Einen Rest an Würde wollte man Werner Spies offenbar noch lassen. Er selbst durfte in einem Brief an die Landschaftsversammlung Rheinland erklären, dass er seine Ämter niederlegen werde. Der Kunsthistoriker kam damit allerdings offenbar nur einem Hinauswurf zuvor: Schon vor Wochen, so wurde dem Deutschlandfunk bestätigt, gab es einen Beschluss, seine auslaufenden Verträge nicht zu verlängern. Werner Spies sei, so lautet nun die offizielle Sprachregelung, die sein Anwalt verbreitet, „nächstes Jahr mit seinem Buch und den Lesereisen so zugedeckt, dass er für das Organisieren von Ausstellungen keine Zeit mehr hat. Der Weg nach dem 75. gebietet Reduzierung nicht Addition von Aufgaben.“ Im Brief an den Landschaftsverband klingt das anders. Dort heißt es über Spies: „An einer zukünftigen kuratorialen Betreuung oder Realisierung von Ausstellungsprojekten hat er unter den gegebenen Umständen kein Interesse mehr“. Und diese „gegebenen Umstände“ waren offenbar die nicht zu verlängernden Verträge. Kein freiwilliger Rückzug also.
Werner Spies, dessen Verdienste für die Vermittlung der Moderne unbestritten sind, ist letztlich auch darüber gestolpert, dass im Brühler Max Ernst Museum viele Regeln außer Acht gelassen wurden, die für ein öffentlich finanziertes Haus gelten sollten. Man konnte den Eindruck haben, das Museum sei ein Erbhof gewesen. Seit Monaten gibt es von verschiedenen Seiten Berichte darüber, dass in Brühl einiges nicht so läuft, wie man es von einem seriösen Museum erwarten würde. Und das nicht erst, seit bekannt ist, dass dort eine Fälschung aus der Werkstatt von Wolfgang Beltracchi in der Eröffnungsausstellung einen prominenten Platz bekommen hatte. Werner Spies, Jahrzehnte lang der unangefochtene Experte für das Werk des deutschen Surrealisten Max Ernst, hatte diese und weitere Fälschungen als authentische Werke bestätigt und an ihrem Verkauf eine sechsstellige Euro-Summe verdient. Vorher schon war von seltsamem Ankaufsgebahren in Brühl die Rede gewesen. Von engen Kontakten zu bestimmten Galerien, die auch in den Fall Beltracchi verwickelt waren, von der seltsamen Kündigung einer kritischen Direktorin und von fehlender Kontrolle durch die öffentliche Hand. Für viele dieser Vorwürfe gab es Belege.
Werner Spies hat diese Vorwürfe immer als falsch zurückgewiesen und auch nach seiner verheerenden Rolle in der Fälschungsaffäre Beltracchi keine Konsequenzen gezogen. Keiner der Museumsträger aber – weder die Stadt Brühl noch die Kreissparkasse noch der Landschaftsverband Rheinland, dessen Vorsitzender mit Spies befreundet war – schienen genauer nachfragen zu wollen. Zu eng war man untereinander verbandelt. Es gab gemeinsame Reisen – man sonnte sich gern im Glanz des bekannten Kunsthistorikers und der Künstler, die er nach Brühl brachte. Kritische Nachfragen zu möglicher Vetternwirtschaft wurden nach Gutsherrenart entweder gar nicht beantwortet oder abgebügelt. Man nehme die Mitteilung von Werner Spies zur Kenntnis, heißt es nun schmallippig in einer knappen Pressemitteilung des Landschaftsverbandes. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass dessen Vorsitzender dazu gedrängt wurde, mit Werner Spies Gespräche über einen ehrenvollen Ausstieg und die Auflösung der Verträge zu führen.
