - Politikerinnen und Politiker bedroht würden, habe das mit Protest nichts zu tun, ergänzte Vogel. Der Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts an der Universität Göttingen wundert sich nach eigenen Angaben, dass Teile der Opposition solchen Auswüchsen nur halbherzig widersprächen oder sogar Verständnis äußerten. Die Demokratie sterbe von innen, betonte Vogel. Er halte es für "brandgefährlich, wenn Minister oder politische Funktionsträger gegen den Staat oder die Politik wettern - als wären sie nicht selbst Teil von Staat und Politik." Demokratie brauche Zusammenhalt und Fairness, gerade in Zeiten, "in denen auf uns alle viele und zum Teil sicher auch unangenehme Veränderungen zukommen".
Bei den Bauernprotesten spiele nicht nur der Agrardiesel eine Rolle, sondern das Verhältnis von Stadt und Land insgesamt. Die Landbevölkerung habe zunehmend das Gefühl, dass ihre Probleme etwa mit der schlechten Infrastruktur nicht beachtet, ihre Leistungen nicht anerkannt würden, sagte Vogel. Der Soziologe riet der Politik deshalb, offensiver zu kommunizieren, wie die Gesellschaft sich verändern müsse.