"Während der Diktatur General Frankos sind in Spanien 300 Dörfer neu erbaut worden. 50.000 Familien bekamen dort eine neue Heimat. Sie bildeten eine Säule der Diktatur: faschistisch, fleißig, ländlich und - abhängig von der Partei, der sie alles verdankten: Haus, Erde, Arbeit."
300 neu erbaute Dörfer sollten einmal die Keimzelle einer zukünftigen, durch und durch klerikal-faschistischen, spanischen Gesellschaft werden, so wollte es das Programm der inneren Kolonisation Spaniens unter Diktator Franco in den 50er-Jahren. 50.000 ausgesuchte Familien, viele davon Veteranen aus Francos Armee bekamen ein Haus, zwei Kühe und sechs Hektar Land zur Verfügung gestellt, das sie über die Jahre erwerben konnten, wenn sie 51 Prozent der Ernte an eine landwirtschaftliche Parteiorganisation abtraten.
"Ich schätze, was der Führer getan hat, für mich und mein Dorf. Wenn es nach mir ginge, hätte er noch 100 Jahre leben können."
Die Saat ging auf: Noch heute wohnen in diesen Dörfern mehrheitlich Menschen, die General Franco, den "Führer" Spaniens in einem positiven Licht sehen. So haben es Dietmar Post und Lucia Palacios in ihrer zehnjährigen Dokumentarfilmrecherche zu "Los Colonos del Caudillo", "die Siedler des Führers" herausgearbeitet. Der Film zeigt die Geschichte des Dorfes "Plateau des Führers", als eine Geschichte von einfachen Menschen, die die dunkle Seite der Diktatur bis heute verdrängt haben: Dass in der Umgebung Menschen verschwanden, dass Spitzel und Aufseher keine Dorfgemeinschaft zuließen; selbst dass die Partei ihnen ihre Erträge stahl, so dass viele Häuser bis heute nicht abbezahlt sind, hält sie nicht davon ab am Namen ihres Dorfes "Plateau des Führers" stolz festzuhalten. Bürgerrechtler Emilio Silva, einer der Gründer des "Vereins zur Wiederherstellung des historischen Gedächtnisses" in Spanien beschrieb nach der Uraufführung des Films in Berlin, den aktuellen Stand der Diskussion.
""Spanien ist ein Land, in dem immer noch 30.000 Personen offiziell 'verschwunden' sind. Manchmal finden wir ihre Gräber nach Tipps von Einheimischen oder wie neulich nach heftigen Regenfällen, wo plötzlich Knochen aus der Erde ragen. Es ist ein Land, indem tausende Kinder ohne ihre tatsächlichen Eltern aufgewachsen sind, weil Ärzte sie von ihren Müttern trennten. Sie glaubten, dass sich so vermeiden ließe, dass das 'kommunistische Gen' sich auf die Kinder übertragen würde. 115.000 Menschen sind in Spanien nach dem Bürgerkrieg bis zu Frankos Tod aus politischen Gründen ermordet worden. Das ist fünf mal soviel wie in Argentinien, aber in Spanien wird darüber nicht gesprochen."
So lebt Spanien derzeit mit der absurden Situation, dass Hinterbliebenenrenten an Angehörige der Armee Francos, aber nicht an seine Opfer gezahlt werden. Dass Dörfer, Straßen und Plätze faschistische Führer ehren. Dass kein Faschist für seine Verbrechen verurteilt wurde, dass Spaniens Richter Balthasar Garzon zwar den chilenischen Diktator Pinochet wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilen konnte, aber beim Versuch die spanischen Eliten sich vorzunehmen Berufsverbot erhielt. Felipe Gonzales, ehemaliger sozialistischer Premierminister des Landes, beschreibt:
"Das Problem ist, dass Deutschland verschiedene Vorteile hatte: Der Nationalsozialismus wurde nach dem Krieg verboten und die konservativen Eliten haben sich konsequent von den nationalistischen Ideen abgewandt. In Spanien ist beides nicht der Fall."
Bis heute wird die Diktatur in den Schulbüchern des Landes kaum behandelt, will die Justiz den Fällen der "Verschwundenen" nicht nachgehen. Der amtierende konservative Premierminister Mariano Rajoy sagte, dass er an der Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit des Landes "kein Interesse" habe. Der Film "Die Siedler des Führers" wurde in Berlin uraufgeführt. In Spanien hat er noch keinen Verleih.
