Hier und da wird in Spanien tatsächlich noch gebaut. Aber in Wirklichkeit liegt der einstige Wachstumsmotor Spaniens, die Bauindustrie des Landes, nun schon seit vier Jahren darnieder. Ein Grund für die hohe Arbeitslosigkeit in Spanien. Sie liegt bei 25 Prozent. Aber generell haben es die Unternehmen momentan schwer, weil die Banken keine Kredite mehr vergeben. Vor allem die Sparkassen sind damit beschäftigt, die eigenen Löcher zu stopfen, erklärt Finanzmarktexperte Juan Ignacio Crespo:
"Die Sparkassen sind durch die Hypothekenkredite an insolvente Familien und vor allem an Bauunternehmen zugrunde gegangen. Während das Volumen der Hypothekenkredite auf der einen Seite der Bilanz um 35 Prozent jährlich zugenommen hat, sind die Spareinlagen der Kunden nur um ein Prozent im Jahr gewachsen. Das heißt, die Kassen mussten selbst Geld aufnehmen, um es wieder verleihen zu können. Als Sicherheit galten schon damals nur diese Hypotheken, die sie praktisch weiterverkauft haben, unter anderem auch an deutsche Banken."
Nach ihrer Gründung im 18. Jahrhundert war die Rechtsform der spanischen Sparkassen lange unklar. Es gab keine Anteilseigner und die Sparkassen gehörten schlicht der Allgemeinheit. Damit war aber auch ihre Unabhängigkeit garantiert. Das sollte 1985 ein neues Gesetz rechtlich untermauern.
"Die Idee war gut, aber die Auswirkungen waren katastrophal. Denn wer repräsentiert in einer Demokratie diese Allgemeinheit? Die Politiker. So wurden die Kassen zu je einem Drittel von den regionalen Politkern, den Gewerkschaften und ausgelosten Kunden verwaltet. Der Einfluss der Parteien wurde damit enorm. Die Politiker dachten nur an ihre eigenen Interessen."
Indem sie über die Verwaltungsräte Druck ausübten. So mussten die Sparkassen auch politische Prestigeobjekte finanzieren: Unrentable Flughäfen und Freizeitparks, die immer neue Finanzspritzen benötigten. Seit die Immobilienblase 2008 nun geplatzt ist, werden immer weniger Kredite zurückgezahlt. Weil Bauunternehmen pleitegehen, bleiben die Kassen auf ganzen Wohnblocks sitzen. Die Folgen:
"Zu Beginn der Krise befanden sich die Sparkassen in einer Sackgasse. Sie waren ja keine Aktiengesellschaften, sie konnten keine Aktien ausgeben und so an frisches Geld kommen. Die alten Kreditgeber leihen ihnen kein Geld mehr. Sie stehen also vor dem Bankrott. Daher wandelten die Regierungen die Sparkassen in Banken um, die an die Börse gehen könnten. Das haben aber letztlich nur zwei Sparkassen gemacht."
Crespo hat ein Buch geschrieben: "Die beiden nächsten Rezessionen", so der Titel. Erst 2018 werde Europa aus der langen Talfahrt herauskommen, schätzt der Ökonom. Aber: Der Euro werde bis dahin nicht zusammenbrechen, ist er sich sicher:
"Ich halte den Euro für so stabil wie einen Felsen. Unter den Euroländern gibt es zwar Unterschiede, aber insgesamt ist die Eurozone nicht auf Kapital von außen angewiesen. Außerdem hat sich Deutschland dem Euro gegenüber verpflichtet. Wer sparen will, braucht jemanden, der sich verschulden will und bereit ist, Zinsen zu zahlen. Beide sind dazu verurteilt, sich zu verstehen. So ist das auch mit Deutschland als Gläubiger und den übrigen Ländern."
Was nicht heißt, das bis dahin niemand auf der Strecke bleibt. So hatten die Sparkassen in Spanien traditionell eine wichtige Aufgabe in der Sozialarbeit. Was börsennotierte Unternehmen als Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten, zahlten die Sparkassen an sogenannte "Sozialwerke", die ebenso die Alzheimerforschung finanzierten als auch die Betreuung von alten und behinderten Menschen. Pläne, diese Arbeit in staatliche Programme aufzunehmen, gibt es bisher nicht. Damit könnte die Pleite der Sparkassen in Spanien noch viel teurer werden, als bisher vermutet.
"Diese Sozialwerke waren sehr wichtig, aber die Spanier sind sich noch nicht so richtig bewusst, dass das vorbei ist. Das war kollektiver Reichtum, dem jetzt die Mittel entzogen werden. Die Menschen werden es nach und nach in den nächsten Jahren merken, wenn Altenheime oder Sportstätten schließen oder es keine Ferienlager für die Schüler im Sommer mehr gibt, weil all das niemand mehr finanziert. Das Geld kam ja immer von den Sparkassen."
