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SPD-Generalsekretärin hofft auf Zustimmung der Linken für Gauck

"Überparteilich und vertrauenswürdig" sei der Ex-Leiter der Stasiunterlagenbehörde Joachim Gauck, sagt Andrea Nahles - und glaubt 20 Jahre nach der Wiedervereinigung an "positive Stimmen" vonseiten der Linkspartei für den SPD-Bundespräsidentschaftskandidaten.

04.06.2010
    Christoph Heinemann: Wir begrüßen SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, guten Morgen!

    Andrea Nahles: Guten Morgen!

    Heinemann: Frau Nahles, wieso hat die SPD niemanden nominiert, der über alle Parteigrenzen hinweg angenommen wird?

    Nahles: Wir haben ein Angebot gemacht, das wir im besten Sinne als überparteilich und vertrauenswürdig bezeichnen können, nämlich Joachim Gauck.

    Heinemann: Glauben Sie, dass die Linkspartei für einen Stasi-Aufklärer stimmen wird?

    Nahles: Ich fürchte vielleicht nein, würde mich aber freuen, wenn sie sich doch dazu entschließen könnten.

    Heinemann: Glauben Sie denn umgekehrt (das Problem hat ja zwei Seiten), dass sich ein Joachim Gauck von den Linken wählen lassen wird?

    Nahles: Wir haben mit ihm darüber geredet, er weiß, dass die Abstimmung in der Bundesversammlung geheim ist, und ich denke, wir sind mit den Grünen zusammen die Einzigen, die einen wirklich, auch über die Parteigrenzen hinweg ein Personalangebot machen mit Joachim Gauck. Er ist überall respektiert und ich glaube, gerade das würde jetzt Vertrauen schaffen. Und deswegen haben wir uns ganz bewusst gegen einen aktiven Parteipolitiker entschieden und für jemanden, der allseits respektiert wird.

    Heinemann: Aber Gauck ist doch – ich will Gesine Lötzsch nicht vorgreifen –, aber Gauck ist doch für die Linkspartei ein rotes Tuch?

    Nahles: Wir können nur darauf hoffen, dass wir 20 Jahre nach der Wiedervereinigung an einem Punkt sind, wo es in der Abwägung zwischen Christian Wulff und Joachim Gauck auch aus der Linkspartei positive Stimmen zu Joachim Gauck geben kann.

    Heinemann: Hat Christian Wulff das Zeug zu einem guten Bundespräsidenten?

    Nahles: Er ist auf jeden Fall bis gestern noch mit harten Bandagen als Parteipolitiker aufgetreten und er ist sicherlich ein kompetenter Ministerpräsident, aber ich bin doch etwas enttäuscht, dass Frau Merkel auf das Angebot von Grünen und SPD insbesondere, einen überparteilichen Kandidaten zu finden, nicht eingegangen ist.

    Heinemann: Wer hätte das sein können?

    Nahles: Zum Beispiel Joachim Gauck!

    Heinemann: Der, wie gesagt, von den Linken wahrscheinlich nicht akzeptiert werden wird ...

    Nahles: Ja gut, aber wir hätten ja mit der Union und mit der FDP zusammen eine dicke Mehrheit gehabt.

    Heinemann: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, danke schön für das Gespräch und auf Wiederhören!

    Nahles: Auf Wiederhören!