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Spanische Liga
Diskussion um La-Liga-Spiel in USA

Die spanische Fußballliga plant ein Spiel in den USA. Eigentlich sollte es gar das Spiel Real Madrid - FC Barcelona sein. Nach Kritik von Real soll Barcelona in Miami nun gegen den SG Girona spielen. Doch vor allem die Spieler wehren sich.

Von Hans-Günter Kellner |
    Fußballfans bei einem Spiel des FC Barcelona gegen Real Madrid
    Fußballfans bei einem Spiel des FC Barcelona gegen Real Madrid (imago sportfotodienst)
    Eigentlich ist ja schon alles unter Dach und Fach. Mitte August gab der Vorsitzende der spanischen Liga, Javier Tebas, bekannt, mit dem US-Sportpromotor Relevent einen Vertrag abgeschlossen zu haben. Dabei soll es auch darum gehen, in den nächsten 15 Jahren jeweils ein Spiel der spanischen Profiliga in den USA auszutragen.
    Doch die Expansion des spanischen Fußballs hat einen Haken: Tebas hatte zuvor weder mit dem Königlichen Fußballverband, noch mit den Klubs, noch mit den Spielern gesprochen. Und Kritik hagelt es nun von allen Seiten. Immerhin, die katalanischen Erstligavereine FC Barcelona und der SG Girona waren bereit, ihr Spiel am 26. Januar nicht in Girona, sondern in Miami auszutragen. Doch der Widerstand der übrigen Beteiligten ist so groß, dass auch das wieder auf dem Spiel steht.
    Der Präsident der spanischen ersten Fußballliga, Javier Tebas (24.10.2017).
    Der Präsident der spanischen ersten Fußballliga, Javier Tebas (dpa / picture alliance / Jean Francois)
    Die spanischen Fußballfans waren alles andere als begeistert. Ursprünglich sollte sogar der Clásico, das Duell Real Madrid gegen den FC Barcelona, in Miami ausgetragen werden. Dagegen hatte Real Madrids mächtiger Präsident Florentino Pérez sein Veto eingelegt. So soll es jetzt das Spiel der beiden katalanischen Vereine SG Girona und FC Barcelona am 26. Januar werden. Und hier sind nicht alle Fans abgeneigt:
    "So können wir unsere katalanischen Forderungen bekannt machen", sagten die Fans am letzten Spieltag am Rande einer Fernsehübertragung. Die Fahnen, mit denen die katalanische Unabhängigkeit gefordert wird, würden sie auf jeden Fall mit nach Miami nehmen.
    Entschädigung für die Fans
    Zumal Ligachef Javier Tebas die Fans auch großzügig entschädigen möchte. Denn beim Rückspiel würde den Fans Gironas das Heimspiel im katalanischen Derby entgehen. Tebas sagt:
    "Das Spiel findet an einem Samstag statt. Wir laden 1.500 Fans aus Girona ein, umsonst nach Miami zu kommen. Die übrigen zahlen 300 Euro. Wer stattdessen lieber umsonst zum Hinspiel ins Camp Nou möchte, bekommt 20 Prozent vom Preis seiner Dauerkarte erstattet. Und wer gar keines der beiden Spiele im Stadion erleben möchte, der bekommt 40 Prozent des Preises der Dauerkarte zurück."
    Die meisten Anhänger entscheiden sich offenbar dafür, das Spiel zu Hause vor dem Fernseher zu verfolgen und das Geld zu nehmen, berichtet die katalanische Tageszeitung La Vanguardia. Doch trotz der Skepsis der Fans sind die meisten der Klubs aufgeschlossen. Der Plan der Liga verspricht in den nächsten 15 Jahren Einnahmen von mindestens 200 Millionen Euro, das Ligaspiel im Januar soll erst der Anfang sein, sagt Tebas:
    "Das ist eine mittel- und langfristige Strategie. Die USA sind bei den Übertragungsrechten der größte und der am besten zahlende Markt der Welt. Die Konkurrenz ist groß, die Premier League will auch dorthin, es gibt viele andere Sportarten. Wenn wir uns dort nicht als Marke etablieren, geht es mit dem spanischen Fußball bergab."
    Übertriebene Warnungen
    Diese Warnung halten allerdings viele andere Beteiligte für völlig übertrieben. Ausgerechnet von den Spielern für deren teilweise astronomische Gehälter die Klubs nach immer neuen Einnahmemöglichkeiten suchen - kommt der größte Widerstand. Sie klagen schon heute über immer neue Verpflichtungen, Sponsorentouren in den USA und Asien, die eine Regeneration in der Sommerpause schwer machen.
    Auch der Clásico, die Begegnung Real Madrids gegen Barça, fand als Freundschaftsspiel schon mehrmals in den USA statt. David Aganzo, Vorsitzender der spanischen Spielergewerkschaft, beklagt einen Werteverlust im Fußball zugunsten des Kommerz:
    "Alle Kapitäne der oberen Ligen in Spanien stehen hinter uns. Wir sind es satt, dass hier Entscheidungen getroffen werden, ohne mit uns zu sprechen. Fußball muss mehr sein, als nur Geld und Geschäft. Er verkörpert Werte, er hat Fans, Gefühle, er ist eine eigene Welt. Es geht auch um unsere Gesundheit. Stattdessen dreht sich alles immer nur ums Geld. Wir gewöhnen uns an völlig anormale Dinge. Das ist ein Problem."
    Machtkampf zweier Manager
    Auch der spanische Fußballverband lehnt das Vorhaben ab. Schließlich würde für den FC Barcelona ein Auswärtsspiel vom Hexenkessel von Girona in ein eher neutrales Stadion verlegt, argumentiert Verbandschef Luis Rubiales.
    "Wir haben dem Ligavorsitzenden und den beiden Vereinen mitgeteilt, dass das Spiel nicht in Miami stattfinden kann. Der Wettbewerb würde verzerrt. Wir haben von ihnen auch weitere Dokumente verlangt. Man kann ein Spiel nicht einfach vom Heimstadion ins Ausland verlagern."
    Jenseits der von den Spielern angeführten Wertediskussion scheint die Frage der Auslandsspiele vor allem zu einem Machtkampf zweier Fußballmanager geworden zu sein. Die beiden haben schon lange kein gutes Verhältnis. Auf der einen Seite der mächtige Vorsitzende der Liga, auf der anderen der des Verbands, der selbst einmal als Fußballprofi der Spielergewerkschaft vorstand. Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, sagt Ligachef Tebas:
    "Es ist kein Geheimnis, dass sie da keine Lust darauf haben. Aber der Verband muss nach Recht und Gesetz entscheiden. Ich bin optimistisch. Wir werden nachbessern. Sie haben ja schließlich im Sommer schon den spanischen Supercup im marokkanischen Tánger ausgetragen."