Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Stahr, teilte mit, der Vorschlag sei noch nicht konsensfähig. Nötig sei es, gemeinsam mit den Ländern zusätzliche Stellen für dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen. Ihre SPD-Kollegin Wagner sagte, so stelle sich der Wandel zu mehr entfristeten Stellen im Wissenschaftsbetrieb nicht ein. Deswegen habe man dem Entwurf nicht zustimmen können.
Stark-Watzingers Entwurf für das neue Wissenschaftszeitvertragsgesetz sieht unter anderem vor, dass Wissenschaftler künftig in der Zeit nach der Promotion ("Postdoc-Phase") spätestens nach vier Jahren eine Perspektive für eine Festanstellung bekommen sollen. Derzeit müssen sie im Zweifelsfall sechs Jahre darauf warten. Eine Gewissheit, wie es weitergeht, haben sie in beiden Fällen nicht, weil es kaum unbefristete Stellen jenseits einer Professur gibt. Die FDP-Politikerin betonte zugleich, dass die Gesetzesreform keine neuen Dauerstellen schaffe und keine moderne Führungskultur in Hochschulen ersetze. Stimmt das Parlament zu, könnte das Gesetz laut Stark-Watzinger im Frühjahr 2024 in Kraft treten.
Lob kam von der Interessenvertretung forschungsstarker Universitäten in Deutschland, U15. Geschäftsführer Wöpking sagte im Deutschlandfunk, man sehe einen sinnvollen Kompromiss der allen etwas abverlange und der sehr viele gute Möglichkeiten für die Neugestaltung von Karrierewege biete.
Junge Wissenschaftler und die Gewerkschaft GEW betonten indes, die Reform lasse keine Verbesserung erwarten. GEW-Vize Keller sprach in der Rheinischen Post vom Einknicken des Bundesministeriums vor den Arbeitgebern.
Hintergrund der Reform sind seit Jahrzehnten beklagte prekäre Beschäftigungsverhältnisse, mangelnde Perspektiven und unbezahlte Überstunden für Nachwuchskräfte im deutschen Wissenschaftssystem. Unter den Hashtags #IchbinHanna, #IchbinReyhan oder #ProfsfürHanna wird das in den Sozialen Medien thematisiert.
Diese Nachricht wurde am 07.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.