Ob sich Werner Spies tatsächlich aus Zeit- und Altersgründen zurückzieht oder ob der selbstbewusste Wissenschaftler nicht vielmehr verbittert über den drohenden Hinauswurf war, das bleibe einmal dahingestellt. Sicher aber ist er kein Bauernopfer. Und sicher sind mit seinem Abschied die Fragen zum Max Ernst-Museum in Brühl auch nicht beantwortet. Dies zu tun, ist nach wie vor Aufgabe der Stadt, der Sparkasse und des Landschaftsverbandes, die jahrelang unverbrüchlich zu Spies gehalten haben. Nun ist er weg – und andere werden sagen müssen, ob im öffentlich finanzierten Museum in Brühl jahrelang alles mit rechten Dingen zuging – und wie es nun weiter gehen soll. Die Aufarbeitung der Vergangenheit hat noch nicht einmal begonnen.
Werner Spies, dessen Verdienste für die Vermittlung der Moderne unbestritten sind, ist letztlich auch darüber gestolpert, dass im Brühler Max Ernst Museum viele Regeln außer Acht gelassen wurden, die für ein öffentlich finanziertes Haus gelten sollten. Man konnte den Eindruck haben, das Museum sei ein Erbhof gewesen. Seit Monaten gibt es von verschiedenen Seiten Berichte darüber, dass in Brühl einiges nicht so läuft, wie man es von einem seriösen Museum erwarten würde. Und das nicht erst, seit bekannt ist, dass dort eine Fälschung aus der Werkstatt von Wolfgang Beltracchi in der Eröffnungsausstellung einen prominenten Platz bekommen hatte. Werner Spies, Jahrzehnte lang der unangefochtene Experte für das Werk des deutschen Surrealisten Max Ernst, hatte diese und weitere Fälschungen als authentische Werke bestätigt und an ihrem Verkauf eine sechsstellige Euro-Summe verdient. Vorher schon war von seltsamem Ankaufsgebahren in Brühl die Rede gewesen. Von engen Kontakten zu bestimmten Galerien, die auch in den Fall Beltracchi verwickelt waren, von der seltsamen Kündigung einer kritischen Direktorin und von fehlender Kontrolle durch die öffentliche Hand. Für viele dieser Vorwürfe gab es Belege.
Werner Spies hat diese Vorwürfe immer als falsch zurückgewiesen und auch nach seiner verheerenden Rolle in der Fälschungsaffäre Beltracchi keine Konsequenzen gezogen. Keiner der Museumsträger aber – weder die Stadt Brühl noch die Kreissparkasse noch der Landschaftsverband Rheinland, dessen Vorsitzender mit Spies befreundet war – schienen genauer nachfragen zu wollen. Zu eng war man untereinander verbandelt. Es gab gemeinsame Reisen – man sonnte sich gern im Glanz des bekannten Kunsthistorikers und der Künstler, die er nach Brühl brachte. Kritische Nachfragen zu möglicher Vetternwirtschaft wurden nach Gutsherrenart entweder gar nicht beantwortet oder abgebügelt. Man nehme die Mitteilung von Werner Spies zur Kenntnis, heißt es nun schmallippig in einer knappen Pressemitteilung des Landschaftsverbandes. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass dessen Vorsitzender dazu gedrängt wurde, mit Werner Spies Gespräche über einen ehrenvollen Ausstieg und die Auflösung der Verträge zu führen.
Ob sich Werner Spies tatsächlich aus Zeit- und Altersgründen zurückzieht oder ob der selbstbewusste Wissenschaftler nicht vielmehr verbittert über den drohenden Hinauswurf war, das bleibe einmal dahingestellt. Sicher aber ist er kein Bauernopfer. Und sicher sind mit seinem Abschied die Fragen zum Max Ernst-Museum in Brühl auch nicht beantwortet. Dies zu tun, ist nach wie vor Aufgabe der Stadt, der Sparkasse und des Landschaftsverbandes, die jahrelang unverbrüchlich zu Spies gehalten haben. Nun ist er weg – und andere werden sagen müssen, ob im öffentlich finanzierten Museum in Brühl jahrelang alles mit rechten Dingen zuging – und wie es nun weiter gehen soll. Die Aufarbeitung der Vergangenheit hat noch nicht einmal begonnen.