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Spätes Gedenken
Sowjetische Kriegsgefangene in Russland und Deutschland

Am 22. Juni 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs gerieten über fünf Millionen sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Mehr als die Hälfte von ihnen starb und die Überlebenden erwartete in der Sowjetunion neues Leid.

Von Andrea Rehmsmeier |
    Foto aus dem Jahr 1941 zeigt russische Kriegsgefangene auf dem Weg zur Exekution im russischen Kriwoj Rog (vermutlich aufgenommen am 15.10.1941). Das Foto wird in der neuen Wehrmachtsausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht zwischen 1941 und 1944 zu sehen sein.
    Russische Kriegsgefangene auf dem Weg zur Exekution im Oktober 1941 (dpa / picture alliance / Institut für Sozialforschung Hamburg)
    Die Rotarmisten, die nach Kriegsende in ihr Land zurückkehrten, wurden von der sowjetischen Propaganda als Volksverräter und Spione diffamiert, viele wurden nach ihrer Heimkehr Opfer von Stalins Repressionen.
    Verschweigen und Verdrängen hat die Geschichte vieler Kriegsgefangenen-Familien lange geprägt. Inzwischen werden ihre Lebenswege dokumentiert, rekonstruiert und aufgearbeitet – in Deutschland wie in Russland. Ein Blick in die Vergangenheit, der nicht leicht fällt.
    Ein historisches Foto (Häftlinge bei der Arbeit) in der Ausstellung im Gulag Perm 36. Das Arbeitslager am Dorf Kucino befindet sich ca. 90 Kilometer östlich der Stadt Perm im Ural.
    Spätes Gedenken in Russland
    Geheimdienstverhöre und Zwangsarbeit im Gulag – das drohte sowjetischen Soldaten, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurückkamen. Denn die Sowjet-Führung betrachtete sie als Verräter. Immer mehr Familien arbeiten dies auf.
    Eine Bild des sowjetischen Soldaten Dmitrij Tarchow und die Personalkater aus dem Kriegsfefangenenlager Wietzendorf sind im Rahmen der  Ausstelung "Erinnerungsbrücke, Rückkehr nach Hause" in Perm zu sehen.
    Die "Erinnerungsbrücke" in Perm
    Personalkarten, Kennnummern, Wohnort – die deutsche Wehrmacht führte genau Buch über Kriegsgefangene. Diese Daten helfen russischen Experten ihr Schicksal zu erforschen und öffentlich zu präsentieren. Das setzt in Russland immer noch viele Emotionen frei.
    Ein Frau und ein junges Mädchen stehen auf einem alten Militärfahrzeug
    Der Krieg als Abenteuerspielplatz
    Mit Militärparaden und großen Feierlichkeiten begeht der russische Staat regelmäßig den 9. Mai als "Tag des Sieges" über Hitler-Deutschland. Inzwischen bringen sich auch immer mehr Bürger ein und gedenken der Kriegsteilnehmer in der eigenen Familie. Manche schauen kritisch auf diese Inszenierung.
    Sowjetische Soldaten auf dem Marsch in die deutsche Kriegsgefangenschaft
    Mit Superhelden den Krieg erklären
    Die Rote Armee kämpfte heldenhaft und selbstlos gegen das NS-Regime – diese offizielle Erzählung wird bis heute in russischen Schulen unterrichtet. Kritische Punkte werden oft ausgeblendet. Manche Lehrer gehen bei diesem Thema dennoch neue Wege.
    Ein Mahnmal erinnert an die Rotarmisten, die im Lager mit dem Namen Stalag XD starben
    Andenken in Deutschland lebendig halten
    Hunger, Kälte, Krankheiten – die gut fünf Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen litten unter dem NS-Regime besonders hart, mehr als die Hälfte von ihnen starb. Eine Gemeinde in Niedersachsen, in der ein Kriegsgefangenenlager stand, arbeitet diese Geschichte jetzt auf.