Universität Aachen, Orthopädische Klinik. Seit 30 Minuten operiert ein Ärzteteam die linke Hüfte einer 61-jährigen Frau.
Fünf Jahre litt die Patientin unter einer fortgeschrittenen Arthrose des Hüftgelenks, das Gehen fiel ihr schwer, phasenweise waren die Schmerzen unerträglich. Ein Arzt riet ihr schließlich, das kranke Gelenk durch eine Endoprothese ersetzen zu lassen, durch ein dauerhaft im Körper verbleibendes künstliches Hüftgelenk. Ein vergleichsweise aufwändiger Eingriff, allerdings auch ein sehr erfolgreicher. 95 Prozent aller Patienten können nach der Operation wieder schmerzfrei und gerade gehen. So wird es auch bei dieser Patientin sein, die Situation stellte sich den Ärzten…
"…so wie wir sie erwartet haben und wie wir sie geplant haben, es ist alles gut gelaufen. "
130.000 Hüftoperationen werden alleine in Deutschland pro Jahr durchgeführt, wobei das Verfahren sich seit Jahren kaum geändert hat. Künstliche Hüftgelenke sind modular aufgebaut,…
"…das heißt, ein künstlicher Metallsockel wird in der Regel zementfrei in das Pfannenlager eingepresst und dann wird eine Gelenkfläche eingesetzt, die in der Mehrzahl der Fälle aus Polyethylen besteht, und auf Seiten des Hüftkopfes wird in den Oberschenkelknochen ein Stiel implantiert, auf den dann ein künstlicher Kopf aufgesetzt wird, der wird dann in die Pfanne eingerenkt und das ist dann insgesamt das künstliche Gelenk. "
Torsten Prietzel, Oberarzt an der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universität Leipzig. Seit geraumer Zeit überlegen Mediziner, wie dieser Eingriff für den Patienten schonender gestaltet werden kann. Minimalinvasive OP-Techniken sind zwar Vorbild, konsequent umsetzen lässt sich die Schlüsselloch-Chirurgie aber nicht - irgendwie muss ja der Operateur das nicht ganz so kleine künstliche Hüftgelenk im Körper verankern. Wenn schon nicht minimalivasiv operiert werden kann, dann zumindest minderinvasiv, sagte sich das Team um Torsten Prietzel, und reduzierten den teilweise 15 Zentimeter langen Schnitt um fast die Hälfte.
" Der Hautschnitt ist im Durchschnitt sieben bis zehn Zentimeter lang, es richtet sich aber auch nach den anatomischen Verhältnissen des Patienten. Bei sehr schlanken Patienten ist auch ein sehr kleiner Schnitt möglich, bei adipösen Patienten muss der Hautschnitt etwas länger sein. "
Für den Patienten ist der knappe Hautschnitt von großer Bedeutung, für die Operateure steht allerdings ein anderer Aspekt im Mittelpunkt. Die minderinvasive OP-Technik erlaubt den Erhalt der Hüftgelenkkapsel.
" Die Gelenkkapsel ist die innerste Hüllstruktur des Gelenkes, sie ist sehr kräftig, ihre Entfernung bedeutet eine deutliche Destabilisierung des Gelenkes und wenn wir die Kapsel erhalten können, erhalten wir auch einen wesentlichen Anteil der Stabilität des Hüftgelenkes, das ist vor allem in der postoperativen Frühphase besonders wichtig,… "
…weil in der Zeit unmittelbar nach der Operation immer wieder das von Ärzten so gefürchtete Ausrenken des künstlichen Gelenkes vorkommt. Eine auch höher belastbare Stabilität entwickelt sich normalerweise erst nach einigen Monaten. Versucht man dies durch eine straffe Gelenkeinstellung auszugleichen, bedeutet das in der Regel eine Verlängerung des operierten Beines und somit ein Beckenschiefstand. Der wiederum müsste durch höhere Schuhe auf der Gegenseite ausgeglichen werden. Probleme, die bei der minderinvasiven OP-Technik kaum vorkommen, weil die gesamte Hüftmuskulatur geschont wird. Im Gegensatz zur klassischen OP…
"…lösen wir bei unserer Technik die Muskulatur noch teilweise ab, wir verwenden allerdings eine Technik, bei der wir die Muskeln nur im Faserverlauf durchtrennen, sodass wir am Ende der Operation die Muskeln auch zuverlässig wieder vernähen können. "
Die neue Operationsmethode zeichnet sich zwar durch einen höheren Aufwand aus, hat aber für Patienten noch weitere Vorteile.
