"Wir sind jetzt im Luna-Robotik-Labor, wo man einen Raum gemacht hat, der die Umgebung des Mondes simulieren soll, indem er sehr dunkel ist und einem Licht, das die Sonne simuliert und der Boden ist aus Sandgestein, was ähnliche Eigenschaften hat wie der Sand und der Boden auf dem Mond."
Dave van der Meer ist einer von 12 Masterstudenten der Fachrichtung Space Master an der Universität Luxemburg. Alles sei zwar noch nicht perfekt im Mond-Labor auf dem Luxemburger Kirchberg, aber es ließe sich schon arbeiten, zwischen den schwarz-getünchten Wänden.
"Für erste Tests sind die Bedingungen schon sehr gut, also, man braucht natürlich einen, der einen Roboter steuern kann und dann natürlich genug Kenntnisse hat über die Mondumgebung, dass es dunkel sein muss, dass man nicht dieselben Konditionen hat wie auf der Erde."
Dieser Beitrag gehört zur fünfteiligen Reihe "Der Traum vom All – Luxemburg will den Weltraum erobern".
Zum Wintersemester hat die Universität den zweijährigen Space-Master erstmals angeboten. Alle 20 Studienplätze konnten nicht besetzt werden. An mangelndem Interesse habe es nicht gelegen, lässt die Uni verlauten, sondern vielmehr an den hohen Zugangshürden.
"Sie brauchen halt die Besten!", sagt die russische Studentin Natalya Stepanova. Sie hat an der Technischen Universität in Nowosibirsk Luft und Raumfahrttechnik studiert. Nachdem sie ihrem Lebenspartner ins Ausland gefolgt sei, habe sie einige Jahre im Finanzsektor gearbeitet, erzählt sie. Und jetzt, da sich die Chance mit dem Space-Masterprogramm aufgetan habe, wolle sie es noch mal wissen. "Ich hatte in der Zwischenzeit ein wenig den Überblick verloren und dachte nicht, dass wir in der Raumfahrttechnik tatsächlich schon so weit sind, dass Mond- und Mars-Erkundungen möglich sind, dass die Fortschritte so enorm sind."
Gesucht: Manger und Mangerinnen für den Weltraum
Die amerikanische Geophysikerin Tonie van Dam hat das Programm entwickelt. Ihr Ziel ist es nicht, wissenschaftliche Nachwuchskräfte auszubilden, sondern Weltraum-Managerinnen und -Manager zu formen, sagt die Professorin.
"Unser Programm ist darauf ausgerichtet, den Studierenden Fähigkeiten an die Hand zu geben, die sie speziell in Luxemburg auch anwenden können. Und dazu zählen: innovatives Handeln, Gründungswissen, Entrepreneurship, wirtschaftliche und finanzielle Instrumentarien, damit sie ihre eigenen Start-ups gründen können. Gut möglich dass wir damit vom Idealbild eines Luft- und Raumfahrttechnikers entfernt sind und auch von dem eines Schülers der Harvard Business School. Aber wir versuchen beide Bereiche in diesem Masterprogramm miteinander zu verknüpfen und Ideen für den Markt zu entwickeln."
Dass es diesen Zukunftsmarkt gibt, das habe sich in Luxemburg längst herumgesprochen. "Wenn sie in Luxemburg leben, dann wissen sie, wie wichtig der Weltraum ist, das Thema ist ständig - ob positiv oder negativ - in den Schlagzeilen. Und das Land heißt alle Unternehmen willkommen, die sich in diesem Sektor ausprobieren wollen."
300 Milliarden Euro für die Weltraumtechnologie
Einer Studie der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zufolge werden in den nächsten 25 Jahren 300 Milliarden Euro in Weltraumtechnologien fließen. Noch in diesem Jahrzehnt sind gleich mehrere Mondlandungen geplant. Für all das braucht es qualifizierte Menschen und Material.
Der Luxemburger Dave van der Meer hat an einer holländischen Universität Mechatronik mit Schwerpunkt Robotik studiert. "Ich würde lieber hier bleiben und einen Roboter zum Mond schicken." Nicht das technisch Machbare sei das Thema, sondern die Kosten, sagt der 24-Jährige.
"Man geht jetzt nicht hin und versucht irgendwie Gold aus dem Weltall auf die Erde zu bringen, sondern man versucht, die Ressourcen, die man im Weltall findet wie Wasser und Sauerstoff im Weltall zu benutzen, was sehr viel kostengünstiger ist, als jedes Mal Wasser und andere Ressourcen von der Erde aus wegzuschicken. Da liegt jetzt der Hauptfokus der Forschung. Die Technik ist nicht das Problem, sondern eher das Geld."
Lukratives Geschäft - auch für private Unternehmen
Aber auch die ethischen Aspekte des Machbaren spielen im Zusammenhang mit den Aktivitäten im Weltraum eine immer größere Rolle. Nicht nur Staaten, sondern zunehmend private Unternehmen sehen den Weltraum und seine Himmelskörper als lukratives Geschäftsfeld. Das werde nicht folgenlos bleiben, ist Natalya überzeugt.
"Wir müssen uns Gedanken machen wie wir die Gewinne draus und auch die Kosten gerecht verteilen. Denn der Weltraum muss ein Friedensprojekt bleiben, er gehört allen Menschen. Und wir müssen für einen Interessenausgleich zwischen den Nationen sorgen, das ist extrem wichtig."
Lehrstuhl für Weltraumrecht an der Universität
Seit Jahren verfügt die Luxemburger Universität bereits über einen Lehrstuhl für Weltraumrecht. Es handelt sich um eine Stiftungsprofessur, die von der SES, dem Schwergewicht der luxemburgischen Satellitentechnik finanziert wird. Die kleineren Unternehmen seien noch nicht in der Lage, sich in ähnlicher Weise zu beteiligen, sagt Tonie van Dam. Aber das sei nur eine Frage der Zeit.
"Wir zählen auf sie und über Praktika unserer Studenten in den kleinen Unternehmen ergibt sich die Möglichkeit, die Beziehungen zum beiderseitigen Nutzen zu vertiefen."
Wie alles im luxemburgischen Space-Programm ist auch der Masterstudiengang auf lange Sicht angelegt. Der Erfolg wird sich erst messen lassen, wenn die ersten Absolventen in ein paar Jahren ihren Platz in diesem Sektor gefunden haben.