Eine Tierarztpraxis in Sanlúcar de Barrameda, in der südspanischen Provinz Cádiz. Marina Bernal und Julia Domínguez hieven Pudel Toby auf den Metall-Tisch, Marina rasiert das Fell, Julia zückt die Spritze für die Blutabnahme. Dass die beiden hier zusammen arbeiten, verdanken sie dem Förderprogramm Bono-Empleo. Tierärztin Marina hat die 28-jährige Julia unter Vertrag genommen, ihre Stelle wird über das Programm Jugendgarantie mit 400 Euro monatlich bezuschusst – wie 1355 andere "Bono-Jobs" in Andalusien. Mit dem staatlichen Zuschuss zahlt Marina die Sozialabgaben.
"Ohne diese Beihilfe hätte ich mir eine Aushilfe in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur während meines Mutterschutzes leisten können. Danach hätte ich wieder alleine arbeiten müssen: Mit einem Baby und einem zweijährigen Kind ist das sehr schwer."
Zweijähriger Arbeitgeberzuschuss für Anstellungen
Sagt Marina. Nach einjähriger Laufzeit hat sie Julia deshalb einen unbefristeten Vertrag angeboten und bekommt nun ein weiteres Jahr einen Zuschuss. Danach muss sich die Stelle ohne staatliche Unterstützung tragen. Die beiden Frauen hoffen, dass der leichte Aufwärtstrend der spanischen Wirtschaft anhält. Julia tupft die Einstichstelle sauber und krault Toby hinterm Ohr.
"Klar bin ich zufrieden! Eine unbefristeten Vertrag wie ich, das haben die wenigsten - vor allem nicht in meinem Alter. Hoffentlich dauert das Glück an und die Tierklinik läuft so gut, dass ich tatsächlich lange bleiben kann. // Ohne solche Programme hätte ich überhaupt keine Chance. Ich habe jetzt zumindest ein bisschen Erfahrung, aber für diejenigen die jetzt einen Job suchen, wird es noch schwieriger."
Sagt die Tierärztin, die wie viele spanische Akademiker mit abgeschlossenem Master-Studium und mehreren Fortbildungen einen Vorzeige-Lebenslauf vorweisen kann. Bis auf die fehlende Berufserfahrung.
Seit 2014 arbeitet Spanien mit den Finanzhilfen aus dem EU-Fördertopf. Trotzdem wird das Programm bisher eher zögerlich angenommen. Von den knapp 1,4 Millionen Arbeitslosen unter 30 haben sich lediglich 119.000 bei der Jugend-Garantie registrieren lassen, etwa die Hälfte davon in Andalusien. Für ein erstes Resümee sei es noch zu früh, heißt es aus der Regionalregierung. Besonders gefragt sind laut Statistik Beratungen und Schulungen zu den Themen Stellensuche und Selbstständigkeit. Zwei Teilprogramme zielen darauf, gezielt die Einstellungschancen zu verbessern, durch Projektarbeit bei NGOs oder größeren Kommunen. Auf die "Schnupper-Jobs" und bezahlten Praktika bei Firmen setzt Julio Coca, Generalsekretär für Arbeit und Anstellung bei der andalusischen Regionalregierung, besonders große Hoffnungen.
Mit Praktika-Stipendien zur Anstellung
"Von den Praktika-Stipendiaten haben mehr als 60 Prozent eine Festanstellung bekommen. Die jungen Leute hatten die Chance zu beweisen, dass sie etwas können. Generell sind die Zahlen sehr vorzeigbar."
Eine Erfolgsquote von mehr als 60 Prozent bei den Praktika-Stipendien, das sind im konkreten Fall rund 170 Festanstellungen: weniger als ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Förderprogramme helfen nicht gegen Strukturprobleme
Aber auch milliardenschwere Förderprogramme können das strukturelle Hauptproblem Spaniens nicht lösen: Bis die Immobilienblase platzte, war vor allem die Baubranche der Wirtschaftsmotor; der ebenfalls wichtige Tourismus ist ein Saisongeschäft. In Andalusien gibt es viele Kleinbetriebe mit wenigen Angestellten, die im Zweifelsfall den Neffen oder die Nichte für ein paar Euro einspringen lassen.
Und auch bei den Jugendlichen selbst sind die staatlichen Programme kaum bekannt. Sara, 26 Jahre alt, sitzt mit drei Freunden an der Kaimauer in Cádiz und blickt aufs Meer.
Sie habe gerade von einer Freundin von diesem Programm erfahren, weder im Fernsehen noch auf dem Arbeitsamt habe man sie darüber informiert - die Freunde nicken. Dabei kennt sich die 26-Jährige mit Fort-und Weiterbildung aus. Sie hat als Verwaltungsangestellte, Technikerin für Verbundwerkstoffe und Flugzeuglackiererin gleich mehrere Ausbildungsberufe abgeschlossen. und will sich jetzt in das Programm einschreiben. Es wäre die vierte Weiterbildung in drei Jahren. Aber eine Jobchance verpassen, das will und kann sich in Spanien keiner leisten.