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Spica, der Hauptstern der Jungfrau
Heißes Doppel-Ei im Süden

Der weißlich leuchtende Lichtpunkt, der zurzeit gegen Mitternacht nicht allzu hoch im Süden strahlt, ist Spica, der Hauptstern im Sternbild Jungfrau. Das Licht, das jetzt die Erde erreicht, hat sich vor gut 260 Jahren auf den Weg gemacht.

Von Hermann-Michael Hahn |
Spica, der hellste Stern in der Jungfrau, leuchtet heute Nacht ein Stück rechts des Mondes
Spica, der hellste Stern in der Jungfrau, leuchtet heute Nacht ein Stück rechts des Mondes (Stellarium)
Spica ist unter den hellen Sternen des Nachthimmels einer der heißesten. Die Oberflächentemperatur beträgt mehr als 22.000 Grad. Entsprechend strahlt sie den größten Teil ihrer Energie im Bereich der Ultraviolettstrahlung ab. Spica leuchtet mehr als 13.000-mal so hell wie die Sonne.
Für das bloße Auge unmerklich verändert dieser Stern alle vier Tage seine Helligkeit um knapp fünf Prozent. Grund dafür ist ein eng benachbarter, etwas dunklerer Sternpartner, der Spica alle vier Tage einmal umrundet.
Das Sternbild Jungfrau (Virgo) in einer historischen Darstellung 
Das Sternbild Jungfrau (Virgo) in einer historischen Darstellung (Bode)
Sie hat einen Durchmesser von rund elf Millionen Kilometern, während ihr Begleiter gut halb so groß ist. Beide sind nur 20 Millionen Kilometer voneinander entfernt, haben also bezogen auf ihre Größe einen sehr geringen Abstand. Die gegenseitige Anziehungskraft sorgt dafür, dass beide Sterne leicht ellipsoidal verformt sind. Sie wenden uns dadurch mal ihre Breitseiten zu, dann wieder ihre schmaleren Enden, was zu den Helligkeitsschwankungen führt.
Vor einigen Jahren fand man aber auch Hinweise auf eine winzige gegenseitige Bedeckung, die zusätzlich für eine kleine Helligkeitseinbuße sorgt. Damit zählt Spica auch zu den Bedeckungsveränderlichen, ähnlich dem Stern Algol im Perseus.
Doch ist sie in erster Linie ein heißes rotierendes "Doppel-Ei" in der Jungfrau.