" Die Wundkomplikationen und Heilungsprobleme sind aus unserer Sicht deutlich geringer bei unserem Vorgehen. Wir vernähen auch diesen sparsamen Hautschnitt intrakutan, das heißt, dass die Haut mit einem Faden, der sich später auflöst, vernäht wird, der muss später nicht wieder entfernt werden, sodass wir keine Wundheilungsstörungen zu verzeichnen haben. "
230 Patienten sind bisher operiert worden, im Vergleich zu den jährlich 130.000 Hüft-OPs ist das verschwindend gering. Allerdings hat die Orthopädische Klinik der Uni Leipzig die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich gelenkt. Eine wissenschaftlich fundierte Studie steht zwar noch aus, mit Wohlwollen beobachten aber schon jetzt die Krankenkassen das neue Verfahren.
" Während wir bei konventionellem Vorgehen die Wunde durch Klammen verschließen und diese Klammern frühestens am 10. postoperativen Tag entfernen können, so dass der Patient, wenn alles glatt läuft, der Patient am 10. Tag nach der OP nach Hause oder in die kur gehen kann, können wir bei der minderinvasiven Methode durch den intrakutanen Hautverschluss die Patienten deutlich früher entlassen, durchschnittlich am 7. postoperativen Tag, vereinzelt am 5. oder 6. postoperativen Tag. "
Noch ist es aber nicht so weit, noch werden fast alle Patienten klassisch operiert - natürlich ebenfalls mit guten Erfolgen.
" Wenn der Schaft adäquat tief eingebracht ist, müssen wir wieder 13 Minuten warten bis zu Aushärten, dann wird ein Keramikkugelkopf aufgesetzt, der mit dem Polyethylen artikuliert und dann schließen wir schichtweise die Wunde und sind fertig. "
Fünf Jahre litt die Patientin unter einer fortgeschrittenen Arthrose des Hüftgelenks, das Gehen fiel ihr schwer, phasenweise waren die Schmerzen unerträglich. Ein Arzt riet ihr schließlich, das kranke Gelenk durch eine Endoprothese ersetzen zu lassen, durch ein dauerhaft im Körper verbleibendes künstliches Hüftgelenk. Ein vergleichsweise aufwändiger Eingriff, allerdings auch ein sehr erfolgreicher. 95 Prozent aller Patienten können nach der Operation wieder schmerzfrei und gerade gehen. So wird es auch bei dieser Patientin sein, die Situation stellte sich den Ärzten…
"…so wie wir sie erwartet haben und wie wir sie geplant haben, es ist alles gut gelaufen. "
130.000 Hüftoperationen werden alleine in Deutschland pro Jahr durchgeführt, wobei das Verfahren sich seit Jahren kaum geändert hat. Künstliche Hüftgelenke sind modular aufgebaut,…
"…das heißt, ein künstlicher Metallsockel wird in der Regel zementfrei in das Pfannenlager eingepresst und dann wird eine Gelenkfläche eingesetzt, die in der Mehrzahl der Fälle aus Polyethylen besteht, und auf Seiten des Hüftkopfes wird in den Oberschenkelknochen ein Stiel implantiert, auf den dann ein künstlicher Kopf aufgesetzt wird, der wird dann in die Pfanne eingerenkt und das ist dann insgesamt das künstliche Gelenk. "
Torsten Prietzel, Oberarzt an der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universität Leipzig. Seit geraumer Zeit überlegen Mediziner, wie dieser Eingriff für den Patienten schonender gestaltet werden kann. Minimalinvasive OP-Techniken sind zwar Vorbild, konsequent umsetzen lässt sich die Schlüsselloch-Chirurgie aber nicht - irgendwie muss ja der Operateur das nicht ganz so kleine künstliche Hüftgelenk im Körper verankern. Wenn schon nicht minimalivasiv operiert werden kann, dann zumindest minderinvasiv, sagte sich das Team um Torsten Prietzel, und reduzierten den teilweise 15 Zentimeter langen Schnitt um fast die Hälfte.
