Die Corona-Demonstrationen seien interessant, da es zunächst so gewirkt hätte, als gäbe es keinen Widerspruch gegen die Einschränkungen. Die Proteste seien erst aufgekommen, als über Wege aus dem Lockdown nachgedacht wurde, so der Soziologe Armin Nassehi.
"Moderne Gesellschaften sind davon geprägt, dass die Gewalten geteilt werden, dass niemand durchregieren kann." Der Protest möchte simulieren, dass es einen Gegenpunkt – also einen Vetospieler - gibt. So verlaufe das bei allen Protesten.
Der Protest gegen die Corona-Maßnahmen hätte also legitime Fragen zu stellen, beispielsweise auch zu den Konzepten für den Weg aus dem Lockdown. Allerdings seien bei den Demonstrationen die Verschwörungstheoretiker die lauteren Teilnehmer, und damit diejenigen, die sich auf diesen Protest draufsetzen".
Bei den Verschwörungstheoretikern kämen alle möglichen Verrücktheiten zutage, bekannte Theorien, die nun auch auf die Coronakrise angewendet würden. Sie bedienten sich "aus dem Arsenal, das wir kennen" und hätten zum Teil auch antisemitische Tendenzen. Diese Theorien hätten aber "Gott sei dank relativ wenig Anschlussfähigkeit an die öffentliche Diskussion", betonte Nassehi.