300 neu erbaute Dörfer sollten einmal die Keimzelle einer zukünftigen, durch und durch klerikal-faschistischen, spanischen Gesellschaft werden, so wollte es das Programm der inneren Kolonisation Spaniens unter Diktator Franco in den 50er-Jahren. 50.000 ausgesuchte Familien, viele davon Veteranen aus Francos Armee bekamen ein Haus, zwei Kühe und sechs Hektar Land zur Verfügung gestellt, das sie über die Jahre erwerben konnten, wenn sie 51 Prozent der Ernte an eine landwirtschaftliche Parteiorganisation abtraten.
"Ich schätze, was der Führer getan hat, für mich und mein Dorf. Wenn es nach mir ginge, hätte er noch 100 Jahre leben können."
Die Saat ging auf: Noch heute wohnen in diesen Dörfern mehrheitlich Menschen, die General Franco, den "Führer" Spaniens in einem positiven Licht sehen. So haben es Dietmar Post und Lucia Palacios in ihrer zehnjährigen Dokumentarfilmrecherche zu "Los Colonos del Caudillo", "die Siedler des Führers" herausgearbeitet. Der Film zeigt die Geschichte des Dorfes "Plateau des Führers", als eine Geschichte von einfachen Menschen, die die dunkle Seite der Diktatur bis heute verdrängt haben: Dass in der Umgebung Menschen verschwanden, dass Spitzel und Aufseher keine Dorfgemeinschaft zuließen; selbst dass die Partei ihnen ihre Erträge stahl, so dass viele Häuser bis heute nicht abbezahlt sind, hält sie nicht davon ab am Namen ihres Dorfes "Plateau des Führers" stolz festzuhalten. Bürgerrechtler Emilio Silva, einer der Gründer des "Vereins zur Wiederherstellung des historischen Gedächtnisses" in Spanien beschrieb nach der Uraufführung des Films in Berlin, den aktuellen Stand der Diskussion.
""Spanien ist ein Land, in dem immer noch 30.000 Personen offiziell 'verschwunden' sind. Manchmal finden wir ihre Gräber nach Tipps von Einheimischen oder wie neulich nach heftigen Regenfällen, wo plötzlich Knochen aus der Erde ragen. Es ist ein Land, indem tausende Kinder ohne ihre tatsächlichen Eltern aufgewachsen sind, weil Ärzte sie von ihren Müttern trennten. Sie glaubten, dass sich so vermeiden ließe, dass das 'kommunistische Gen' sich auf die Kinder übertragen würde. 115.000 Menschen sind in Spanien nach dem Bürgerkrieg bis zu Frankos Tod aus politischen Gründen ermordet worden. Das ist fünf mal soviel wie in Argentinien, aber in Spanien wird darüber nicht gesprochen."
So lebt Spanien derzeit mit der absurden Situation, dass Hinterbliebenenrenten an Angehörige der Armee Francos, aber nicht an seine Opfer gezahlt werden. Dass Dörfer, Straßen und Plätze faschistische Führer ehren. Dass kein Faschist für seine Verbrechen verurteilt wurde, dass Spaniens Richter Balthasar Garzon zwar den chilenischen Diktator Pinochet wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilen konnte, aber beim Versuch die spanischen Eliten sich vorzunehmen Berufsverbot erhielt. Felipe Gonzales, ehemaliger sozialistischer Premierminister des Landes, beschreibt:
"Das Problem ist, dass Deutschland verschiedene Vorteile hatte: Der Nationalsozialismus wurde nach dem Krieg verboten und die konservativen Eliten haben sich konsequent von den nationalistischen Ideen abgewandt. In Spanien ist beides nicht der Fall."
Bis heute wird die Diktatur in den Schulbüchern des Landes kaum behandelt, will die Justiz den Fällen der "Verschwundenen" nicht nachgehen. Der amtierende konservative Premierminister Mariano Rajoy sagte, dass er an der Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit des Landes "kein Interesse" habe. Der Film "Die Siedler des Führers" wurde in Berlin uraufgeführt. In Spanien hat er noch keinen Verleih.