Eines ist schnell klar: Die Musik ist Pop, nicht Kunst. Trotz Hang zum Gesamtkunstwerk fühle sich Lady Gaga zuerst als Musikerin.
Und wenn sie als solche Refrains schreibt und singt wie die vom Titeltrack "Artpop" oder von "Venus" oder "Gypsy", dann will sie ganz offensichtlich nicht ins Museum, sondern Stadien füllen. Und Tanzflächen sowieso: Fast alle Tracks auf "Artpop" wollen in Bewegung gehört werden, am besten laut, nachts um zwei, mit hundert anderen, die auch die Hände oben haben. Auch mit ihren kleinen Pausen und ausgedehnten Steigerungen folgen die Songs oft mehr einer DJ-Dramaturgie als dem Radiohit-Muster - nicht umsonst hat Gaga mit Leuten wie dem jungen Techno-Produzenten Zedd aus Kaiserslautern gearbeitet und schwärmt von der Intensität und Offenheit des Austauschs.
Das sei wie Sex, der nur gut wird, wenn keiner post oder gockelt.
Konzept und doppelten Boden hatte Lady Gagas Pop immer schon. Es komme auf die Absicht an, sagt sie: Wenn sie sich vor der Kamera ausziehe, sei das nicht Verkaufen, sondern Kunst. Und die Idee zu "Do What You Want", ihrem R-'n'-B-beeinflussten Duett mit R. Kelly, kam ihr, als vor ein paar Monaten im Netz gegiftet wurde, sie sei fett geworden.
Wenn überall auf der Welt Leute sterben, sagt sie, oder nicht frei leben können, weil sie schwul sind: Wen schert es, wie viel du wiegst?
Derlei falsche Maßstäbe habe sie anprangern wollen: Mein Herz und meinen Geist kriegt ihr eh nicht, hier ist mein Körper, kauft euch nen Arsch für 99 Cent.
Da bekommt ein Song, der zuerst nur Christina Aguilera hinterherzulaufen scheint, plötzlich einen interessanteren Dreh. Und doch - mit dem Beat und Zeilen wie "Don't stop, let's party": Will Gaga statt aufklären nicht vielleicht doch nur einen Hit landen? Tausendfach gehörte Popfloskeln wie "Can you feel it" oder "I'm addicted to love" überall auf dem Album vertragen sich auch mit keinem Kunstanspruch, ebenso die Art, wie einen Gaga permanent überwältigen will.
Regelmäßig detonieren die Beats förmlich, die Synthesizer kommen um die Ecke gedröhnt wie aufgebohrte Chopper, Gaga singt quasi mit geballter Faust, und selbst die einzige Ballade "Dope" - die schmettert sie mit geradezu Meatloaf'scher Operettenvehemenz. Zum Glück macht sich im hinteren Drittel des Albums über drei oder vier der immerhin fünfzehn Songs eine gewisse Disco-Leichtigkeit breit, wenn Gaga etwa in "Fashion" die Freuden der Mode feiert.
Ja, sie singt auch mal soulful, hat wilde Produktionsideen und schreibt fabelhafte Popsongs, auch wenn der ganz große Wurf diesmal fehlt. Ein bisschen kühl ist das Album: Texte über die Tücken des Ruhms oder Drogen und dieses ganze leicht konfuse Artpop-Konzept sind mal mehr, mal leidlich interessant - gehen aber nun mal nicht ans Herz.
Mich hat anfangs vor allem Lady Gagas Zwang zur Wucht genervt. Wenn man sich drauf einlässt, kann das aber auf eine überdrehte Weise schon Spaß machen. Es ist eine Platte für Fans. Neuland betritt sie nicht.
Und wenn sie als solche Refrains schreibt und singt wie die vom Titeltrack "Artpop" oder von "Venus" oder "Gypsy", dann will sie ganz offensichtlich nicht ins Museum, sondern Stadien füllen. Und Tanzflächen sowieso: Fast alle Tracks auf "Artpop" wollen in Bewegung gehört werden, am besten laut, nachts um zwei, mit hundert anderen, die auch die Hände oben haben. Auch mit ihren kleinen Pausen und ausgedehnten Steigerungen folgen die Songs oft mehr einer DJ-Dramaturgie als dem Radiohit-Muster - nicht umsonst hat Gaga mit Leuten wie dem jungen Techno-Produzenten Zedd aus Kaiserslautern gearbeitet und schwärmt von der Intensität und Offenheit des Austauschs.
Das sei wie Sex, der nur gut wird, wenn keiner post oder gockelt.
Konzept und doppelten Boden hatte Lady Gagas Pop immer schon. Es komme auf die Absicht an, sagt sie: Wenn sie sich vor der Kamera ausziehe, sei das nicht Verkaufen, sondern Kunst. Und die Idee zu "Do What You Want", ihrem R-'n'-B-beeinflussten Duett mit R. Kelly, kam ihr, als vor ein paar Monaten im Netz gegiftet wurde, sie sei fett geworden.
Wenn überall auf der Welt Leute sterben, sagt sie, oder nicht frei leben können, weil sie schwul sind: Wen schert es, wie viel du wiegst?
Derlei falsche Maßstäbe habe sie anprangern wollen: Mein Herz und meinen Geist kriegt ihr eh nicht, hier ist mein Körper, kauft euch nen Arsch für 99 Cent.
Da bekommt ein Song, der zuerst nur Christina Aguilera hinterherzulaufen scheint, plötzlich einen interessanteren Dreh. Und doch - mit dem Beat und Zeilen wie "Don't stop, let's party": Will Gaga statt aufklären nicht vielleicht doch nur einen Hit landen? Tausendfach gehörte Popfloskeln wie "Can you feel it" oder "I'm addicted to love" überall auf dem Album vertragen sich auch mit keinem Kunstanspruch, ebenso die Art, wie einen Gaga permanent überwältigen will.
Regelmäßig detonieren die Beats förmlich, die Synthesizer kommen um die Ecke gedröhnt wie aufgebohrte Chopper, Gaga singt quasi mit geballter Faust, und selbst die einzige Ballade "Dope" - die schmettert sie mit geradezu Meatloaf'scher Operettenvehemenz. Zum Glück macht sich im hinteren Drittel des Albums über drei oder vier der immerhin fünfzehn Songs eine gewisse Disco-Leichtigkeit breit, wenn Gaga etwa in "Fashion" die Freuden der Mode feiert.
Ja, sie singt auch mal soulful, hat wilde Produktionsideen und schreibt fabelhafte Popsongs, auch wenn der ganz große Wurf diesmal fehlt. Ein bisschen kühl ist das Album: Texte über die Tücken des Ruhms oder Drogen und dieses ganze leicht konfuse Artpop-Konzept sind mal mehr, mal leidlich interessant - gehen aber nun mal nicht ans Herz.
Mich hat anfangs vor allem Lady Gagas Zwang zur Wucht genervt. Wenn man sich drauf einlässt, kann das aber auf eine überdrehte Weise schon Spaß machen. Es ist eine Platte für Fans. Neuland betritt sie nicht.