" Der Hautschnitt ist im Durchschnitt sieben bis zehn Zentimeter lang, es richtet sich aber auch nach den anatomischen Verhältnissen des Patienten. Bei sehr schlanken Patienten ist auch ein sehr kleiner Schnitt möglich, bei adipösen Patienten muss der Hautschnitt etwas länger sein. "
Für den Patienten ist der knappe Hautschnitt von großer Bedeutung, für die Operateure steht allerdings ein anderer Aspekt im Mittelpunkt. Die minderinvasive OP-Technik erlaubt den Erhalt der Hüftgelenkkapsel.
" Die Gelenkkapsel ist die innerste Hüllstruktur des Gelenkes, sie ist sehr kräftig, ihre Entfernung bedeutet eine deutliche Destabilisierung des Gelenkes und wenn wir die Kapsel erhalten können, erhalten wir auch einen wesentlichen Anteil der Stabilität des Hüftgelenkes, das ist vor allem in der postoperativen Frühphase besonders wichtig,… "
…weil in der Zeit unmittelbar nach der Operation immer wieder das von Ärzten so gefürchtete Ausrenken des künstlichen Gelenkes vorkommt. Eine auch höher belastbare Stabilität entwickelt sich normalerweise erst nach einigen Monaten. Versucht man dies durch eine straffe Gelenkeinstellung auszugleichen, bedeutet das in der Regel eine Verlängerung des operierten Beines und somit ein Beckenschiefstand. Der wiederum müsste durch höhere Schuhe auf der Gegenseite ausgeglichen werden. Probleme, die bei der minderinvasiven OP-Technik kaum vorkommen, weil die gesamte Hüftmuskulatur geschont wird. Im Gegensatz zur klassischen OP…
"…lösen wir bei unserer Technik die Muskulatur noch teilweise ab, wir verwenden allerdings eine Technik, bei der wir die Muskeln nur im Faserverlauf durchtrennen, sodass wir am Ende der Operation die Muskeln auch zuverlässig wieder vernähen können. "
Die neue Operationsmethode zeichnet sich zwar durch einen höheren Aufwand aus, hat aber für Patienten noch weitere Vorteile.
" Die Wundkomplikationen und Heilungsprobleme sind aus unserer Sicht deutlich geringer bei unserem Vorgehen. Wir vernähen auch diesen sparsamen Hautschnitt intrakutan, das heißt, dass die Haut mit einem Faden, der sich später auflöst, vernäht wird, der muss später nicht wieder entfernt werden, sodass wir keine Wundheilungsstörungen zu verzeichnen haben. "
230 Patienten sind bisher operiert worden, im Vergleich zu den jährlich 130.000 Hüft-OPs ist das verschwindend gering. Allerdings hat die Orthopädische Klinik der Uni Leipzig die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich gelenkt. Eine wissenschaftlich fundierte Studie steht zwar noch aus, mit Wohlwollen beobachten aber schon jetzt die Krankenkassen das neue Verfahren.
" Während wir bei konventionellem Vorgehen die Wunde durch Klammen verschließen und diese Klammern frühestens am 10. postoperativen Tag entfernen können, so dass der Patient, wenn alles glatt läuft, der Patient am 10. Tag nach der OP nach Hause oder in die kur gehen kann, können wir bei der minderinvasiven Methode durch den intrakutanen Hautverschluss die Patienten deutlich früher entlassen, durchschnittlich am 7. postoperativen Tag, vereinzelt am 5. oder 6. postoperativen Tag. "
Noch ist es aber nicht so weit, noch werden fast alle Patienten klassisch operiert - natürlich ebenfalls mit guten Erfolgen.
" Wenn der Schaft adäquat tief eingebracht ist, müssen wir wieder 13 Minuten warten bis zu Aushärten, dann wird ein Keramikkugelkopf aufgesetzt, der mit dem Polyethylen artikuliert und dann schließen wir schichtweise die Wunde und sind fertig. "