In Berlin sind am Sonntag die Special Olympics World Games zu Ende gegangen, ein Multi-Sportevent für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung. Ziel der Spiele war es, das Thema Inklusion in der Gesellschaft voranzutreiben. "Das ist eine tolle Geschichte", sagte Jürgen Dusel (SPD), Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, im Deutschlandfunk. "Man merkt einfach wie schön es ist, wenn die Gesellschaft bunt ist."
Begegnungen mit den Athletinnen und Athleten im Stadion, in Geschäften oder in Hotels würden dabei helfen, Vorurteile abzubauen, so Dusel: "Wir lernen ja nur aus Begegnungen. Und wir können unsere Vorurteile, die in irgendeiner Weise vorhanden sind, nur abbauen, indem man sich begegnet. Und dann merke ich schon, das hat einen wirklich großen Einfluss auf die Sicht von Menschen mit Beeinträchtigungen. Insofern sind die Spiele eine wirklich wunderbare Gelegenheit, für das Thema Inklusion Rückenwind zu bekommen."
Dusel: "Wichtig, dass nachhaltig etwas passiert"
Dusel hatte bereits vor den Spielen die Hoffnung geäußert, dass die Weltspiele zu einem veränderten Blick auf Menschen mit Beeinträchtigungen führen. Dass nun viele Verantwortliche aus der Bundesregierung und dem Berliner Senat bei den Spielen anwesend waren, mache ihn "hoffnungsfroh", sagte er. "Wichtig ist jetzt nur, dass wir nicht nur die Athletinnen und Athleten und die Spiele feiern, sondern dass natürlich danach etwas nachhaltig passiert in der Situation für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen."
Dusel habe während der Spiele auch Dinge entdeckt, die ihn sorgenvoll stimmen. "Ich merke zum Beispiel, dass wir oder Berlin es beispielsweise an einem zentralen S-Bahnhof nicht geschafft hat, dass die Rolltreppen funktionieren, dass die Fahrstühle funktionieren. Und das finde ich schon ein bisschen beschämend", sagte Dusel und richtete seinen Blick auch schon auf die Fußball-Europameisterschaft der Männer im kommenden Jahr: "Dann kommen wieder ganz viele Menschen aus aller Herren Länder hierher und dann werden wir zeigen müssen, wie es hier um die Barrierefreiheit bestellt ist. Dass es nicht gelungen ist, diese Problematik abzustellen, finde ich beschämend."
"Von Barrierefreiheit profitieren alle"
Dusel wolle diese Problematik in verschiedenen Gremien vor der Fußball-EM 2024 anbringen, sagte er. "Von Barrierefreiheit profitieren wirklich alle, nicht nur Menschen mit Behinderungen. Und es ist wichtig, dass wir daraus lernen. Wir haben da definitiv ein Qualitätsproblem. Aber die Freude über die Spiele überwiegt, das will ich noch einmal deutlich sagen."
Er und sein Team würden sich in diesem Jahr besonders auf die Situation für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen fokussieren, sagte Dusel. "Wie ist der Zugang zu Bildung jenseits der Förderschule? Wie ist die Situation, wenn es um Teilhabe am Arbeitsleben geht, jenseits von Werkstätten für behinderte Menschen? Wie sieht es aus im Zugang zum Gesundheitsschutz?" Auch das Thema Digitalisierung sie Thema gewesen, Gewaltschutz solle noch folgen. Aus den Ergebnissen sollen dann Teilhabe-Empfehlungen an die Bundesregierung entstehen, die dann auch in Gesetze einfließen sollen.
Das Bundesteilhabegesetz sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Dusel, auch wenn es noch Verbesserungsbedarf gebe. "Aber mir ist einfach wichtig, dass es klar wird, dass es nicht irgendwas nice-to-have ist, oder dass wir das machen, weil wir einfach so nett sind und begeistert von den Special Olympics World Games. Sondern Menschen mit Behinderungen, in dem Fall Lernbehinderungen, sind Bürgerinnen und Bürger unseres Landes und sie haben das gleiche Recht wie alle anderen Menschen auch auf Teilhabe, dabei zu sein, teilzuhaben an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Das macht unsere Demokratie aus."