Archiv

Iran
SPD-Abgeordneter Kasper: Situation des inhaftierten Rappers Saman Yasin "sehr alarmierend"

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Kasper hat sich besorgt über das Schicksal des kurdischen Rappers Saman Yasin geäußert, der seit mehr als 300 Tagen im Iran inhaftiert ist. Kasper, der eine politische Patenschaft für den Musiker übernommen hat, sagte dem Deutschlandfunk, die Situation sei sehr alarmierend.

    Das Foto zeigt den kurdischen Rapper Saman Yasin im Jahr 2020.
    Der Rapper Saman Yasin ist seit mehr als 300 Tagen in Haft. (Screenshot Instagram @samanyasinorg, abgerufen am 30.7.2023)
    In Kaspers Mail heißt es, zuletzt sei Saman Yasin in eine Psychiatrie verlegt worden, die als Folterzentrum bekannt sei. Dort seien schon einige Menschen zu Tode gekommen. Der Rapper gehöre zudem der kurdischen Minderheit an. Deswegen drohe ihm wahrscheinlich besonders viel Willkür und Folter. Schon im Gefängnis sei er so stark gefoltert worden, dass er unter Atemnot leide.

    "Öffentlicher Druck und mediale Aufmerksamkeit sind wichtig"

    Kasper betont, öffentlicher Druck und mediale Aufmerksamkeit könnten mit verhindern, dass Saman Yasin einfach so verschwinde und umgebracht werde. Es sei sehr wichtig, dass die Öffentlichkeit sehe, wie brutal das iranische Regime gegen Menschen vorgehe, die sich für fundamentale Rechte einsetzten. Im Übrigen sei das Urteil gegen Yasin nicht unter rechtsstaatlichen Standards gefallen. Auch werde ihm nach wie vor der Zugang zu einem eigenen Anwalt verwehrt. Kasper forderte erneut die Freilassung des Rappers.

    Unbekannte Substanz injiziert

    Auch die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw mit Sitz in Norwegen berichtet über den Fall. Dort schildert der 27-Jährige Musiker, dass ihm in der Psychiatrie zwangsweise eine unbekannte Substanz injiziert wurde. Danach sei er mehr als 24 Stunden bewusstlos gewesen und habe zwei Tage lang Sehprobleme gehabt. Er fordere eine unabhängige medizinische Untersuchung, um die Folgen für seine Gesundheit zu klären. Inzwischen befindet er sich offenbar wieder im Gefängnis in Karaj.

    Center for Human Rights in Iran: Regime wollte Geständnisse durch Scheinhinrichtung erzwingen

    Die US-Organisation Center for Human Rights in Iran spricht von einer Zwangsverlegung ("forced psychiatric hospitalization"). Diese sei erfolgt, kurz nachdem der Musiker ein gerechtes Gerichtsverfahren für sich gefordert habe. Die Organisation betont ebenfalls, Saman Yasin sei schon früher vom Regime gefoltert worden, um Geständnisse zu erzwingen - unter anderem durch eine Scheinhinrichtung.

    Zunächst zum Tode verurteilt

    Saman Yasin rappt über Ungleichheit, Unterdrückung und Arbeitslosigkeit. Einsatzkräfte des Regimes nahmen ihn im Oktober 2022 im Zuge der Proteste im Iran fest und warfen ihm die versuchte Tötung von Sicherheitskräften vor. Yasin wies die Vorwürfe zurück. Er wurde zum Tode verurteilt und ging in Berufung. Das Oberste Gericht gab dem statt und hob das Urteil auf. Der Prozess soll neu aufgerollt werden. Neben Saman Yasin sind weitere Musiker, darunter auch der bekannte Rapper Toomaj Salehi, im Iran inhaftiert. Auch in seinem Fall gab es Berichte über Folter.
    Diese Nachricht wurde am 31.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.