Links bei deutschlandradio.de:
"Moody's stuft spanische Banken herab" (Aktuell vom 26.6.2012)
"Die Sparkassen sind durch die Hypothekenkredite an insolvente Familien und vor allem an Bauunternehmen zugrunde gegangen. Während das Volumen der Hypothekenkredite auf der einen Seite der Bilanz um 35 Prozent jährlich zugenommen hat, sind die Spareinlagen der Kunden nur um ein Prozent im Jahr gewachsen. Das heißt, die Kassen mussten selbst Geld aufnehmen, um es wieder verleihen zu können. Als Sicherheit galten schon damals nur diese Hypotheken, die sie praktisch weiterverkauft haben, unter anderem auch an deutsche Banken."
Nach ihrer Gründung im 18. Jahrhundert war die Rechtsform der spanischen Sparkassen lange unklar. Es gab keine Anteilseigner und die Sparkassen gehörten schlicht der Allgemeinheit. Damit war aber auch ihre Unabhängigkeit garantiert. Das sollte 1985 ein neues Gesetz rechtlich untermauern.
"Die Idee war gut, aber die Auswirkungen waren katastrophal. Denn wer repräsentiert in einer Demokratie diese Allgemeinheit? Die Politiker. So wurden die Kassen zu je einem Drittel von den regionalen Politkern, den Gewerkschaften und ausgelosten Kunden verwaltet. Der Einfluss der Parteien wurde damit enorm. Die Politiker dachten nur an ihre eigenen Interessen."
Indem sie über die Verwaltungsräte Druck ausübten. So mussten die Sparkassen auch politische Prestigeobjekte finanzieren: Unrentable Flughäfen und Freizeitparks, die immer neue Finanzspritzen benötigten. Seit die Immobilienblase 2008 nun geplatzt ist, werden immer weniger Kredite zurückgezahlt. Weil Bauunternehmen pleitegehen, bleiben die Kassen auf ganzen Wohnblocks sitzen. Die Folgen:
"Zu Beginn der Krise befanden sich die Sparkassen in einer Sackgasse. Sie waren ja keine Aktiengesellschaften, sie konnten keine Aktien ausgeben und so an frisches Geld kommen. Die alten Kreditgeber leihen ihnen kein Geld mehr. Sie stehen also vor dem Bankrott. Daher wandelten die Regierungen die Sparkassen in Banken um, die an die Börse gehen könnten. Das haben aber letztlich nur zwei Sparkassen gemacht."
Crespo hat ein Buch geschrieben: "Die beiden nächsten Rezessionen", so der Titel. Erst 2018 werde Europa aus der langen Talfahrt herauskommen, schätzt der Ökonom. Aber: Der Euro werde bis dahin nicht zusammenbrechen, ist er sich sicher:
"Ich halte den Euro für so stabil wie einen Felsen. Unter den Euroländern gibt es zwar Unterschiede, aber insgesamt ist die Eurozone nicht auf Kapital von außen angewiesen. Außerdem hat sich Deutschland dem Euro gegenüber verpflichtet. Wer sparen will, braucht jemanden, der sich verschulden will und bereit ist, Zinsen zu zahlen. Beide sind dazu verurteilt, sich zu verstehen. So ist das auch mit Deutschland als Gläubiger und den übrigen Ländern."
Was nicht heißt, das bis dahin niemand auf der Strecke bleibt. So hatten die Sparkassen in Spanien traditionell eine wichtige Aufgabe in der Sozialarbeit. Was börsennotierte Unternehmen als Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten, zahlten die Sparkassen an sogenannte "Sozialwerke", die ebenso die Alzheimerforschung finanzierten als auch die Betreuung von alten und behinderten Menschen. Pläne, diese Arbeit in staatliche Programme aufzunehmen, gibt es bisher nicht. Damit könnte die Pleite der Sparkassen in Spanien noch viel teurer werden, als bisher vermutet.
"Diese Sozialwerke waren sehr wichtig, aber die Spanier sind sich noch nicht so richtig bewusst, dass das vorbei ist. Das war kollektiver Reichtum, dem jetzt die Mittel entzogen werden. Die Menschen werden es nach und nach in den nächsten Jahren merken, wenn Altenheime oder Sportstätten schließen oder es keine Ferienlager für die Schüler im Sommer mehr gibt, weil all das niemand mehr finanziert. Das Geld kam ja immer von den Sparkassen."
Links bei deutschlandradio.de:
"Moody's stuft spanische Banken herab" (Aktuell vom 26.6.2012)