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Sparkurs
Deutsche Bank schließt 200 Filialen

Die Deutsche Bank will im Zuge ihres Sparkurses das Filialnetz spürbar ausdünnen. Bis zum Jahr 2017 sollen 200 der etwa 700 Niederlassungen geschlossen werden, wie die Bank in Frankfurt am Main mitteilte. Für die Tochter Postbank wurde unterdessen ein Tarifabschluss erzielt.

27.04.2015
    Reinigungsarbeiten an einem Deutsche-Bank-Schriftzug über einer Filiale in Berlin.
    Kunden der Deutschen Bank stehen künftig weniger Filialen zur Verfügung. (picture alliance / dpa / Wolfram Steinberg )
    Die Kosteneinsparungen sollen zu 60 Prozent durch Effizienzsteigerungen etwa über eine stärkere Digitalisierung der Geschäfte gelingen. Weitere 40 Prozent will die Bank durch die Schließung von 200 Filialen und den Rückzug aus unprofitablen Bereichen erzielen.
    Offenbar ein gutes Team: Jürgen Fitschen und Anshu Jain
    Jürgen Fitschen und Anshu Jain (r.) trimmen den Konzern auf Sparkurs. (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Seit dem Amtsantritt von Anshu Jain und Jürgen Fitschen als Doppelspitze der Deutschen Bank 2012 hat das Institut bereits die jährlichen Kosten um 3,3 Milliarden Euro gesenkt, in diesem Jahr sollen weitere 1,2 Milliarden dazukommen. Im gesamten vergangenen Jahr lagen die operativen Kosten der Bank bei 27,7 Milliarden Euro. Wie viele Stellen von den Einsparungen betroffen sind, ließ die Bank zunächst offen.
    Digitaler Wandel
    Die Deutsche Bank setzt verstärkt auf den Ausbau digitaler Technologien. In den kommenden drei bis fünf Jahren seien über alle Geschäftsbereiche hinweg zusätzliche Investitionen von bis zu einer Milliarde Euro geplant, teilte Deutschlands größtes Geldhaus weiter mit. Durch computergestützte Beratungskanäle, Automatisierung und die Entwicklung neuer Kundenangebote wolle das Institut neue Ertragsmöglichkeiten generieren.
    Alleine im Privat- und Firmenkundengeschäft (PBC), in dem gut ein Viertel aller Filialen geschlossen werden soll, will die Bank bis 2020 zwischen 400 und 500 Millionen Euro für digitale Technologie in die Hand nehmen. Sie schlägt damit einen ähnlichen Weg ein wie die HypoVereinsbank (HVB). Die Münchener machen die Hälfte ihrer Filialen dicht und hübschen die verbliebenen Niederlassungen auf.
    Die Deutsche Bank ließ zunächst offen, wie viele Stellen ihrem Sparkurs zum Opfer fallen werden. "Wir haben noch keine Entscheidungen bezüglich der Personalmaßnahmen getroffen", sagte Co-Chef Fitschen. Die dafür notwendigen Gespräche mit den Betriebsräten hätten noch nicht begonnen. Ende 2014 zählte der Konzern weltweit gut 98.000 Vollzeitstellen. Beschlossen ist die Trennung von der Postbank mit ihren insgesamt 14.800 Vollzeitkräften.
    Postbank sichert Kündigungsschutz zu
    Bei der Konzerntochter Postbank wurde unterdessen ein Tarifabschluss erzielt. Die rund 5.600 Tarifbeschäftigten der Postbank müssen angesichts der Verkaufspläne ihrer Konzernmutter Deutsche Bank vorerst nicht um ihre Jobs fürchten: Die Postbank sichert ihnen Kündigungsschutz bis Ende Juni 2017 zu. Außerdem bekommen sie von April dieses Jahres an 2,1 Prozent mehr Geld und ein Jahr später eine weitere Anhebung der Gehälter um 2 Prozent. Vor dem Abschluss hatte es längere Warnstreiks gegeben. Noch heute waren nach Verdi-Angaben rund 1.500 Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen auf die Straße gegangen.
    Die Deutsche Bank hatte am Wochenende angekündigt, die Mehrheit an der Postbank zu verkaufen. Arbeitnehmervertreter befürchten deshalb einen Jobabbau. Der Abschluss sei ein "tragfähiger Kompromiss", sagte Postbank-Verhandlungsführer Ralf Stemmer. "Damit erhalten die Beschäftigten der Postbank die nötige Stabilität für den anstehenden Veränderungsprozess des Unternehmens." Die Postbank hat insgesamt rund 9.500 Beschäftigte, darunter aber noch mehrere tausend Beamte.
    (fwa/bor)